Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund im Kuehlschrank

Der Hund im Kuehlschrank

Titel: Der Hund im Kuehlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Carla Gerndt
Vom Netzwerk:
wenigen Jahren das »Raritätencafé«. In diesem kleinen Kaffeehaus wurde jeden Samstagnachmittag für eine Stunde ein Geschichtenerzähler oder eine Geschichtenerzählerin eingeladen. Dadurch entstand ein besonderer Erzählraum mit einer einzigartigen Atmosphäre, der von vielen Stammhörerinnen und Stammhörern sehr geschätzt wurde.
     
    Das Bedürfnis nach Erzählräumen nimmt zu. Wir brauchen nicht nur Internetcafés, in denen Menschen miteinander über weite Distanzen kommunizieren, sondern genauso Erzählcafés, in denen Menschen miteinander Zeit verbringen und sich gemeinsam
auf Geschichten einlassen. Beide Cafés haben ihren Wert. Jedes zu seiner Zeit.
    Konzentration, Fokus, Präsenz
    In einer Unterhaltung müssen sich Sprecher und Hörer gleichermaßen konzentrieren. Dies gelingt nicht immer, oft ist die Ablenkung groß. Durch störende Nebengeräusche oder parallel geführte Gespräche wird das Zuhören erschwert. Die Ablenkung kann aber auch in uns selbst liegen, wenn wir, während ein anderer etwas erzählt, anderen Gedanken nachhängen und überlegen, was wir später noch einkaufen müssen. Konzentration ist eine Fähigkeit, die man lernen kann und üben muss. Ebenso wichtig sind die Pausen. Keiner kann unendlich lange aufmerksam sein. Es ist wichtig, die eigene Spanne der Aufmerksamkeit zu kennen. Sobald die Präsenz nachlässt, sollte man ein Gespräch beenden und zu einem anderen Zeitpunkt weiterführen.
     
    Kommunikation braucht einen klaren Fokus. Das Wort »Fokus« hängt mit dem lateinischen Wort für Feuerstelle oder Herd zusammen. Ein passendes Bild: Die Feuerstelle im Zentrum eines Raumes entspricht der Aufmerksamkeit im Zentrum einer Kommunikationssituation. Früher wurde gern vor dem Kaminofen oder in der Küche am Herd erzählt. Wer erzählt, braucht eine Feuerstelle im Inneren, die die Energie bündelt und auf ein Ziel ausrichtet. Denn nicht nur die inneren Bilder eines Erzählers übertragen sich auf die Zuhörer, sondern auch seine Präsenz. Wenn jemand konzentriert spricht und mit seinem inneren Herdfeuer gut verbunden ist, sprühen Funken der Begeisterung und stecken auch die Zuhörer an. Diese können dann gar nicht anders, als gebannt zuzuhören.

     
    Das innere Feuer in einer Kommunikation brennt warm und hell, wenn alle sechs ausgeführten Erzählqualitäten Raum bekommen. Eine gute Idee, die einen selbst begeistert, ist ein erster zündender Funke in jeder Unterhaltung. Kraftvolle innere Bilder schüren das Feuer. Darf dann auch noch das innere Kind am Feuer sitzen und mitspielen, kommt mehr und mehr Bewegung in ein Gespräch. Der Rhythmus der Geschichte hält das Feuer am Brennen, er pustet seinen heiß-kalten Atem in die Flammen, und der authentische Ausdruck eines Redners zieht schließlich die Zuhörer unwiderruflich in seinen Bann. Es ist das eigene innere Feuer, das einem Erzähler die Aufmerksamkeit anderer Menschen schenkt.
    Paddy – Die Geschichte von dem, der keine Geschichte erzählen konnte
    Der Mensch, von dem ich euch erzählen möchte, hat irgendwo draußen in einer Hütte gelebt, zwischen grünen Hügeln, Moor und Heide. Er hieß Paddy, und seine Frau hieß Maddy. Sie hatten einige Schafe, die hütete Paddy. Und wenn die Wolle lang genug war, wurden sie geschoren, die Wolle wurde gewaschen, gekämmt und gesponnen, und dann strickte Maddy Strümpfe daraus. Wenn sie genügend Strümpfe beisammen hatte, wurden sie gewaschen und gepresst, und dann brachte Paddy sie in einem großen Korb zum Markt und verkaufte sie. So verlief ihr Leben tagaus, tagein, jahraus, jahrein. Und Paddy sprach nicht viel. Er sagte höchstens »Guten Morgen« oder »Guten Abend« oder »Hallo« – mehr nicht, und mehr war auch nicht nötig. Aber eines Tages, da kam Paddy völlig außer sich vom Markt zurück, und er konnte gar nicht anders, er musste erzählen, was ihm geschehen war.
     
    Er war am Vortag wie üblich mit seinem Korb voller Strümpfe zum Markt gegangen. Er kannte den Weg, er war ihn schon hundert Mal gegangen, und so achtete er nicht groß darauf, sondern hing seinen Gedanken nach. Nach einer Zeit aber bemerkte er einen Baum, den er nicht kannte. Seltsam, dachte Paddy, ich kenne hier doch jeden Stein, beinahe jeden Grashalm, aber diesen Baum habe ich wirklich noch nie gesehen. Aber ich kann mich doch unmöglich verlaufen haben?! Und er ging weiter. Die Sonne erreichte ihren höchsten Punkt. Sonst hatte Paddy um diese Zeit den Markt schon lange erreicht, aber an diesem Tag

Weitere Kostenlose Bücher