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Der Hundeknochen

Der Hundeknochen

Titel: Der Hundeknochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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ich mich erinnere, habe ich dich nicht geschickt. War es nicht vielmehr so, daß du dich aus dem Staub gemacht hast?«
    »Stimmt sogar. Weil du mich richtig eingeschätzt hattest; du wußtest, daß ich mir solch einen Job nicht entgehen lassen würde. Die Insel, die ja die Form eines Hundeknochens hat, wurde mir wie ein Köder zugeworfen. Doch beinahe wäre ich an dem Knochen erstickt, weil ich nämlich, ohne es recht zu wissen, den Spekulanten dort auf die Füße getreten hatte. Ob du auch dabei deine Verbindungen ausgespielt hast, weiß ich nicht, ist auch unwichtig. Bist wirklich geschickt, hast Charme, kannst Leute für dich einnehmen. Und wenn das nicht reicht, greifst du zum Scheckbuch. Gundula Stoll, meine angebliche Klientin, wurde von dir bezahlt. Aber warum ihre Freundin Vera Pollex dir geholfen hat, kann ich nur vermuten. Liebt sie dich? Wollte sie ihren Mann loswerden? Oder hast du ihr versprochen, sie nach geglückter Flucht nachzuholen? Dann wäre sie die dritte Dumme in deinem Plan.«
    »Alles Vermutungen.«
    Ich klopfte auf meinen Leinenbeutel. »Hier sind sie, Beweise.«
    »Es gibt nichts zu beweisen.«
    »Und ob, hier sind die Fotos, die beweisen, daß Jan Wieczorek nicht verunglückt ist, sondern ermordet wurde.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Doch, Fitti, die Fotos, die sehr schön zeigen, wie der Mörder ins Haus einschwebt, lagen bei meinem vorigen Auftraggeber. Das konnten die Männer, die meine Abzüge und die meines Nachbarn mitgenommen haben, nicht wissen. O ja, sie sind sehr gründlich vorgegangen, sie haben den armen Kerl ausgequetscht, und zwar im ursprünglichen Sinne des Wortes. Hast du mal einen Mann gesehen, dem die Arme durch eine Druckerpresse gewalzt wurden? Auch davon habe ich Fotos gemacht, willst du sie sehen, Fitti?«
    Ich faßte in den Leinenbeutel, zog ein braunes Kuvert heraus, knallte es so auf den Tisch, daß die Polaroids, die ich im Atelier meines Nachbarn gemacht hatte, herausrutschten. Bei den übrigen Fotos handelte es sich um belanglose Industrieaufnahmen.
    »Hier sind sie, schau sie dir an!«
    Ich hielt ihm die Aufnahmen unter die Nase, und ich sah, daß ihm fast schlecht wurde, so wie mir fast schlecht geworden war.
    »Schlömm, ich war’s nicht!«
    »Stimmt. Dieser Mord geht nicht auf deine Kappe, aber zwei andere. Jan Wieczorek mußte sterben, weil er über die Machenschaften am Bau und ganz speziell in deiner Firma aussagen wollte. Bei Pollex’ Tod lockte die Versicherungssumme. Und dafür bist du verantwortlich, bist ein Anstifter, ein Schreibtischtäter.«
    »Du erwartest doch nicht, daß ich dir darauf antworte.«
    »Nein.«
    »Was erwartest du denn? Geld?«
    »Geld ist immer ein gutes Argument.«
    Salm beugte sich nach vorn. Während er mir seine Linke besänftigend entgegenstreckte, kroch seine Rechte unter die Tischplatte. Mit der nächsten großen Welle, die seitlich vom Heck zum Bug rollte und die Schräglage des Schiffes verstärkte und es danach wieder aufrichten ließ, mit dieser Welle kam Salms Hand unter dem Tisch hervor, und mit ihr die Pistole.
    »Vielleicht gibt es ja noch ein besseres Argument«, sagte er grinsend. »Schlömm, weißt du, warum du nichts geworden bist? Du bist zu vertrauensselig.«
    »Vielleicht lerne ich’s ja noch.«
    »Glaube ich nicht, denn du wirst keine Zeit mehr dazu haben, Schlömm.«
    Ich schluckte. »Du kriegst es nicht fe-hertig, Fitti.«
    »Und ob!« Selten hatte ich kältere Augen gesehen. Er spannte die Pistole, legte den Kolben auf seinen Unterarm und schob mit dem Daumen den Sicherungsbügel zur Seite. Der Lauf zielte auf meine Brust.
    »Ich mach’s, Schlömm, adios, amigo«, sagte er fast sanft und krümmte den Finger am Abzugshahn.
    Ein dünnes Klick, mehr nicht.
    Es war dennoch ein ziemlich dramatisches Geräusch. Es fiel wie ein Gitter zwischen uns, und ich hätte es lieber nicht gehört. Niemand gibt vor sich selbst gerne zu, daß er mißbraucht worden ist, und die Erkenntnis, daß ein ehemaliger Kumpel einen soeben umbringen wollte, ist noch um einiges unangenehmer.
    Salm starrte mich fassungslos an. Ich zog die Faust aus der Tasche der Öljacke und streckte ihm mit einer gewissen Genugtuung die offene Hand mit den Patronen entgegen.
    »Ich hatte dir doch mal gesagt, daß der Zeitpunkt, wann man eine Waffe abdrückt, äußerst wichtig ist. Na ja, ist nicht dein Gebiet, sonst hättest du schon am Gewicht gespürt, daß die Pistole leer ist.«
    Ich erhob mich.
    »Was hast du vor?«
    »Den Kurs ändern,

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