Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
Rücksichtslos bahnte er sich den Weg durch die Menschenmassen, aber die Frau war anscheinend verschwunden. David kletterte auf einen Müllcontainer, um sich einen Überblick zu verschaffen, rechts war der Hafen mit den riesigen Yachten, den teuren Autos und den überfüllten Cafés. Links ging es aus dem Ort hinaus, da war es bedeutend ruhiger und dort entdeckte er die Frau auch wieder. Sie stand am Kai des alten Hafens, dort wo die Jetskis vermietet wurden, und redete heftig gestikulierend mit einem Mann, wahrscheinlich dem Besitzer der Jetskis. David ahnte bereits, was sie vorhatte, sie wollte mit dem Jetski die Landzunge umfahren, um auf der anderen Seite unbemerkt wieder nach Saint-Tropez zurückzugelangen. Gerade hatte die Frau einen der Jetskis ins Wasser geschoben und mehrmals den Anlasser gedrückt, doch der Motor gab nur ein müdes Rasseln von sich und starb sofort wieder ab.
David verdoppelte seine Anstrengungen, rannte die Straße entlang, wurde aber immer wieder von den entgegenkommenden Touristen gestoppt, die alle auf dem Weg zum Hafen waren, wo täglich am Abend die Superreichen zu bewundern waren, die sich aufmachten, um in einem der schicken Restaurants von Saint-Tropez zu speisen. Endlich hatte auch David die Anlegestelle der Jetskis erreicht und weiter draußen im seichten Wasser heulte der Motor auf, den die Frau doch noch gestartet hatte – mit einem Satz schoss der Jetski hinaus in die dämmrige Bucht.
„Wo will die Frau hin?“, schrie David den Vermieter der Jetskis an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern, kaute weiter an seinem Streichholz und schob es von einem Mundwinkel zum anderen.
„Hundert Euro, wenn du mir sagst, wo die Frau mit dem Jetski hinwill!“ Der zerknüllte 100-Euro-Schein, den David zwischen zwei Fingern hin und her schwenkte, bewirkte Wunder, denn der Vermieter spuckte schnell das Streichholz ins Wasser und schnappte sich den Geldschein.
„Die Frau will auf eine Yacht, drüben bei den Beach Clubs. Dort steigt die Megaparty eines US-Rappers.“
„Hier sind nochmals 100 Euro für einen Jetski.“ Gierig griff der Mann nach dem 100-Euro-Schein und wies mit dem Daumen nach hinten.
„Dieser Jetski ist mein schnellster.“
David schlüpfte aus seinen Slippern, schob den silbrig glänzenden, stromlinienförmigen Jetski ins Wasser, drückte den Anlasser und nahm mit aufheulendem Motor die Verfolgung auf. Die feine Gischt sprühte ihm ins Gesicht, das Meerwasser brannte in seinen Augen und die Frau hatte schon einen ziemlichen Vorsprung. David katapultierte den Jetski mit höchster Geschwindigkeit weit über die Wellen, knallte hart auf das Wasser und er hatte Mühe, den Jetski unter Kontrolle zu halten. Trotz der hohen Geschwindigkeit verringerte sich der Abstand zu der Frau nur minimal und David musste einsehen, dass er sie so nicht erwischen würde, aber trotzdem dachte er nicht ans Aufgeben.
Plötzlich kreuzte ein Fischerboot die Route der Frau und David sah, wie sie verzweifelt den Lenker herumriss, um dem Boot auszuweichen, doch es war bereits zu spät. Der Jetski der Frau krachte seitlich gegen den eisenverstärkten Bug des Fischerbootes, der Motor explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall und in einem orangen Feuerball verglühte der Jetski spektakulär am beinahe dunklen Himmel.
18. Saint-Tropez – Villa von Gurbanguly
Als David Stein beim Haupteingang der Villa aus dem Taxi stieg, erwartete ihn bereits Tasha, die ihn missbilligend musterte.
„Eines muss sofort klargestellt werden, Herr Stein. Da Sie der Große Präsident beauftragt hat, für das Volk von Dakistan den Saluki zu trainieren, sind Sie natürlich auch ein Repräsentant der Republik Dakistan.“ Sie machte eine Pause und streckte angriffslustig ihr Kinn vor. „Heute haben Sie eigenmächtig gehandelt und sich unerlaubt von der Gruppe entfernt, als diese auf dem Weg in den Nikki Beach Club war.“
Für einen kurzen Augenblick spielte David mit dem Gedanken, einfach alles hinzuwerfen, zurück nach Saint-Tropez zu fahren und weiter nach Arta, um gemeinsam mit Sonja diesen ganzen Wahnsinn hinter sich zu lassen. Doch dann dachte er daran, warum er sich bereit erklärt hatte, an der Operation „Hundeflüsterer“ teilzunehmen. Es waren diese verdammten Koordinaten, mit denen sie ihn geködert hatten und es noch immer taten, diese Koordinaten, die ihm den Aufenthaltsort von Amir Karsai verraten würden.
„Ich wollte mir nur Saint-Tropez ansehen“, murmelte er verlegen, konzentrierte
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