Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
bedeutet?«
»Dass er übermorgen schon wieder auf dem Weg zurück
ist.«
»Dann holen wir ihn uns, wenn er auf der Elbe ist.
Ich hab keinen Bock auf die englischen Kollegen. Und wochenlang auf die
Auslieferung warten möchte ich auch nicht.«
»Und was ist, wenn er in England von Bord geht?«
»Warum sollte er? Wenn der hätte abhauen wollen,
dann wäre er ganz sicher heute Morgen nicht zum Dienst erschienen.«
»Stimmt. Aber hol dir lieber das Okay von Schreiber,
bevor es wieder Ärger gibt.«
Es war bereits früher Nachmittag, als es energisch
an die Tür klopfte.
»Herein!«, rief Wegner mürrisch.
»Moin Männer. Ihr habt einen alten Seebären
angefordert?«
Zaghaft erwiderte Wegner den Gruß und schaute Hauser
völlig entgeistert an. »Setzen Sie sich Herr ...?«
»Kapitän Schröder - im Ruhestand.«
»Ja ... setzen Sie sich bitte, Herr Schröder. Ich
bin gleich wieder da.«
Wegner zog Hauser grob vor die Tür und schloss diese
sofort. »Ich hab dir gesagt, dass ich jemanden brauche, der sich im Hafen
auskennt.«
»Ja und ...?«
»Wer ist das da drin? Kapitän Nemo? Der hat doch zum
letzten Mal um die Jahrhundertwende auf einem Walfänger angeheuert!«
»Entschuldigung Manfred! Die haben mir gesagt, dass
Schröder dreißig Jahre zur See gefahren ist und dass es keinen gibt, der den
Hafen besser kennt, als er.«
»Na gut. Hoffentlich stirbt der uns hier nicht unter
den Fingern weg, bevor ich weiß, was ich will.«
»Kapitän Schröder«, begann Wegner so freundlich, wie
er konnte, »wir wollen auf ein Schiff.«
»Das wollen viele, mien Jung.«
Wegner lachte. »Gut ... wir wollen aber auf ein ganz
spezielles, die ’Stardust’. Kennen Sie das Schiff?«
»Na klor. Ich war damals sogar bei der Taufe von dem
kleinen Kutter dabei.«
Wegner schaute verwirrt auf einen Zettel. »Kleiner
Kutter? Mit fast zweihundert Metern?«
»Die Werften tasten sich langsam an die vierhundert
Meter ran - da ist die Stardust eher eine Nussschale dagegen.«
»Okay. Können Sie uns bitte erklären, wie das
funktioniert, wenn ein Schiff nach Hamburg kommt.«
»Na klor, mien Jung.« Der alte Mann begann zu
erzählen. Jetzt merkte man deutlich, dass er sich in seinem Element befand.
Jedes Schiff über neunzig Meter würde schon kurz hinter Helgoland einen sogenannten
Elblotsen an Bord nehmen, erklärte er in sachlichem Ton.
»Wusstest du, Matrose, dass Helgoland die einzige
deutsche Hochseeinsel ist?«, fragte er jetzt Hauser, der nur mit dem Kopf
schütteln konnte.
Höhe Blankenese würden dann zwei Hafenlotsen aufs
Schiff kommen und ihre Kollegen ablösen.
»Und die gehen dann von Bord - diese Elblotsen?«
»Jo! Wat soll`n die denn da noch?«
»Stefan. Das ist der richtige Moment für uns.«
»Richtiger Moment? Wofür denn?«, wollte der alte
Seebär wissen.
»Wir gehen zusammen mit den Elblotsen an Bord und schnappen
uns den Kerl.«
Kapitel 28
Zwei Tage lang hatten die beiden Kommissare alles
geplant und akribisch vorbereitet. Jeder Akteur, schon ab Helgoland, stand fest
und war unmissverständlich instruiert. Wegner und Hauser würden in Begleitung
zwei weiterer Beamter in Blankenese an Bord gehen und Martin Schiller,
möglichst ohne großes Aufsehen, einfach festnehmen. Er war auf einem Schiff. Wohin
sollte er denn da fliehen? Außerdem wusste er nichts von seiner bevorstehenden
Verhaftung. Mit Widerstand war also kaum zu rechnen.
»Er ist wieder im deutschen Netz«, informierte
Hauser die kleine Truppe, welche sich im Büro versammelt hatte und nur auf die
Order zum Abrücken wartete. Man merkte den Männern an, dass sie aufbrechen und
es zu Ende bringen wollten.
»Wenn alles planmäßig läuft, dann passiert der Kahn
in einer Stunde Brunsbüttel. Bei erlaubten zwölf Knoten auf der Elbe sind es
dann noch etwa drei Stunden bis Blankenese.«
Wegner schaute Hauser verblüfft an. »Wozu haben wir
eigentlich noch Kapitän Schröder gebraucht, wenn du so ein alter Seebär bist?«
Hauser lachte und schüttelte den Kopf. »Wenn wir den
Kerl gefasst haben, geh ich hier von Deck und heuer bei der Handelsmarine an.«
Auch wenn die Anspannung für alle enorm war, so gab
es doch Momente, in denen ein herzhaftes Lachen entspannend wirken konnte.
Dicht gedrängt standen die vier Beamten einige
Stunden später in der Leitstelle der Lotsenbrüderschaft Elbe. Von hieraus wurde
geplant und gesteuert, wer zu welchem Zeitpunkt die eintreffenden Schiffe
sicher durch die ständig wechselnden
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