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Der Hundeknochen

Der Hundeknochen

Titel: Der Hundeknochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Pott sagt. Zugeworfen von frustrierten Spannern? Von Beamten der Sonderkommission, die mir immer noch auf den Fersen waren? Oder hatten Ekki und seine Kumpel aus dem Eckstübchen mir aufgelauert? Postierte die Unterwelt ihre Schläger am Rhein? Oder war ich nur harmlosen Anglern, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlten, in die Quere gekommen?
    Ich hackte Petersilie und überlegte weiter, wem ich überhaupt noch trauen konnte. Meinem Freund Kurt, der einen Erfolg suchte? Wegener, der sich die Prämie für einen vereitelten Versicherungsbetrug liebend gern allein in die Tasche stecken würde? Alles nicht ausgeschlossen. Meiner Klientin Gundula Stoll hatte ich von Anfang an alle Schlechtigkeiten zugetraut. Der Familie Wieczorek traute ich keine Schlechtigkeiten zu, aber in der Not sind Leute zu allem fähig. Und was war mit Judith, die mich zu dem abgelegenen Platz am Rhein geführt hatte? Und die mich um ein Haar dort verführt hätte. War sie von jener Unschuld, die es faustdick hinter den Ohren hat?
    Ich rief mich selbst zur Ordnung: Mensch, Schlömm, du mit deinem Mißtrauen. Auch Fitti Salm, deinen alten Schulkameraden und Auftraggeber, hast du mit deinen Verdächtigungen genervt. Hatte ich mich bereits in einen dieser Typen verwandelt, die überall Intrigen sahen, die in Ruhe keine Nummer mehr schieben konnten, die auf harmlose Mitbürger losgingen? Nicht mit einer Schußwaffe, zu der ich nach jenem Vorfall in angesäuseltem Zustand ein besonderes Verhältnis hatte. Aber es genügte mir ja auch, wie es sich gezeigt hatte, ein VW-Cabrio. Judith hatte einen Schock bekommen, würde womöglich für lange Zeit auf Schäferstündchen im Freien verzichten, würde vielleicht nie mehr in ihrem Leben Aal essen. Kranführer Horst Gehrke würde mit seinen zerquetschten Fingern für lange Zeit keinen Spielautomaten mehr bedienen können.
    War die Sache doch, wie Kurt das gleich anfangs ausgedrückt hatte, eine Nummer zu groß für den privaten Ermittler Elmar Schlömm Mogge? Aufgeben? Wieder einmal alles hinschmeißen? Ich schüttelte den Kopf. Das nicht, dafür aber würde ich, um weder andere Menschen noch mich selbst zu gefährden, in den nächsten Tagen zu Hause bleiben.
    Der Aal war gar. Ich legte ihn, wie Omas Kochbuch es empfahl, auf einen erhitzen Teller und dekorierte ihn mit Zitronenscheiben.

48.
     
     
     
    Ich stand also die meiste Zeit am Fenster, hörte die Tauben gurren oder den Regen prasseln, ging von einem Raum in den anderen oder guckte Löcher in die Luft, Tag für Tag, fast eine Woche lang.
    Es soll ja Kommissare geben, die von ihrem Schreibtisch aus die kniffligsten Fälle lösen. Und es soll Ermittler oder Rechtsanwälte geben, die keinen einzigen Schritt aus ihrem Haus machen, die nur im Bett liegen oder im Rollstuhl sitzen und durch alleiniges Nachdenken auf die Lösungen kommen. Diese Menschen sind sicher geduldiger, als ich es war, und vor allem klüger. Ich jedenfalls kam nicht weiter.
    Immer wenn ich mit in meinen Überlegungen an einen toten Punkt geriet, fiel mir die Fotoserie aus dem Sanierungsgebiet ein. Ab und zu schellte ich bei meinem Nachbarn, der Ferien machte oder einen Auftrag hatte, jedenfalls außer Haus war. Seine Rückkehr dauerte mir zu lang. Schon begann ich mit dem Gedanken zu spielen, in sein Atelier einzudringen, um dort nach den Abzügen zu suchen.
    Langsam wurde ich nervös.
    Ich rief Wegener an, um zu erfahren, ob die Versicherung schon gezahlt hatte. Nein, sie hatte noch nicht.
    Ich rief Kurt an und fragte, was seine Kollegen von der Sonderkommission ›Baubande‹ machten, nachdem sie mich als Beobachtungsobjekt verloren hatten.
    »Die tappen im dunkeln«, sagte Kurt.
    »Vielleicht wollen die gar kein Licht sehen«, gab ich zu bedenken.
    »Wieso?«
    »Weil sie sonst womöglich einen ganzen Sumpf trockenlegen müßten. Was meinst du, wie die stillgelegten Hüttenwerke und die dazu gehörenden Arbeitersiedlungen saniert werden?«
    »Sag’s mir!«
    »Mit deutschen Firmen, die Leiharbeiter aus Polen beschäftigen oder den Auftrag an portugiesische Subunternehmer weitergeben, die ihrerseits Arbeiter aus dem Osten beschäftigen oder den Auftrag wiederum weitervermitteln an Subsubunternehmen, die Marokkaner oder illegale Einwanderer aus Schwarzafrika beschäftigen.«
    »Ach nee.«
    »Doch! Weil die Kommunen und Länder sonst die Sanierungsarbeiten bei den augenblicklichen Haushaltslöchern gar nicht finanzieren könnten.«
    »So ähnlich habe ich das früher schon von dir

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