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Der Hundeknochen

Der Hundeknochen

Titel: Der Hundeknochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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seufzte sie.
    »Wieso och?«
    »Noch ein bißchen und es hätte…« Sie seufzte noch einmal.
    »Was?«
    »Ich höre dir gern zu«, sagte sie. »Deine Stimme gefällt mir.«
    »Und sonst, was gefällt dir sonst noch an mir?«
    »Daß du große Füße hast«, sagte sie, nun wieder mit ihrer normalen Stimme.
    Ich sagte ihr noch, was ich an ihr mochte, und hängte dann ein. Es wurde Zeit. Denn ich war drauf und dran, mich in sie zu verlieben.
    Das Telefonieren hatte mir Appetit auf alles mögliche gemacht. Ich wählte die Nummer des Thai-Imbiß Sawadi und bestellte Hühnchen in roter Currysoße. Als ich Minuten später dort eintraf, gab die hübsche Köchin gerade die Kokosmilch in den Schmortopf.
    »Für zum Mitnehmen?«
    Ich nickte.
    Nach dem Essen, das mich richtig zufrieden stimmte, rief ich Salm an, wie jeden Abend um diese Zeit.
    Von Mal zu Mal klang er bedrückter.
    »In jedem Hotelgast sehe ich einen Killer. Wie ein ausgedienter Ostagent schaue ich vor dem Schlafengehen unters Bett, nachts wache ich schweißgebadet auf. Als heute morgen Anstreicher auf dem Gerüst vor meinem Fenster auftauchten, bin ich wie ein ausgeflippter Hysteriker aus dem Zimmer gestürzt. Ich weiß, Paranoia. Lange halte ich das nicht mehr aus. Siehst du eine Lösung, Schlömm?«
    Ich wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen. »Wenn die Polizei diese ganze Organisation der Unfallspezialisten zerschlägt, kannst du aufatmen. Die nötigen Beweise werde ich liefern, aber es dauert noch was.«
    Unsere nächsten Telefongespräche verliefen ähnlich.
    Und dann kam der Abend, an dem ich Salm nicht erreichte. Es war ein Donnerstag.
    Ich schaute auf den Kalender. Seit dem Tod von Pollex waren vier Wochen vergangen.

49.
     
     
     
    Am Freitag morgen war ich früh auf den Beinen. Ich frühstückte, hörte die Nachrichten, packte für alle Fälle meine Reisetasche und bemerkte zwischendurch, daß die Sonne schien.
    Als erstes rief ich das Hotel an, in dem Salm logierte. Die Rezeption versuchte, mich mit seinem Zimmer zu verbinden, ließ es vier-, fünfmal durchklingeln und bedauerte anschließend. Meine Bitte, in Salms Zimmer nachzusehen, brachte das Ergebnis, daß der Schlüssel in der Tür steckte, der Gast sein Bett aber in der letzten Nacht nicht benutzt hatte.
    Ich rief die PSB an; dort war Salm nicht erschienen. Ich rief Vera Pollex an. Sie war so gesprächsbereit wie eine altägyptische Mumie. Als ich Druck machte, meldete sich plötzlich eine Männerstimme, die »Rechtsanwalt Dr. Tibitai« oder einen ähnlichen Namen murmelte und mich in ein Gespräch zu verwickeln suchte. Ich roch förmlich die Uniform am anderen Ende der Leitung und legte auf, ehe die Fangschaltung bei meinem Anschluß einhakte.
    Ich fuhr zu Salms Wohnung. Sie lag im dritten Stock eines Terrassenhauses, nahe der Mülheimer Innenstadt am Westhang der Ruhr. Kaskaden von Kletterpflanzen wucherten vom Dachgarten über Balkons und Terrassen; die Vorhalle war großzügig und kühl wie der Schalterraum einer Bank. Noch immer konnte man hier ein- und ausgehen, wie es einem gefiel, und das war ja auch der Grund gewesen, warum ich Salm geraten hatte, in ein Hotel zu ziehen.
    Salms Wohnung machte einen aufgeräumten Eindruck. Als erstes warf ich einen Blick ins Badezimmer, danach in die anderen Räume und auf den Balkon. Nirgends entdeckte ich Kampfspuren.
    Schon von der Dielentür aus hatte ich das weiße Kuvert auf dem Wohnzimmertisch gesehen. Mein Name stand darauf, es enthielt einen Brief und einen Scheck auf meinen Namen. Ich überflog die Zeilen.
    Dann summte das Telefon. Ich hob ab, sagte: »Salm.«
    »Persönlich?« fragte eine sanfte Stimme.
    »Sehr persönlich. Und Sie?«
    Die Pause war nur winzig. »Robert Weipert. Wir kennen uns ja…«
    »Ich weiß«, unterbrach ich. »Wir kennen uns vom Bund junger Unternehmer. Wie geht’s, Robert, altes Haus?«
    »Gut. Und selber?«
    »Auch gut.«
    »Fein! Und sonst?«
    So konnte das eine halbe Ewigkeit weitergehen, oder eben so lange, bis zwei Gorillas die Tür aufschultern. Früher hätten Anrufer seiner Art eine falsche Verbindung vorgetäuscht und sich entschuldigt, heute lief diese kumpelige Masche. Wie alles andere unterlagen auch faule Anrufe einem Modetrend.
    Ich stellte das Telefon auf Mikrofonempfang und sprach belangloses Zeug weiter, während ich mich im Raum umsah. Natürlich würde der Anrufer merken, daß ich nicht mehr ans Telefon gefesselt war. Aber ich gab mir sowieso nur fünf Minuten für die Durchsuchung der

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