Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
das Reihenhaus im Gärdesvägen 8 in Tumba, besucht hatte, war er sicher, dass seine Ahnung sich mit konkreten Beobachtungen in Einklang bringen ließ. Es gab natürlich keine Beweise, aber die Observationen waren dennoch so markant, dass er die Sache nicht einfach fallen lassen konnte. Er war überzeugt, dass der Vater vor dem Rest der Familie angegriffen worden war. Erstens hatten die Fußspuren in dem Blut auf dem Fußboden des Umkleideraums im Vergleich zu den Fußspuren im Reihenhaus kraftvoller, energischer gewirkt, und zweitens war an dem Jagdmesser, das in der Dusche am Sportplatz gelegen hatte, die Spitze abgebrochen, was das Besteck auf dem Fußboden in der Küche des Reihenhauses erklären würde: Der Täter hatte schlichtweg nach einer neuen Waffe gesucht.
Joona hatte einen Allgemeinmediziner aus dem Krankenhaus beauftragt, als Sachverständiger auszuhelfen, solange man auf die Rechtsmediziner und die Kriminaltechniker vom SKL wartete. Gemeinsam führten sie eine provisorische Tatortuntersuchung in dem Haus durch, und anschließend sprach Joona mit der Rechtsmedizin in Stockholm und verlangte eine umfassende Obduktion.
Als Joona aus dem Haus trat, stand Lillemor Blom rauchend neben einem Verteilerkasten unter einer Straßenlaterne. Es war lange her, dass ihn etwas so erschüttert hatte. Am brutalsten hatte sich der Täter auf das kleine Mädchen gestürzt.
Ein Kriminaltechniker war bereits unterwegs. Joona stieg über die flatternden blauweißen Plastikbänder, die das Gelände absperrten, und ging zu Lillemor.
Es war windig und stockfinster. Einzelne trockene Schneeflocken piksten ab und zu ihre Gesichter. Lillemor war auf eine verlebte Art hübsch, ihr Gesicht war mittlerweile voller Müdigkeitsfältchen, und sie war stark, aber nachlässig geschminkt. Joona hatte sie mit ihrer geraden Nase, den hohen Wangenknochen und den schrägen Augen dennoch immer schön gefunden.
»Habt ihr offiziell die Ermittlungen aufgenommen?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf und atmete Rauch aus.
»Ich übernehme den Fall«, sagte er.
»Dann fahre ich nach Haus und gehe ins Bett.«
»Das klingt verlockend«, lächelte er.
»Willst du mitkommen?«, scherzte sie.
»Ich muss schauen, ob man mit dem Jungen reden kann.«
»Ach ja, eins habe ich schon veranlasst, ich habe das SKL in Linköping angerufen, damit die sich mit dem Krankenhaus in Huddinge in Verbindung setzen.«
»Super«, sagte Joona.
Lillemor ließ ihre Zigarette zur Erde fallen und trat die Glut aus.
»Was geht die Landeskripo eigentlich dieser Fall an?«, fragte sie und schaute zu ihrem Auto hinüber.
»Wir werden sehen«, murmelte Joona.
Bei diesen Morden geht es nicht um Spielschulden, dachte er erneut. Das passte einfach nicht. Jemand hatte eine ganze Familie auslöschen wollen, aber die Motive für diesen Wunsch lagen noch im Verborgenen.
Nachdem Joona sich in den Wagen gesetzt hatte, rief er im Krankenhaus an und erfuhr, dass der Patient in die neurochirurgische Abteilung des Karolinska-Krankenhauses in Solna verlegt worden war. Man sagte ihm, sein Zustand habe sich eine Stunde, nachdem die Kriminaltechniker aus Linköping veranlasst hatten, dass ein Arzt biologisches Material an ihm sicherte, verschlechtert.
Mitten in der Nacht fuhr Joona nach Stockholm zurück. Auf dem Södertäljevägen rief er den Notdienst des Jugendamts an, um eine Zusammenarbeit bei den geplanten Vernehmungen vorzubereiten. Er wurde mit einem diensthabenden Zeugenbeistand namens Susanne Granat verbunden, erzählte ihr von den besonderen Umständen und bat darum, sich wieder bei ihr melden zu dürfen, sobald er wusste, wie stabil der Zustand des Patienten war.
Um 02 . 05 Uhr traf Joona auf der Intensivstation der neurochirurgischen Abteilung des Karolinska-Krankenhauses ein und hatte fünfzehn Minuten später Gelegenheit, mit Daniella Richards, der behandelnden Ärztin, zu sprechen. Sie erklärte ihm, dass der Junge ihrer Einschätzung nach erst in ein paar Wochen vernommen werden könne, falls er seine Verletzungen überhaupt überlebe.
»Er hat einen Volumenmangelschock erlitten«, sagte sie.
»Was bedeutet das?«
»Er hat sehr viel Blut verloren, und das Herz versucht dies auszugleichen und fängt an zu rasen …«
»Haben Sie die Blutungen stoppen können?«
»Ich denke schon, ich hoffe es jedenfalls, außerdem führen wir seinem Organismus natürlich ständig neues Blut zu, aber der Sauerstoffmangel im Körper hat dazu geführt, dass die Abfallprodukte
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