Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
nicht, was in mich gefahren ist. Vielleicht ist es die Einsamkeit hier draußen, oder der Stress mit meinem Lokal. Bitte, bitte verzeih mir, David! Ich liebe dich doch so sehr!“
„Stress mit deiner schönen älteren Freundin?“, hörte David plötzlich eine Stimme hinter sich und als er sich umdrehte, sah er George Schneider, der am Türrahmen lehnte. „Mach Schluss. Wir haben Besuch.“
David hielt die Hand über den Lautsprecher. „Hau ab! Das ist privat“, flüsterte er, sagte dann lauter zu Sonja: „Ist schon gut, Sonja, vergessen wir das Ganze. Kümmere dich um Sancho, sieh zu, dass er frisst, sonst geht es ihm bei der Hitze schnell schlechter. Ich bin bald wieder bei dir.“
„Wieso sollte es ihm bei der Hitze schlechter gehen? Was ist, wenn Sancho jetzt stirbt? Dann glaubst du ja, ich hätte ihn verhungern lassen. Aber das könnte ich nie, David! Ich könnte nie so etwas Böses machen, das glaubst du mir doch, oder?“
Schon wieder dieser neurotische Unterton in Sonjas Stimme. „Natürlich glaube ich dir, Sonja! Ich habe dich wirklich sehr gerne, aber in den nächsten Tagen habe ich wahnsinnig viel zu tun. Ruf mich bitte nicht an! Ich schicke dir noch einen Kuss.“
Als David die Verbindung getrennt hatte und zurück in das Besprechungszimmer ging, saß Schneider schon mit Robyn an dem langen Tisch. Wie im sicheren Haus in der Kantstraße hatte auch diese Wohnung drei Räume. Doch die auffällige Besonderheit der Wohnung lag vor allem darin, dass man von allen Zimmern den Flur und damit auch die Eingangstür optimal im Auge behalten konnte. Schon beim ersten Mal, als David den Besprechungsraum betreten hatte, war ihm sofort der unförmige Schrank an der Rückwand aufgefallen, der wahrscheinlich eine Geheimtür verdeckte, die in eine Wohnung im Nebenhaus führte.
„Hallo, Robyn!“, sagte David und hielt ihr die Hand hin, doch Robyn tippte gedankenverloren in ihr iPad und schien nicht einmal zu bemerken, dass David sich ihr gegenübergesetzt hatte. Plötzlich blickte sie auf und sagte mit einer ausdruckslosen Stimme:
„Darf ich Ihr Handy haben, Stein!“ Auffordernd streckte sie ihm die offene Hand entgegen. Der Ärmel ihrer weißen Bluse war ein wenig hochgerutscht und David konnte einen kurzen Blick auf das Tattoo werfen, das Robyn auf der Innenseite ihres Unterarms hatte. „Out of the dark“ konnte er lesen, dann zog Robyn mit einer schnellen Handbewegung den Ärmel wieder bis zum Handgelenk.
David schob ihr sein Handy über den Tisch und Robyn ließ es sofort in einer großen, schwarz glänzenden Planentasche verschwinden. Gleichzeitig fischte sie ein vollkommen identisch aussehendes Handy hervor.
„Auf diesem Handy sind alle Nummern Ihrer Kunden gespeichert. Natürlich auch die private Handynummer von Oblomow und die Nummer des TV-Produzenten hier in Berlin.“ Robyn hielt das Smartphone in die Höhe, ehe sie es über den Tisch zu David kickte. „Eine Nummer ist die Ihrer Cousine.“
„Meiner Cousine?“ Überrascht starrte David das Handy an.
„Ja, ich habe sie schon eingegeben. Drücken Sie!“
Ein Handy in Robyns Tasche schrillte, doch sie tippte schnell einen Befehl in ihr iPad und das Display des Handys erschien auf dem Flatscreen an der Wand.
„Ich bin Ihre Cousine“, sagte Robyn mit ausdrucksloser Miene. „Natürlich nur, wenn ein unbefugter Teilnehmer die Nummer wählt. Wenn Sie wählen und ,Hallo‘ in das Smartphone sagen, leitet Sie die Spracherkennung automatisch in ein Informationsprogramm, das wir hier sehen.“
Auf dem Flatscreen tauchte ein Menü auf, das in unterschiedliche Kategorien eingeteilt war.
„Wozu brauche ich das?“ David zuckte ein wenig ratlos mit den Schultern.
„Es ist ein doppelter Schutz. Sollte jemand bis in das Menü eindringen, dann sehen die Kategorien aus wie in einem elektronischen Reiseführer. In Wirklichkeit sind aber sämtliche Fluchtmöglichkeiten aus Saint-Tropez und der näheren Umgebung dahinter programmiert. Außerdem aktivieren Sie einen Satellitenslot und können in Echtzeit sehen, was in der Villa von Gurbanguly passiert, und darauf reagieren. Über Cloud können Sie auch auf Datenbanken und Informationen zugreifen, wenn Sie welche benötigen. Natürlich sind Sie auch mit mir permanent live verbunden.“ Nachdem sie David das Handy gegeben hatte, rutschte Robyn tiefer in ihren Stuhl, verknotete ihre Beine und betrachtete versonnen ihre knallroten Sneaker. Als David die unterschiedlichen Funktionen des Smartphones
Weitere Kostenlose Bücher