Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
hatte, die Wüste zu verlassen und sich hierher nach Europa zu begeben. Doch jetzt war seine Reise zu Ende und Machmud am Ziel angekommen. Jetzt brauchte er nur darauf zu warten, bis ihm Allah das Zeichen geben würde. Erst dann würde er sich auf den Weg machen, um zu töten.
19. Saint-Tropez, Nikki Beach Club – noch zwei Tage bis zur Abreise
Der Ferrari Testarossa war nicht dafür geeignet, auf der schmalen Straße mit den vielen Schlaglöchern zu fahren. Immer wieder knirschte die Bodenplatte, wenn der Ferrari in ein besonders tiefes Schlagloch rumpelte und das Chassis aufsaß. Allerdings war die Kolonne, die sich zu den Parkplätzen der Beach Clubs hinunterbewegte, nur im Schritttempo unterwegs, deshalb war nicht anzunehmen, dass der Schaden sonderlich groß sein würde.
Ab und zu ließ Elisa Visconti vor Vergnügen den 12-Zylinder-Motor aufheulen, damit die neugierigen Touristen, die in einer langen Prozession zu Fuß zu den Stränden unterwegs waren und oft direkt vor ihrer Kühlerhaube den Weg querten, erschrocken zur Seite sprangen. Elisa war 29 Jahre alt, hatte eine strenge schwarze Pagenfrisur und das Schicksal hatte es gut mit ihr gemeint. Laut Pass hieß sie Visconti und war angeblich weitschichtig mit der reichen italienischen Adelsdynastie gleichen Namens verwandt. Das jedenfalls hätte sie jedem erzählt, der sie nach ihrer Herkunft gefragt hätte.
Als sie den Ferrari beim Nikki Beach Club endlich geparkt hatte, führte sie die Empfangsdame in schwarzem Cape auf extra hohen Highheels durch den Sand zu der schneeweißen Liege, die Elisa telefonisch reserviert hatte. Während sie ihr Strandkleid auszog, brachte ein muskulöser Beachboy in weißen Leinenshorts einen Eimer mit Eiswasser und eine Flasche Champagner. Für 100 Euro cremte ihr der Beachboy noch den Rücken ein, dann legte sich Elisa entspannt auf das weiße Daybed und beobachtete die Gäste des Beach Clubs. Vorne, ganz nahe beim öffentlich zugänglichen Teil des Strandes, hatten die blonden Mädchen aus der Villa von Gurbanguly ihre Liegen halbkreisförmig aufgestellt und ließen sich gerade von den Beachboys mit Champagner bespritzen, um sich abzukühlen. Die Mädchen lachten und kreischten und schienen sich prächtig zu amüsieren, bis auf eines, das zwar mit den anderen mitlachte, aber Elisa konnte unschwer erkennen, dass ihr Interesse an den attraktiven Beachboys gering war. Um den Hals trugen die Mädchen Keycards an rot-goldenen Bändern, den Farben von Dakistan, die sie nicht einmal ablegten, wenn sie so wie jetzt mit einem großen bunten Wasserball in Begleitung einiger Beachboys zum Meer hinausliefen.
Das Mädchen, das sich zuvor schon ein wenig abgesondert hatte, war nicht mit an den Strand gegangen, sondern stand noch unschlüssig mit vor der Brust verschränkten Armen am Zaun, der den Beach Club vom Strand trennte, und beobachtete zwei der Mädchen, die auf den Schultern ihrer muskulösen Beachboys im Wasser einen Ringkampf veranstalteten.
„Hallo, hier, trink einen Schluck, das hilft gegen die Hitze“, sagte Elisa auf Englisch und hielt dem Mädchen, das einen Kopf größer war als sie, ein Glas Champagner hin. „Ich heiße Elisa und mir ist langweilig! Wollen wir uns nicht ein wenig unterhalten oder interessieren dich etwa diese Muskeltypen?“, fragte sie und klimperte dabei wie zufällig mit dem Schlüssel ihres Ferraris. Dabei wies sie mit ihrer Hand zu ihrem Daybed.
„Nein, diese Kerle geben mir überhaupt nichts.“ Die Augen des Mädchens glitzerten begehrlich, als es den markanten Schlüssel gesehen hatte, und Elisa wusste sofort, dass der Nachmittag in ihrem Sinne verlaufen würde. Das Mädchen war sehr groß und nicht älter als 18 Jahre, hatte genauso wie seine Freundinnen langes blondes Haar und war braun gebrannt. In einem Zug trank es den eiskalten Champagner, dann auch noch ein zweites Glas, das ihr Elisa anbot.
„Ich bin Catherine“, sagte das Mädchen nach dem dritten Glas Champagner und streckte Elisa seine schlanke gebräunte Hand entgegen. Elisa lachte laut auf, zog das Mädchen an den Haaren zu sich heran und küsste es direkt auf den Mund.
„So macht man das bei uns in Italien“, flüsterte sie und schenkte Catherine ihr bezauberndstes Lächeln. „Was hast du denn da um den Hals?“, fragte Elisa ganz nebenbei, als sie wie zufällig mit der Hand über den Busen von Catherine strich. „Ist das ein Talisman?“
„Ach, das ist bloß die Key-Karte für unsere Villa“, antwortete
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