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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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wissen Sie, daß da noch ein Mann ist?«
    »Ja, Sir, da draußen im Moor ist noch ein Mann.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein, Sir.«
    »Woher kennen Sie ihn denn?«
    »Selden hat mir davon erzählt; vor einer Woche, es kann auch schon etwas länger her sein. Er versteckt sich dort ebenfalls, ist aber kein entsprungener Sträfling, wenn ich das recht begriffen habe. Mir gefällt das nicht, Doktor Watson, ich sag's Ihnen ganz offen: Mir gefällt das ganz und gar nicht.« Er sprach plötzlich mit leidenschaftlichem Ernst.
    »Hören Sie mir zu, Barrymore: Ich habe bei dieser Sache kein anderes Interesse im Sinn als das Wohl Ihres Herrn. Ich bin mit der Absicht hierher gekommen, ihm zu helfen. Sagen Sie mir geradeheraus, was Ihnen nicht gefällt.«
    Barrymore zögerte einen Augenblick. Ich weiß nicht, ob ihm sein Ausbruch leid tat oder ob er es schwierig fand, seine Gefühle in Worte zu fassen.
    »All das, was da vor sich geht, Sir!« rief er endlich und machte eine Geste hin zu dem regengepeitschten Fenster, das aufs Moor hinausging. »Da spielt jemand ein böses Spiel, ein schwarzes Verbrechen braut sich zusammen, das schwöre ich Ihnen! Es wäre mir eine große Erleichterung, Sir, wenn ich Sir Henry auf dem Rückweg nach London wüßte!«
    »Aber was regt Sie so auf?«
    »Nehmen Sie Sir Charles' Tod! Schon das, was bei der amtlichen Untersuchung vor der Freigabe der Leiche gesagt wurde, war schlimm genug. Nehmen Sie die merkwürdigen Geräusche auf dem Moor. Da finden Sie niemanden, der nach Dunkelwerden noch drübergeht, nicht einmal für viel Geld. Nehmen Sie denUnbekannten, der im Moor auf der Lauer liegt. Worauf wartet er? Was soll das alles bedeuten? Für jemanden mit dem Namen Baskerville sicherlich nichts Gutes. Ich werde froh sein, wenn ich mit allem nichts mehr zu tun habe, und freue mich ehrlich auf den Tag, wenn Sir Henrys neue Dienerschaft hier einzieht und den Dienst im Schloß übernimmt.«
    »Aber was ist mit diesem Fremden?« fragte ich. »Können Sie mir irgend etwas von ihm erzählen? Was hat Selden von ihm gesagt? Hat er herausgefunden, wo er sich versteckt oder was er tut?«
    »Er hat ihn ein- oder zweimal gesehen, aber Selden ist einer von den Stillen, Schweigsamen – man bekommt nichts aus ihm heraus. Zuerst hat er gedacht, es sei ein Polizist, aber bald hat er gemerkt, daß dieser Fremde seine eigenen Ziele verfolgt. Er ist so etwas wie ein Gentleman, soviel konnte er sehen, aber was er dort tut, konnte er nicht herausbekommen.«
    »Und hat Selden gesagt, wo er sich aufhält?«
    »In einem der alten Häuser am Hang — die Steinhütten, in denen früher einmal Leute lebten.«
    »Und woher bekommt er sein Essen?«
    »Seiden hat herausgefunden, daß er einen Jungen hat, der für ihn arbeitet und ihm alles bringt, was er braucht. Wahrscheinlich macht er seine Besorgungen in Coombe Tracey.«
    »Ausgezeichnet, Barrymore. Wir werden ein andermal weiter darüber reden.«
    Als der Butler gegangen war, trat ich an das dunkle Fenster und blickte durch die beschlagene Scheibe auf die dahintreibenden Wolken und die vom Wind zerzausten Bäume, die sich im Sturm bogen. Selbst von hier drinnen betrachtet, war es eine wilde Nacht. Aber wie möchte es erst in den Steinhütten auf dem Moor sein? Was für ein leidenschaftlicher Haß muß das sein, der einen Mann dahin bringt, sich um diese Jahreszeit an einem solchen Ort versteckt zu halten! Und was für ein großes Ziel muß er fest vor Augen haben, daß er solche Strapazen auf sich nimmt! Dort, in den Steinhütten auf dem Moor, scheint des Rätsels Lösung zu liegen, das mir schon so viel Kopfzerbrechen bereitet hat. Es soll nicht noch ein Tag verstreichen, bis ich mein möglichstes getan habe, um das Geheimnis zu ergründen, das schwöre ich.
     
     

11. KAPITEL
    Der Mann auf der Felsenspitze
     
    Die Auszüge aus meinem privaten Tagebuch, die das letzte Kapitel bilden, haben meine Erzählung bis zum 18. Oktober gebracht. Zu diesem Zeitpunkt eilten die seltsamen Ereignisse immer schneller ihrem schrecklichen Ende zu. Die Geheimnisse der nächsten Tage sind unauslöschlich in meiner Erinnerung eingegraben. Ich kann sie erzählen, ohne auf die Notizen zu blicken, die ich mir damals gemacht habe. Ich beginne mit dem Tag, der jenem denkwürdigen Regentag folgte, an dem ich zwei sehr wichtige Tatsachen in Erfahrung gebracht hatte. Die eine war, daß Mrs. Laury Lyons aus Coombe Tracey an Sir Charles geschrieben und sich mit ihm verabredet hatte - genau an der

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