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Der Hund im Kuehlschrank

Der Hund im Kuehlschrank

Titel: Der Hund im Kuehlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Carla Gerndt
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jedem Gespräch in die Tiefe tauchen, das wäre zu intensiv und ist auch nicht in jeder Situation angebracht. Aber das Wissen um die Welt hinter oder – um in Wittgensteins Bild des Wassers zu bleiben – unter den Worten ist entscheidend für eine bewusste Kommunikation.
     
    Worte allein sorgen leicht für Missverständnisse. Bilder sind konkreter und damit besser greifbar. So kann man beispielsweise ein Kompliment auf unterschiedliche Weise aussprechen. Wie wirken die beiden folgenden Aussagen auf Sie? Beide haben dieselbe Botschaft.
     
    • »Ich finde dich toll, weil du so ein fröhlicher Mensch bist!«
    • »Ich finde es toll, wenn du mir wie gestern lachend und mit fliegenden Haaren entgegenläufst, wenn du über das ganze Gesicht strahlst und schon von Weitem deine Augen blitzen. Du bist so ein fröhlicher Mensch!«
     
    Die Worte »fröhlicher Mensch« werden in der zweiten Aussage auf eine bestimmte Situation bezogen, eine konkrete Szene wird beschrieben. Das Kompliment ist in diesem Fall mit einer persönlichen Wahrnehmung gefüllt, und das ist es, was den Empfänger der Botschaft vermutlich mehr bewegt als die grundsätzliche Bemerkung, dass es positiv ist, ein fröhlicher Mensch zu sein.
     
    Stellen Sie sich einen Menschen vor, der Ihnen nahesteht und dem Sie gern etwas Nettes sagen möchten. Und nun versuchen Sie, die folgenden Komplimente (oder auch andere) in Bezug auf diese Person mit persönlichen und anschaulichen Beispielen zu füllen. Drücken Sie sich dabei so bildhaft wie möglich aus.
»Ich mag dich gern.«
»Ich mag es gern an dir, dass du . . .«
»Ich mag es gern, wie du . . .«
»Ich finde dich hübsch.«
»Es ist so hübsch an dir, wenn du . . .«
»Du bist so hübsch, weil du . . .«
»Ich bewundere dich.«
»Ich bewundere, wie du . . .«
»Wenn du . . ., dann bewundere ich das.«
»Toll, dass du so erfolgreich bist.«
»Als du . . ., fand ich das ganz toll.«
»Als du . . ., habe ich gemerkt, wie erfolgreich du bist.«
»Du bist fleißig.«
»Wenn ich sehe, wie du . . ., merke ich, wie fleißig du bist.«
»Du bist wirklich fleißig, wenn du . . .«
    Bilder erzählen
    Wer »Bilder erzählt«, muss genau sein. Sobald ein Bild in sich nicht stimmig ist, merkt das der Zuhörer sofort. Kinder – vor allem im Alter von drei bis sechs Jahren –, die besonders stark in Bildern zu Hause sind, sind das beste und kritischste Publikum. Sie scheuen sich nicht, einzuhaken und nachzufragen, wenn sie sich etwas nicht vorstellen können.
     
    Als ich einmal einer Kindergruppe erzählte, wie ein König einen großen Sack Gold in seine Jackentasche steckte, um damit einen armen alten Mann zu bestechen, wunderte sich ein Junge und fragte, wie denn ein so großer und schwerer Sack in eine kleine Jackentasche passen könne. Das ginge doch gar nicht, und die Jackentasche würde entweder reißen oder ausleiern. Sein Einwand war völlig berechtigt, denn mein inneres Erzählbild war an dieser Stelle nicht stimmig. Aus dieser Situation entstand dann ein schönes Gespräch mit den zuhörenden Kindern, auf welche Weise man am besten einen großen Sack mit Gold transportieren kann . . . Dieses Beispiel zeigt: Es ist das Reden mit und über die inneren Bilder, das eine Geschichte lebendig macht. Oft sind es gerade die »Fehler« oder Irritationen, die uns miteinander ins Gespräch bringen.
    Urstoffe und elementare Gefühle
    Es gibt verschiedene Wege, in die Tiefen der Bilderwelt einzutauchen. Einmal mehr sind es Märchen und Mythen, die uns dazu einladen. Ähnlich wie im selbstvergessenen Spiel oder auch im Traum öffnen sich beim Hören eines alten Mythos Türen zur Innenwelt. Symbole, Bilder und Archetypen führen uns auf den Grund der eigenen Erlebnis- und Gefühlslandschaft. Gianni Rodari vergleicht in seiner Grammatik der Phantasie ein Wort mit einem Stein. Wenn man einen Stein in einen Teich wirft, erzeugt er konzentrische Kreise. Das hat sicherlich jeder schon einmal beobachtet. Ein Wort, das zufällig auf unsere Ohren trifft, hat dieselbe Wirkung. An der Oberfläche entstehen Wellen, in der Tiefe löst das Wort endlose Kettenreaktionen aus und zieht Töne, Bilder, Analogien, Erinnerungen, Bedeutungen und Träume hinter sich her. Eine Wort-Bewegung berührt die Erfahrung, das Gedächtnis, die Phantasie und das Unbewusste. Es lohnt sich zu warten, bis sich Wort-Kreise in unserem Inneren gebildet haben. Wenn wir im Reden sofort das nächste Wort hinterherschicken, können wir das, was uns gerade bewegt,

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