Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
wollte nur sein Ziel erreichen und dieses Ziel war der Mann, den er töten musste. Wie ein dunkler Schatten bewegte er sich auf das Tor zu, sah aber im letzten Augenblick das rote Blinken einer Überwachungskamera, die in einer langsamen Drehbewegung den Raum rund um das Tor überwachte. Er kannte diese Kameras von den vorgeschobenen Stützpunkten der Armee in der Wüste, wusste, dass diese Kameras mit Bildschirmen verbunden waren, auf denen man ihn entdecken konnte.
Ähnlich wie in der Wüste, robbte Machmud deshalb über die schwarzen und weißen Marmorplatten, mit dem der Garagenboden ausgelegt war, rollte sich dann unter einen breiten Wagen mit Fahnen an den vorderen Kotflügeln, um einen Plan zu entwickeln.
Bisher hatte ihm Allah den Weg gewiesen, jetzt war Machmud seinem Ziel ganz nah, das konnte er spüren, denn seine Visionen nahmen an Intensität zu und waren jetzt schon ständig gegenwärtig. Behutsam wickelte er seine Waffe aus dem roten Samttuch, betrachtete den gekrümmten Dolch, den ihm das Schicksal und Allahs Gnade in die Hände gespielt hatte, und sah die in einem Licht funkelnde Klinge. Schlagartig war er wieder in der Wirklichkeit. Die Klinge hatte ein Licht reflektiert, obwohl die Garage komplett dunkel war. Vorsichtig schob sich Machmud unter der Limousine hervor und sah direkt neben sich in der Wand eine kleine Metalltür, die nicht geschlossen war und im nächtlichen Wind lautlos klapperte. Machmud wusste nicht, was ihn draußen erwarten würde, aber die offene Tür, die außerhalb des Bereichs der Kamera lag, war ein neuerlicher Beweis für Allahs Güte und bedeutete, dass er auf dem richtigen Weg war.
Das jahrelange Umherziehen durch die nächtliche Sahara hatte Machmuds Sinne geschärft und so fand er sich auch in der Dunkelheit problemlos zurecht. Gebückt schlich er über einen schmalen Rasenstreifen und erreichte ein kleines Pinienwäldchen. Er bewegte sich im Schatten der Bäume vorwärts, hörte schon von Weitem die schweren Stiefel der Securitymänner, die das Gelände kontrollierten, und konnte sich unbemerkt in den Büschen verstecken, wenn sich eine Patrouille näherte. Da er keine Ahnung hatte, wo sich sein Ziel befand, schlich er zunächst planlos auf dem Gelände umher und war nahe daran zu resignieren. Aber er wusste, dass ihm Allah den richtigen Weg weisen würde und ergab sich deshalb blind in sein Schicksal. Und wie schon zuvor so oft, wurde auch diesmal sein bedingungsloser Glaube belohnt.
Plötzlich ein Geruch, den er aus seiner Heimat kannte, einer Heimat, die weit entfernt war und jetzt doch so nahe. Machmud blieb stehen und hielt witternd wie ein Wolf die Nase in den Wind. Er trat aus dem Wald und stand am Rand einer gepflegten Rasenfläche, die bei einem gekiesten Vorplatz endete. Dahinter ragte ein weißes Gebäude in die Dunkelheit, das einer Moschee ähnelte. Vor einem goldenen Tor, das halb geöffnet war, standen zwei Mädchen, die rauchten und sich heftig gestikulierend unterhielten. Überfallsartig brach die Vision wieder über Machmud herein. Doch diesmal ging sie noch viel weiter: Plötzlich hob das Tier witternd den Kopf, das glanzlose, weiße Fell begann mit einem Mal zu leuchten und vor neu gewonnener Energie zu knistern. Die schwarzen Augen brannten Löcher in die goldenen Stäbe und schossen ihre Blitze bis in Machmuds Kopf. Dann drehte das Tier den Kopf zur Seite und wies ihm den Weg.
Diese letzte Vision hatte sich in Machmuds Kopf festgesetzt und so war es für ihn leicht, sein Ziel zu identifizieren. Der Saluki hatte ihm die Richtung gezeigt. Als er nach Osten schaute, dort, wo sich gerade der Horizont rot färbte, sah er auf einem künstlichen Hügel eine Villa von gigantischem Ausmaß mit einer Kuppel als Zentrum, von dem verschiedene Seitentrakte abgingen. Mit verschränkten Beinen setzte sich Machmud unter einem Strauch auf den Boden und blickte auf das Gebäude, das in den Strahlen der aufgehenden Sonne nur ein riesiger düsterer Klotz ohne Leben war.
Als es immer heller wurde, zog sich Machmud in das kleine Pinienwäldchen am Rande des Rasens zurück. Unter den Wurzeln einer ausladenden Pinie entdeckte er ein kleines Erdloch, das er mit seinem Dolch zu einer Höhle erweiterte. Er arbeitete solange, bis die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne ihr Licht über die Kuppel der Villa warfen, dann kroch er in die Höhle und schloss die Augen. Machmud hatte sein Ziel erreicht und das war diese Villa, in der das Böse lauerte, das ihn gezwungen
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