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Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören

Titel: Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Björkanders Funkspruch wurde versehentlich auf einer Frequenz abgesetzt, die den gesamten Großraum Stockholm erreichte.
    Es war 22 . 10 Uhr, als Joona Linna in seinem Wagen auf dem Drottningholsmvägen saß und den verzweifelten Funkspruch hörte. Ein Polizeimeister namens Erland Björkander schrie, die Kinder seien abgeschlachtet worden, er sei allein in dem Haus, die Mutter sei tot, alle seien tot. Kurze Zeit später klang er wesentlich gefasster, als er berichtete, dass Polizeiinspektorin Lille­mor Blom ihn allein zu dem Haus am Gärdesvägen geschickt habe. Björkander verstummte abrupt, murmelte, das sei wohl die falsche Frequenz, und verschwand.
    Es wurde still in Joona Linnas Auto. Die Scheibenwischer schabten Wassertropfen vom Glas. Während er langsam an Kristineberg vorbeifuhr, musste er an seinen Vater denken, der keine Unterstützung bekommen hatte.
    Verärgert über die schlechte Einsatzleitung draußen in Tumba fuhr er an den Straßenrand. Bei einem Einsatz dieser Art sollte kein Polizist auf sich allein gestellt sein. Joona seufzte, griff nach dem Telefon und bat darum, mit Lillemor Blom verbunden zu werden. Lillemor Blom war auf der Polizeihochschule im gleichen Jahrgang gewesen wie Joona. Nach ihrer Zeit als Polizeimeisterin heiratete sie einen Kollegen aus der Fahndung namens Jerker Lindkvist. Zwei Jahre später bekamen die beiden einen Sohn, dem sie den Namen Dante gaben. Jerker beanspruchte seinen Teil der bezahlten Elternzeit nie, obwohl dieser gesetzlich festgelegt war. Seine Entscheidung führte für die Familie zu finanziellen Verlusten und bremste darüber hinaus Lillemors Karriere. Jerker verließ sie wegen einer jüngeren Polizistin, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hatte, und Joona war zu Ohren gekommen, dass er seinen Sohn nicht einmal jedes zweite Wochenende traf.
    Als Lillemor sich meldete, gab Joona sich kurz zu erkennen. Gestresst hakte er die Höflichkeitsfloskeln ab und berichtete anschließend, was er über Funk gehört hatte.
    »Wir haben einfach zu wenig Leute, Joona«, erklärte sie. »Und ich habe die Lage so eingeschätzt, dass …«
    »Das spielt keine Rolle«, unterbrach er sie. »Deine Einschätzung kannst du vergessen.«
    »Du willst mir nicht zuhören«, sagte sie.
    »Doch, aber …«
    »Dann tu es auch!«
    »Du darfst nicht einmal Jerker allein zu einem Tatort schicken«, fuhr Joona fort.
    »Bist du jetzt fertig?«
    Nach kurzem Schweigen erklärte Lillemor Blom, dass Polizeimeister Erland Björkander nur den Auftrag bekommen habe, die Familie von ihrem Verlust zu unterrichten, und dann auf eigene Faust die Initiative ergriffen habe, die Tür auf der Rückseite des Reihenhauses aufzubrechen. Joona sagte daraufhin, sie habe alles richtig gemacht, entschuldigte sich mehrmals und fragte anschließend, vor allem aus Höflichkeit, was in Tumba eigentlich passiert war.
    Lillemor beschrieb, was Polizeimeister Erland Björkander über die Messer und das Besteck berichtet hatte, die im Blut auf dem Küchenfußboden lagen, über die Brille des Mädchens, die Blutspuren, die Handabdrücke und die Leichen und die Verteilung der Körperteile im Haus. Anschließend erzählte sie, dass Anders Ek, in dem sie das letzte Opfer vermutete, den Sozialbehörden wegen seiner Spielsucht bekannt war. Man hatte einen Plan zur Entschuldung erarbeitet, aber offenbar hatte der Mann sich gleichzeitig bei einigen schwerkriminellen Personen Geld geliehen. Jetzt hatte ein Geldeintreiber seine Familie überfallen, um ihn in die Finger zu bekommen. Lillemor beschrieb Anders Eks Leiche im Umkleideraum, die begonnene Zerstückelung und dass man in der Dusche ein Jagdmesser und einen abgeschnittenen Arm gefunden hatte. Sie beschrieb, was sie über die Familie wusste, und erklärte, man habe den Sohn ins Krankenhaus von Huddinge gebracht. Mehrfach kam sie darauf zurück, dass Personalmangel herrschte und die Untersuchung der Tatorte deshalb warten musste.
    »Ich komme vorbei«, sagte Joona.
    »Und warum?«, fragte sie erstaunt.
    »Ich will mir das ansehen.«
    »Jetzt?«
    »Ja«, antwortete er.
    »Schön«, sagte sie, und es klang, als würde sie es auch meinen.
    Joona war nicht sofort klar gewesen, was sein Interesse geweckt hatte. Es ging in erster Linie nicht um die Schwere des Verbrechens, sondern darum, dass etwas nicht stimmte, wenn man die Informationen, die er bekommen hatte, mit den Schlussfolgerungen zusammenlegte.
    Erst nachdem er die beiden Tatorte, den Umkleideraum am Sportplatz und

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