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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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zehn Uhr an der Pforte.< Darunter waren die Initialen L.L.«.
    »Haben sie dies Stück Papier noch?«
    »Nein, Sir, als wir es anrührten, zerfiel es zu Asche.«
    »Hat Sir Charles noch mehr Briefe in dieser Handschrift erhalten?«
    »Sir, ich habe nie besonders auf seine Briefe geachtet. Auch dieser wäre mir nicht aufgefallen, wenn er nicht allein gekommen wäre.«
    »Und haben Sie eine Ahnung, wer L.L. ist?«
    »Nein, Sir, so wenig wie Sie. Ich nehme aber an, wenn wir die Dame ausfindig machen könnten, würden wir auch mehr über Sir Charles' Tod erfahren.«
    »Es ist mir unbegreiflich, Barrymore, wie Sie eine so wichtige Information für sich behalten konnten.«
    »Nun, Sir, es war genau zu der Zeit, als wir unsere eigenen Sorgen hatten. Und außerdem, Sir, haben wir Sir Charles sehr gern gehabt, und wenn man daran denkt, was er alles für uns getan hat, ist meine Zurückhaltung wohl verständlich. Mit dieser Sache herauszukommen konnte unseren toten Herrn nicht wieder lebendig machen, und man sollte immer vorsichtig sein, wenn eine Dame im Spiel ist. Auch der beste Mensch... «
    »Sie haben geglaubt, Sie könnten seinem guten Ruf schaden?«
    »Jedenfalls habe ich gedacht, Sir, daß dabei nichts Gutes herauskommen kann. Aber nun sind Sie so freundlich zu uns gewesen, daß ich finde, es wäre ein schändliches Verhalten meinerseits, wenn ich Ihnen jetzt nicht alles sagte, was ich davon weiß.«
    »Sehr gut, Barrymore, Sie können jetzt gehen.«
    Als der Butler uns verlassen hatte, wandte sich Sir Henry mir zu. »Na, Watson, was halten Sie von dieser Neuigkeit?«
    »Mir scheint dadurch alles nur noch rätselhafter.«
    »So geht es mir auch. Aber wenn wir herausfinden könnten, wer L.L. ist, würde sich die ganze Geschichte aufklären lassen. So weit sind wir immerhin nun: Wir wissen jetzt, daß es jemanden gibt, der die Tatsachen kennt. Wir müssen sie nur finden! Was meinen Sie, sollen wir jetzt tun?«
    »Wir wollen sofort Holmes benachrichtigen. Es wird ihm den Anhaltspunkt geben, nach dem er gesucht hat. Ich müßte mich sehr irren, wenn ihn dies nicht veranlaßt herzukommen.«
    Ich begab mich sofort in mein Zimmer und begann, für Holmes einen Bericht über das Gespräch abzufassen. Es war mir klar, daß er in der letzten Zeit bis über die Ohren in Arbeit stecken mußte, denn nur wenige Briefe hatte ich aus der Baker Street erhalten, und die waren kurz. Es gab da keine Kommentare zu den Informationen, mit denen ich ihn belieferte, undkaum einmal erwähnte er meine Mission. Kein Zweifel, sein Erpresserfall verschlang alle seine Kräfte. Und doch würde dieser neue Faktor ganz gewiß seine Aufmerksamkeit erregen und sein Interesse an unserem Fall erneut wachrufen. Ich wünschte, er wäre hier.
    17. Oktober. Den ganzen Tag prasselte der Regen hernieder, raschelte im Efeu und tropfte vom Dach. Ich dachte an den Sträfling draußen im öden, kalten, schutzlosen Moor. Armer Teufel! Wie schwer seine Verbrechen auch immer waren, er hatte jetzt einiges erlitten und durchgemacht, um sie abzubüßen. Und ich dachte an den anderen - das Gesicht aus der Kutsche, die Gestalt, die sich gegen den Mond abgehoben hatte. War er auch draußen in dieser Sintflut, dieser unsichtbare Beobachter, der Mann der Dunkelheit? Am Abend zog ich mein Regenzeug an und wanderte voll düsterer Gedanken weit in das aufgeweichte Moor hinein. Der Regen schlug mir ins Gesicht, und der Wind pfiff mir um die Ohren. Gott helfe denen, die jetzt in den großen Sumpf geraten, denn selbst das hochgelegene Festland wird nun zum Morast. Ich fand den schwarzen Granitfelsen, auf welchem ich den einsamen Wächter gesehen hatte. Von seinem zerklüfteten Gipfel aus schaute ich nun selbst über das melancholische, kahle Land. Regenböen trieben über die rötliche Fläche des Moores. Schwere, schiefergraue Wolken hingen über der Landschaft und zogen in grauen Schwaden an den Hügeln vorbei. In einer Bodensenke zu meiner Linken ragten in weiter Ferne, halb vom Nebel verhüllt, die beiden schlanken Türme von Schloß Baskerville über die Baumwipfel. Das waren die einzigen Zeichen menschlichen Lebens, die ich von hier aus wahrnehmen konnte, wenn man von den vielen Ruinen vorgeschichtlicher Hütten auf den Abhängen der Hügel absieht. Nirgendwo eine Spur des einsamen Mannes, den ich vor zwei Nächten an der gleichen Stelle gesehen hatte.
    Als ich zurückwanderte, überholte mich Dr. Mortimer. Er kam mit seinem leichten Gefährt von einem weit entfernten, einsamen

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