Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
doch extra freigenommen, das habe ich dir doch erzählt, David! Da dachte ich ...“, verwirrt hielt sie inne und sah an David vorbei auf Schneider, der lässig die Hand hob und ihr zuwinkte. „... ich wollte sehen, ob Sancho schon Fortschritte gemacht hat und dich fragen, ob ...“ Wieder unterbrach sie den Satz, schüttelte den Kopf und ihre blonden Haare flatterten im Morgenwind.
„Schön, dass du da bist“, durchbrach David die angespannte Atmosphäre und drückte Sonja einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn.
„Das ist George, ein alter Bekannter aus Deutschland. Wir haben uns lange nicht gesehen.“
„Sind Sie auch Fotograf?“, fragte Sonja und lächelte Schneider freundlich an.
„Fotograf?“ Unwillkürlich hob Schneider die Augenbrauen und verzog den Mund zu einem belustigenden Lächeln. „Nein, ich bin Journalist und habe früher viel mit David zusammengearbeitet. Er hat immer die tollsten Motive geschossen.“ Schneider bleckte die Zähne und grinste breit. „Ja, im Schießen ist er einsame Spitze.“
„Ist in Ordnung, George. Das reicht“, mischte sich David schnell ein, fasste dann Sonja am Arm und schob sie über die Terrasse hinunter in den Garten. „Eine gute Idee, dass du dich um Sancho kümmern willst“, flüsterte er abwesend und wies auf den Käfig am Ende des Gartens. „Ich habe mit George einiges zu besprechen.“
David wartete, bis Sonja die Käfigtür geöffnet hatte und im Inneren verschwunden war, dann drehte er sich um und stieg wieder langsam die steinerne Treppe zur Terrasse hinauf. In der Morgensonne wirkten Schneiders rötliche Haare wie ein Feuer. Ein Leuchtfeuer, das David wieder den Weg zurück in die Finsternis zeigen würde.
„Eine interessante Frau!“ Schneider spielte mit seiner Sonnenbrille. Das Smartphone lag noch immer genauso auf dem Tisch, wie es David hingelegt hatte.
„Wieso lebt Amir Karsai?“ Davids Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. „Man hat mir gesagt, er sei tot. Ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, wie er mit der Balustrade nach unten gestürzt ist.“
„Wirklich eine gutaussehende Frau, diese Sonja. Da hast du ja wieder einmal Glück gehabt, David. Noch dazu, wo sie fast genauso aussieht wie Jane.“ Schneider ging nicht auf Davids Bemerkung ein. „Und sie hat tatsächlich keine Ahnung, was du früher so getrieben hast?“
Davids Miene versteinerte und seine Augen glitzerten bedrohlich. Ganz langsam griff er nach Schneiders rechtem Handgelenk, drückte es fest zusammen und flüsterte eisig: „Noch ein Wort über Sonja und du wirst in Zukunft mit deiner linken Hand schreiben müssen! Also lass gefälligst Sonja aus dem Spiel! Wieso lebt Amir Karsai noch?“ Langsam zog David seine Hand zurück. Schneider rieb sich sein gerötetes Handgelenk und wies mit seinem Zeigefinger auf das Smartphone.
„Die Amerikaner haben ihn wieder zusammengeflickt, um etwas über die Drahtzieher des Anschlags zu erfahren. Sie wollten erfahren, wieso er wusste, wer an der Operation ,Poet‘ teilgenommen hat. Vor allem wollten sie wissen, warum er dich nicht getötet hat, David!“ Schneider verstummte und grinste abwartend.
„Das habe ich mich auch gefragt“, antwortete David mit einem Seufzer. „Glaub mir, Schneider, ich wäre auch lieber tot gewesen! Aber wieso läuft Karsai jetzt frei herum?“
„Der CIA hat ihn umgedreht und wieder laufen lassen. Diese Vorgangsweise hat aber der ,Abteilung‘ überhaupt nicht gefallen, schließlich sind ja drei Agenten getötet worden. Wir wissen jetzt auch, wo er sich derzeit aufhält!“ Vorsichtig tippte Schneider mit den Fingerspitzen auf sein Kinn, fischte dann umständlich ein Taschentuch aus seiner grauen Leinenhose und schnäuzte sich theatralisch. „Aber diese Information gibt es nicht umsonst!“
„Ich dachte mir schon so etwas.“ David griff nach dem Smartphone und drehte es wie einen Kreisel, unterdrückte das Verlangen, sich das Video erneut anzusehen, wollte nicht daran erinnert werden, dass Amir Karsai lebte, Jane aber tot war.
„Was muss ich tun?“, fragte er stattdessen und sah an Schneider vorbei auf die verwitterten Steinmauern seiner Finca, so als würde er unwiderruflich Abschied nehmen von einem Leben und einer Zeit, die nur geborgt war, die er in einer Warteschleife verbracht hatte. David ahnte, dass er jetzt wieder in seiner Welt angelangt war und diese Welt war grau und schmutzig. Es war eine Welt, die nur Betrug und Misstrauen, Intrige und Tod kannte.
„Zunächst
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