Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
Zwischenrufen seine Ausführungen fort. „Gurbanguly ist ein Spieler und wettet große Beträge auf Hunderennen in der ganzen Welt. Jetzt geht er erstmals selbst mit einem Hund an den Start und will damit sofort das berühmteste Hunderennen der Welt in Katar am Persischen Golf gewinnen.“
Wieder rückte Müller seine schwarze Brille zurecht.
„Eine Besonderheit dieses Rennens ist allerdings, dass die Besitzer selbst mit ihren Hunden an den Start gehen müssen. Meistens macht es ja der eigene Hundetrainer, aber in Katar ist das eben anders.“
„Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?“ Der militärische Sonderbeauftragte schüttelte genervt den Kopf.
„Der Hund lässt sich von Gurbanguly nicht berühren. Wenn sich Gurbanguly nähert, fletscht der Hund die Zähne und beginnt zu knurren. Alle Hundetrainer, die Gurbanguly bisher engagiert hat, haben versagt. Sie sind entweder im Gefängnis gelandet oder mit Schimpf und Schande ausgewiesen worden. Natürlich verliert Gurbanguly sein Gesicht, wenn er das Rennen absagt. Das Mindeste, was man ihm vorwerfen wird, ist Feigheit, weil er Angst hat, das Rennen zu verlieren. Aber für ihn steht noch viel mehr auf dem Spiel: Als höchster Repräsentant der Zoroasterreligion verweigert ihm ein Hund den nötigen Respekt, so etwas darf nicht publik werden. Wenn es uns also gelingt, den Hund an Gurbanguly zu gewöhnen, dann können wir über den Hundetrainer in seine Nähe kommen und bringen unsere kreative Lösung zum Einsatz.“
„Also ich bin kein Hundetrainer!“, meinte der Chef des Nachrichtendienstes sarkastisch und blickte auffordernd zur Staatssekretärin von Webern, die jedoch weiterhin interessiert in Müllers Richtung sah und ihm zunickte.
„Wir haben auch an keinen gewöhnlichen Hundetrainer gedacht“, sagte Müller, „sondern an jemanden mit einer Agentenausbildung, der aber gleichzeitig ein professioneller Hundetrainer ist.“
„Das gibt es doch gar nicht!“, lachte der General höhnisch. „Einen Agenten, der Hunde trainiert, so ein Unsinn! Wie sollen wir so jemanden finden? Eine Annonce aufgeben?“
„Wir haben ihn bereits gefunden“, antwortete Müller. „Wir haben den Besten. Wir haben den Hundeflüsterer.“
3. Arta, Mallorca – Finca von David Stein
Wenn David Stein gewusst hätte, wie das Spiel enden würde, hätte er sich dann auf ein Gespräch mit George Schneider eingelassen? Hätte er ihn nicht einfach hinausgeworfen und wäre anschließend mit seinem Landrover hinunter zu Sonja gefahren, um endlich mit ihr gemeinsam einen Schlussstrich unter die Schatten der Vergangenheit zu ziehen? Um vielleicht mit ihr neu anzufangen?
Doch David wurde wie immer von seinen Dämonen getrieben, hielt bereits zwei Tassen Kaffee in den Händen und bedeutete Schneider mit einer schnellen Kopfbewegung, ihm auf die Terrasse zu folgen. George Schneider war wie David Mitte dreißig, beide hatten die Militärakademie besucht, um sich für Spezialeinsätze ausbilden zu lassen. Gemeinsam hatten sie einige spektakuläre Einsätze in Afrika durchgeführt, dann waren Jane und François zu ihnen gestoßen und Schneiders Energie schien zu erlahmen. David überholte ihn auf der Karriereleiter, wurde operativer Leiter der Gruppe, doch Schneider machte das nicht sonderlich viel aus, er blieb auch weiterhin der eiskalte Taktiker.
„Schön hast du es hier, David! So ruhig und friedlich!“ Schneider blickte interessiert umher, strich sich durch die dünnen rötlichen Haare, nahm aber die verspiegelte Sonnenbrille nicht ab. „Das hätte sicher auch Jane gut gefallen!“
„Erwähne nie wieder ihren Namen! Hast du verstanden?“, zischte David und knallte seine Kaffeetasse so fest auf den Tisch, dass die Flüssigkeit überschwappte.
„Ist ja gut. Ist ja gut, David.“ Schneider hob beschwichtigend die Hände. „Bleib ganz cool.“
„Was willst du?“ David schloss die Augen, atmete tief durch. Jetzt hatten sie ihn wieder erreicht, die Schatten der Vergangenheit. In der Gestalt von George Schneider waren sie wieder aufgetaucht. Ein geschickter Schachzug, das musste David zugeben. Denn Schneider war nicht irgendein Kollege aus der „Abteilung“, Schneider war in seinem Team gewesen und genauso wie François so etwas wie ein Freund geworden, wenn David überhaupt wusste, was der Begriff Freundschaft bedeutete.
„Wann haben sie dich rausgelassen?“, hörte er seine eigene Stimme, leise und irgendwie resigniert, so als hätte er sich bereits damit abgefunden, dass
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