Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
zu.
„Wem gehört dieser Pass?“, fragte er mit einer messerscharfen Stimme, so als würde er als Ankläger vor Gericht stehen, und hielt den deutschen Reisepass in die Höhe, ohne Leyla jedoch anzusehen.
Trotz seiner imposanten Größe wirkte er plötzlich wie ein kleiner, spießiger Bürokrat und schlagartig verschwand alle Lust aus Leylas Körper. Ihre Haut fühlte sich kalt und leblos an, sie wollte nur noch weg. Jetzt sah Thalberg hoch und starrte sie überrascht an, verglich ihr Äußeres mit dem Foto in dem Reisepass.
„Was geht hier vor?“ Entgeistert stierte er wieder auf Leylas blonde Haare und schüttelte den Kopf. „Du hast dir eine neue Identität gekauft! Ich kann mir auch schon denken, warum!“
„Gib mir den Pass!“, unterbrach ihn Leyla, bückte sich und zog sich den seidenen Morgenmantel wieder über. Angeekelt trat sie einen Schritt auf ihn zu, streckte die Hand aus.
„Den Pass! Ich will sofort den Pass!“, zischte sie und musterte Thalberg von oben bis unten, sein nichtssagendes Gesicht und sein langer dürrer Körper waren ihr noch nie so negativ aufgefallen.
„Wozu braucht man eine neue Identität?“, hörte sie die selbstgefällige Stimme von Thalberg. „Eigentlich nur, wenn man kriminell ist und abhauen will!“
Siegessicher deutete er auf ihre gepackte Reisetasche, die mitten im Zimmer stand. „Ist das dein Gepäck?“
„Natürlich! Das brauche ich, wenn ich verreise!“, schrie Leyla außer sich vor Wut und versuchte, Thalberg den Pass aus der Hand zu reißen. „Es ist nicht so, wie du denkst! Es ist eine geheime Mission, mit der ich betraut bin, aber nichts Illegales! Gib mir jetzt endlich den Pass!“
„Du lügst!“ Thalberg schnaubte enttäuscht, schob sie rüde zur Seite und griff nach ihrer großen Hermes-Handtasche.
„Dann wollen wir doch einmal sehen, was wir sonst noch so alles finden!“, sagte er. „Ich habe ja auch den Reisepass in deiner Handtasche gefunden!“ Er drehte die Tasche einfach um und ließ alles auf den Tisch segeln: Kamm, Creme, Parfüm, Spiegel, Lippenstift, Portemonnaie, Sonnenbrille, Haarbänder, Taschentücher, Smartphone und natürlich auch Leylas Flugticket.
„Was machst du da!“, kreischte Leyla und versetzte ihm mit ihrem nackten Fuß einen Tritt gegen das Schienbein. In ihrem Kopf rotierten die Gedanken und sie wusste, dass sie jetzt eine Entscheidung treffen musste.
„Ein Flugticket nach Berlin?“, fragte Thalheim, doch dann erregte ein Zettel, auf den ihr Farruk das Nummernkonto und dem Namen „Barrows Bank“ geschrieben hatte, sein Interesse. Langsam blickte er hoch. „Jetzt verstehe ich erst richtig, was hier vorgeht“, murmelte er und starrte vom Reisepass auf die blonde Leyla, die ihn mit ihren blauen Kontaktlinsen hasserfüllt anfunkelte. „Die Barrows Bank ist auf den Cayman Islands und das ist ein Nummernkonto. Du hast Geld unterschlagen und willst dich absetzen. Stimmt’s?“
Trotz der angespannten Situation musste Leyla laut auflachen: „Du bist verrückt! Warum sollte ich Geld unterschlagen?“
„Du hast doch immer gesagt, dass du nie mehr arm sein willst“, antwortete Thalberg. „Deshalb hast du einen deiner Klienten um sein Vermögen erleichtert.“
Leyla seufzte tief und zog den seidenen Morgenmantel enger um ihre Schultern.
„Ich erkläre dir alles“, sagte sie schließlich. „Ich ziehe mir nur schnell etwas anderes an.“ Sie ging zurück in das schmale, muffige Badezimmer, legte den seidenen Morgenmantel in eine Ecke, warf einen Blick auf die Digitaluhr, stellte fest, dass ihr nur noch wenig Zeit bis zum Check-in blieb, zog ein Paar alte Jeans und ein verwaschenes T-Shirt über, dachte an den Extrabonus und griff nach der Schere, die noch immer auf dem Bord über dem Waschbecken lag.
„Es ist nicht so, wie du denkst!“, rief sie in das Wohnzimmer, das ihr plötzlich unendlich beengt und deprimierend erschien. Eine Million Dollar Extrabonus, doch dafür musste man auch etwas leisten, das wusste sie und sie war bereit, alles dafür zu geben!
„Was willst du jetzt machen?“, fragte Leyla, als sie wieder in das Wohnzimmer trat.
„Ich behalte diesen Reisepass und die Nummern für das Konto auf den Cayman Islands. Du wirst ab jetzt machen, was ich will, hast du mich verstanden?“ Thalberg straffte die Schultern und steckte Pass und Zettel mit der Kontonummer in seine Sakkotasche. „Jetzt wirst du mir richtig dienen, Leyla! Ich bin dein Herr und Gebieter und du meine Sklavin!“ Immer
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