Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
heimkommen hörte und erfuhr, daß Sie Selden gejagt haben. Der arme Kerl muß sich so schon schwer genug durchkämpfen, ohne daß ich noch jemand auf seine Spur setze.«
    »Wenn Sie es uns freiwillig erzählt hätten, wäre es eine andere Sache gewesen«, sagte der Baronet. »Sie — und Ihre Frau — kamen erst mit der Sprache heraus, als es unumgänglich geworden war und Sie nicht mehr anders konnten.«
    »Trotzdem hätte ich nicht gedacht, Sie würden von dieser Mitteilung Gebrauch machen, Sir Henry — wirklich, das hätte ich nicht von Ihnen gedacht.«
    »Der Mann ist eine Gefahr für die Öffentlichkeit. Da liegen einsame Häuser und Gehöfte auf dem Moor, und er ist ein Mensch, der vor nichts zurückschreckt. Man braucht nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen, um das zu sehen. Denken Sie an Mr. Stapletons Haus zum Beispiel: Niemand außer ihm selbst ist da, es zu verteidigen. Niemand fühlt sich mehr sicher, bevor er nicht hinter Schloß und Riegel ist.«
    »Er wird in kein Haus mehr einbrechen, Sir, darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort. In diesem Landstrich wird er keinem Menschen mehr ein Haar krümmen. Ich versichere Ihnen, Sir Henry, daß in ein paar Tagen die notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen sind, und dann ist er auf dem Weg nach Südamerika. Ich bitte Sie um Gotteswillen, erzählen Sie nicht der Polizei, daß er noch auf dem Moor ist. Sie haben die Fahndung jetzt eingestellt, und er kann ruhig in seinem Versteck liegen, bis der Schiffsplatz für ihn gebucht ist. Sie können ihn nicht verraten, Sir, ohne meine Frau und mich mit hineinzuziehen. Bitte, Sir, sagen Sie der Polizei nichts!«
    »Was meinen Sie dazu, Watson?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wenn er sicher außer Landes ist, entlastet das bestimmt den Steuerzahler hier.«
    »Was aber, wenn hier Leute durch ihn zu Schaden kommen, bevor er verschwindet?«
    »Etwas so Irres würde er nicht tun, Sir. Er hat von uns alles bekommen, was er braucht. Ein Verbrechen zu begehen würde nur anzeigen, wo er sich versteckt hält.«
    »Das ist wahr«, sagte Sir Henry, »also, Barrymore...«
    »Gott wird es Ihnen lohnen, Sir, und ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Es hätte meine Frau umgebracht, wenn sie ihn wieder eingefangen hätten.«
    »Ich nehme an, daß wir hier ein Verbrechen unterstützen. Aber nach allem, was ich gehört habe, brächte ich es nicht fertig, den Mann den Behörden zu übergeben. So, reden wir nicht weiter darüber. Es ist gut, Barrymore, Sie können gehen.«
    Mit ein paar gestammelten Dankesworten wandte er sich zum Gehen. Doch er zögerte und kam noch einmal zurück.
    »Sie sind sehr freundlich zu uns gewesen, Sir, und ich möchte mich dafür gern erkenntlich zeigen. Ich weiß etwas, Sir Henry. Vielleicht hätte ich es Ihnen schon eher sagen sollen, aber als ich es herausfand, war die polizeiliche Untersuchung längst vorüber. Bisher ist kein Sterbenswörtchen über meine Lippen gekommen. Es geht um den Tod des armen Sir Charles.«
    Der Baronet und ich sprangen gleichzeitig auf. »Sie wissen, wie er starb ?«
    »Nein, Sir, das weiß ich nicht.«
    »Was wissen Sie dann?«
    »Ich weiß, warum er zu der Stunde an der Moorpforte war. Er war dort, um eine Frau zu treffen.«
    »Eine Frau zu treffen? Er?«
    »Ja, Sir.«
    »Und der Name dieser Frau?«
    »Den Namen kann ich Ihnen nicht nennen, Sir, aber ich kenne ihre Initialen: L.L.«
    »Woher wissen Sie das, Barrymore?«
    »Nun, Sir, Ihr Onkel hatte an diesem Morgen einen Brief bekommen. Gewöhnlich bekam er sehr viele Briefe, denn er war in der Öffentlichkeit bekannt für seine Güte, so daß jeder, der in Not geriet, sich gern an ihn wandte. Aber an jenem Morgen war nur dieser Brief gekommen, und so fiel er mir um so mehr auf. Er kam von Coombe Tracey, und die Adresse war von einer Frauenhand geschrieben.«
    »Und was weiter?«
    »Nun, Sir, ich dachte nicht mehr daran und hätte es wohl ganz vergessen, wenn nicht meine Frau gewesen wäre. Vor ein paar Wochen hat sie Sir Charles' Zimmer gründlich durchgeputzt -seit seinem Tod war nichts darin angerührt worden-, und da fand sie im Kamin, weit hinten auf dem Rost, den verbrannten Brief. Der größte Teil war verkohlt und zerfiel gleich zu Asche, aber ein kleines Stück, das Ende einer Seite, hing zusammen, und die Schrift war noch lesbar, obgleich der Hintergrund grau und schwarz war. Es sah so aus, als sei es eine Nachschrift zu dem Brief: >Bitte, bitte, so wahr Sie ein Gentleman sind, verbrennen Sie diesen Brief und seien Sie um

Weitere Kostenlose Bücher