Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Waffen hinter ihm
und drängten nun zuerst in die Kabine. Schon als Wegner erkannte, dass die
Kollegen ihre Waffen abrupt sinken ließen, wurde ihm klar, dass dort keiner
war.
»Verdammte Scheiße! Die sollen das Schiff anhalten.
Ich will die Wasserschutzpolizei. Wir stellen den ganzen Kahn auf den Kopf, bis
wir das Schwein gefunden haben.«
Kapitel 29
Als Martin Schiller die schmale Luke aufzog,
schwappte bereits die erste Woge der heute unruhigen Elbe über seine Füße. Es
war wichtig, dass er sich mit dem ersten Sprung ins Wasser so weit wie möglich
vom Rumpf des Schiffes entfernte. Dann galt es, in ruhigen kraftvollen Zügen
schnell Distanz aufzubauen. Der Sog des Schiffsrumpfes würde enorm sein. Genau
konnte er es nicht einmal selbst einschätzen. Wie oft hatte er die fluchenden
Schwimmer vor den Elbstränden beobachtet, wenn sie sich mühsam aus dem
Fahrwasser der vorbeifahrenden Riesen zu lösen versuchten. Heute war er der
Schwimmer und so dicht wie er selbst, hatte zuvor sicher noch keiner mit den
gewaltigen Kräften kämpfen müssen.
Energisch stieß er sich mit beiden Beinen
gleichzeitig ab und landete klatschend im kalten Elbwasser. Wie zuvor geplant
versuchte er, in weit ausholenden Zügen dem rettenden Elbufer näher zu kommen.
Der Sog war noch um ein Vielfaches stärker als befürchtet. Statt voranzukommen,
zog ihn die Kraft wie magnetisch zurück zum Schiffsrumpf. Jetzt fühlte er
sogar, wie es ihn zusätzlich auch nach unten zog. Nur einen Wimpernschlag
später befand er sich bereits unter der Wasseroberfläche. Als ob ihn zwei
kraftvolle Arme hinabzögen, wurde er immer tiefer und tiefer Richtung Grund
befördert. Er wollte schon aufgeben und sich seinem offensichtlichen Schicksal
fügen, als ihm ein Tipp seines Vaters einfiel.
Über zwanzig Jahre war es her, als sie am Ende eines
wunderschönen Badetages einen Schwimmer nur noch tot aus dem Wasser gezogen
hatten. Zusammen mit seinem Vater hatte er die vergeblichen
Wiederbelebungsversuche beobachtet und später dann dem Leichenwagen
hinterhergeschaut. Wenn es einen nach unten zöge, dann müsse man auch nach
unten schwimmen und nicht gegen die Strömung. Diesen zusätzlichen Schwung
nutzend, könne man am Ende des Strudels dann fast aus dem Wasser
herausschießen.
So hatte sein Vater es ihm erklärt und so tat er es
auch. Viele Jahre zuvor schon war sein Alter Herr qualvoll an Krebs verstorben.
Heute aber, selbst lange nach seinem Tod, hatte er das Leben seines Sohnes
gerettet.
Völlig durchnässt und kraftlos erreichte Martin
Schiller den rettenden Elbstrand. Die mittlerweile bereits weit entfernte
Stardust, hatte anscheinend die Maschinen gestoppt und dümpelte nun, nur durch
die Seitenstrahlruder stabilisiert, im Fahrwasser der Elbe umher.
»Ich hab hier einen Mörder an Bord - soll ich den
vielleicht laufen lassen, nur weil wir Ihre scheiß Fahrrinne blockieren?«,
schrie Wegner den Mann von der Hafenaufsicht an. Erst als der Hafenkapitän ihm
zusagte, dass schon in ein paar Minuten zwei Boote der Wasserschutzpolizei
einträfen, ließ der Hauptkommissar die Maschinen wieder anlaufen. Mit Eskorte
würde sich keiner unbemerkt von Bord machen können.
Kopfschüttelnd beobachtete der Steuermann das wilde
Treiben auf der Brücke. »Meister! Sie suchen einen Seemann. Wenn der von Bord
will, dann ist der schon lange weg, ganz sicher.«
Wegner musterte den Störenfried abfällig. »Den
Meister verbitte ich mir! Sonst verbringen Sie die Nacht in einer Zelle, klar?«
»Aber wahrscheinlich hat er Recht, Manfred«, warf
Hauser vorsichtig ein.
»Das fürchte ich auch ...«
Es war bereits früher Abend, als die Beamten wieder auf
dem Revier eintrafen. Sie waren derart frustriert und ernüchtert, dass keinem
zum Reden zumute war. Erst nach zwei Bechern Kaffee war es Hauser, der das
Schweigen brach. »Das war echt Mist, Manfred. Wir hätten schon von vornherein
die Wasserschutzpolizei hinzurufen sollen. Dann wäre uns der Knabe nicht durch
die Lappen gegangen.«
»Das weiß ich jetzt auch, du Klugscheißer! Aber ich
bin kein Seemann und auch kein Hellseher!«
»Ich mein ja nur.«
»Ich bin davon ausgegangen, dass wir auf den Kahn
marschieren, den Typen irgendwo auf der Brücke finden und ihn einfach
festnehmen. Der muss uns gesehen haben, als wir auf den Pott gestiegen sind.«
»Und ist dann ins Wasser - und weg.«
»Schätze ja.«
»Als ich den Steuermann nach Martin Schiller gefragt
hab, da meinte der, dass das seine erste
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