Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)

Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)

Titel: Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
Vom Netzwerk:
hatte sie Gewehr und Rucksack gepackt, verschwand hinter einer Hausecke, rutschte mit angehaltenem Atem an der Mauer nach unten, das Gewehr im Anschlag. Doch es war nur ein Handwerker, der auf die Terrasse geschlendert war, sich laut gähnend streckte und dann eine Zigarette anzündete. Gemächlich drehte er sich um, beobachtete mit amüsiertem Gesichtsausdruck die Hektik unten bei der Rennbahn.
    „François! Los, komm schon!“, rief eine genervte Stimme aus dem ersten Stock und der Mann auf der Terrasse winkte unwirsch ab.
    „Ist ja gut! Ich komme, ich komme!“ Noch zwei, drei hektische Züge, dann schnippte er die brennende Zigarette über die Balustrade hinunter ins Gebüsch, steckte die Hände in die Hosentaschen und schlenderte aufreizend langsam wieder zurück zum Haupteingang.
    Leyla wusste, dass ihr jetzt nur wenige Sekunden blieben, um den Schuss abzugeben, um sich mit Steins Tod ihren Traum von einem weißen Haus am Meer zu erfüllen. Stein würde tot sein und sie frei. Schon war sie wieder zurück auf der Terrasse, postierte das Gewehr erneut auf der Balustrade, starrte durch das Zielfernrohr, war wieder in dem schwarzen Tunnel, in dem es nur mehr Stein und sie gab und sonst nichts. Die allgemeine Hektik an der Rennbahn ignorierte sie nun. Das Blut rauschte in ihren Ohren, als sie die blonden, streichholzkurzen Haare von David Stein jetzt formatfüllend im Fadenkreuz sah, sie senkte den Lauf vielleicht einen Millimeter, der Wind war konstant und würde das Geschoss nicht von der berechneten Flugbahn abbringen, jetzt kam Steins Ohr in das Fadenkreuz, einen Wimpernschlag nach links, um die Schläfe zu erwischen, durch das Zielfernrohr verschmolzen sie beide, wurden zu einer Schicksalsgemeinschaft, die ein unsichtbares Band des Todes geknüpft hatte. Vielleicht wäre ihr Leben anders verlaufen, wenn sie jemanden getroffen hätte, der ihr Ruhe und Sicherheit gegeben hätte, der sie beschützt hätte vor den ständigen Alpträumen. Doch dafür war es jetzt zu spät, sie hatte ihr Leben selbst in die Hand genommen und dieses Leben war nun einmal stark mit dem Tod verknüpft. Leyla aktivierte den roten Laserpunkt, strich mit ihrem Zeigefinger beinahe zärtlich über den kühlen Abzug und drückte ab.
    *

    Auch Machmud hatte die Zeichen erkannt und er wusste, dass es jetzt an der Zeit war zu handeln. Bedächtig wickelte er den gekrümmten Dolch aus dem roten Samttuch, hielt die Klinge ins Licht, sah die feinen Schleifspuren in dem glänzenden Stahl und machte sich bereit. Noch einmal drückte er den mit schwarzem Isolierband umwickelten Griff an seine Stirn und dachte an die Wüste mit ihren goldenen wellenförmigen Sanddünen, die er vielleicht niemals wiedersehen würde. Aber das machte ihm nichts aus, denn er wusste, dass sein Hund bei dem „Hundeflüsterer“ in guten Händen war. Er robbte bis an den Rand der Rennbahn und beobachtete, wie der Mann, der seinen Hund gestohlen hatte, sich umständlich auf die Schultern von zwei halbnackten Mädchen stützte und unbeholfen einige Schritte machte. „Der Große Präsident möchte einen genauen Ablauf von Ihnen!“, rief eines der Mädchen mit einer hellen, fast kindlichen Stimme zu dem Hundeflüsterer.
    Als der Hundeflüsterer antwortete, konnte Machmud nicht verstehen, was er sagte. Doch an der allgemeinen Reaktion merkte er, dass der Hundeflüsterer etwas Falsches gesagt haben musste, denn die Männer und Frauen auf dem Platz vor der Rennbahn erstarrten und senkten die Köpfe.
    Plötzlich tauchte die Sonne über den Pinien auf und die goldenen Knöpfe auf der Uniform des Mannes, der seinen Hund gestohlen hatte, blitzten wie ein Leuchtfeuer auf. Das Zeichen Allahs duldete keine weitere Verzögerung, Machmud schnellte in die Höhe, rannte schnell wie sein Hund quer über die Rennbahn und die gekrümmte Klinge seines Dolches leuchtete in der aufgehenden Sonne, funkelte gefährlich, unheilvoll und tödlich.
    Das Überraschungsmoment war auf Machmuds Seite, denn als die Männer realisierten, dass von ihm eine tödliche Bedrohung ausging, war Machmud auch schon bei dem Mann, der Gurbanguly hieß und seinen Hund gestohlen hatte. Die goldenen Uniformknöpfe funkelten noch immer und Allahs Wille würde geschehen. Machmud stieß die beiden halbnackten Mädchen so fest zur Seite, dass sie kreischend in den Sand stürzten, und hob seinen Dolch mit der gekrümmten Klinge, um Gurbanguly zu bestrafen und so Rache zu üben, wie es Sitte war.
    Genau in dem Moment, als

Weitere Kostenlose Bücher