Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Fahrt mit ihm war.«
Wegner runzelte die Stirn. »Erste Fahrt, warum?«
»Weil Schiller sonst auf anderen Schiffen unterwegs
ist. Meistens über den Atlantik. Aber er hat gestern den Dienst getauscht.«
»Mit wem?«
»Ich warte auf eine Mail von der Reederei, dann
wissen wir es.«
»Ruf da noch mal an und mach Druck ... ich will den
Namen.«
Kapitel 30
Der Taxifahrer hatte nicht schlecht geguckt, als da
ein klitschnasser Mann atemlos in seinen Wagen sprang. »Legen Sie sich
wenigstens eine Tüte unter Ihren Hintern, sonst bekomm ich den Sitz ja bis
morgen nicht mehr trocken«, maulte der Fahrer noch, bevor er endlich losfuhr.
»Sind Sie beim Angeln ins Wasser ins Wasser
gefallen?«
»So ähnlich ...«
»Und? Wohin soll `s denn gehen?«
Das war die Frage um die sich Martin Schillers
Gedanken schon seit dem Moment drehten, als er keuchend den Elbstrand erreicht
hatte. Wohin? Er hatte kein Geld, keinen Ausweis und auch sonst nichts mehr bei
sich, was ihm hätte helfen können. Den eilig gepackten Seesack hatte er schon
auf den ersten Metern im Wasser verloren. Im verzweifelten Überlebenskampf
konnte er nicht auch noch auf sein Hab und Gut Acht geben.
»Bringen Sie mich nach Bahrenfeld«, er hatte eine
Idee, »Schulgartenweg ... das Haus erkenn ich, wenn wir dort sind. Fahren Sie
einfach, na los.«
Martin Schiller schaute auf die Uhr im Armaturenbrett.
Es war früher Nachmittag, da sollten Klaus und seine Familie wohl hoffentlich
zuhause sein.
***
»Wir haben den Namen. Klaus Franke. Ich hab hier
seine Handynummer. Willst du ...?«
»Ja, gib her. Mal schauen, ob der uns was sagen
kann.« Wegner griff zum Hörer und wählte.
»Herr Franke, Wegner hier, Mordkommission Hamburg.«
»Mordkommission?«, der Mann wirkte geschockt, »was
ist denn los? Es ist doch nichts mit meiner Familie, oder?«
»Beruhigen Sie sich bitte. Es ist alles in Ordnung,
zumindest wissen wir nichts Gegenteiliges.«
»Und was kann ich dann für Sie tun?«
»Wir haben herausgefunden, dass Sie Ihren Dienst mit
Martin Schiller getauscht haben. Das hat uns Ihre Reederei verraten.«
»Ja und ...?«
»Wissen Sie, warum Herr Schiller seinen Dienst mit
Ihnen getauscht hat? Oder wo er sich im Moment aufhält?«
»Na auf der Stardust. Der macht da meinen Job. Wir
haben schon häufiger getauscht.«
»Herr Schiller ist von der Stardust geflohen. Wir
müssen unbedingt wissen, wo er sich aufhält.«
Eine längere Pause entstand.
»Sind Sie noch da, Herr Franke?«
Ȁh ... ja ... wissen Sie ... ich mach mir schon
seit ein paar Stunden Sorgen um meine Familie. Zuhause geht keiner ans
Telefon.«
»Und ist das denn so ungewöhnlich?«
»Normalerweise nicht. Aber meine Frau und ich hatten
Streit, deshalb bin ich schon früher aufs Schiff. Wir mussten uns einfach aus
dem Weg gehen. Aber telefonieren wollten wir ... heute Abend.«
»Hat Herr Schiller Ihre Privatadresse?«
»Natürlich.«
***
Stunden zuvor schon war Martin Schiller vor dem
kleinen Einfamilienhaus in Bahrenfeld, einem der Stadtteile im westlichen
Hamburg, angekommen. Erstaunt hatte Jutta Franke ihm die Tür geöffnet und noch
verwunderter seine nasse Kleidung gemustert.
»Martin! Was machst du denn hier? Und ... und ...
wie siehst du eigentlich aus?«
»Erklär ich dir später. Kannst du mir vierzig Euro
für das Taxi leihen?«
Nachdem Martin geduscht hatte, fühlte er sich
bereits wieder wie ein Mensch. Jutta hatte ihm ein paar alte Klamotten von
Klaus hingelegt, in die er fast zwei Mal hineingepasst hätte. Er, ein
schmächtiger Zwerg und Klaus hingegen ein Wikingertyp. Erst als er die Beine
und Ärmel mehrfach umgekrempelt hatte, war es ihm möglich, sich überhaupt zu
bewegen.
»Danke Jutta, du bist ein Schatz. Jetzt fühl ich
mich schon besser«, er umarmte sie vorsichtig von hinten und deutete einen Kuss
auf die Wange an.
»Ich mach nur noch dein Essen fertig, dann möchte
ich von dir wissen, was passiert ist.«
Martin Schiller stand in der Küche und beobachtete
die Frau seines Kollegen beim Kochen. Er wusste nicht, was es war, aber es roch
köstlich. Zum ersten Mal seit Stunden fühlte er eine gewisse Normalität. Hatte
das Gefühl, Luft holen zu können.
»Mama ... Mama! Onkel Martin ist im Fernsehen.
Schnell Mama ... guck doch!«
Es war Juttas jüngere Tochter, die aufgeregt aus dem
Wohnzimmer hereinstürmte. Das kleine Mädchen hatte es geschafft, dieses kurz
aufflammende Gefühl der Sicherheit mit nur ein paar Worten komplett
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