Der Hypnotiseur - Kepler, L: Hypnotiseur - Hypnotisören
aus dem Stoffwechsel nicht abgebaut werden können, weshalb das Blut übersäuert ist und Herz, Lunge, Leber und Nieren schädigen kann.«
»Ist er bei Bewusstsein?«
»Nein.«
»Falls ich unbedingt mit ihm sprechen müsste«, erkundigte sich Joona. »Ließe sich da etwas machen?«
»Der Einzige, der dafür sorgen könnte, dass sich der Junge schneller erholt, ist Erik Maria Bark.«
»Der Hypnotiseur?«, fragte Joona.
Sie lächelte breit und wurde rot.
»Wenn Sie wollen, dass er Ihnen hilft, nennen Sie ihn besser nicht so«, sagte sie dann. »Er ist der Experte für Schock- und Traumabehandlung.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ihn bitten würde, zu kommen?«
»Im Gegenteil, ich habe selber schon darüber nachgedacht«, antwortete sie.
Joona suchte in den Taschen nach seinem Handy, begriff, dass er es im Auto vergessen hatte, und bat Daniella Richards, sich ihr Telefon leihen zu dürfen. Nachdem er Erik Maria Bark die Umstände erläutert hatte, rief er nochmals Susanne Granat vom Jugendamt an und erklärte, er hoffe, schon bald mit Josef Ek sprechen zu können. Susanne Granat erzählte ihm daraufhin, die Familie sei wegen der Spielsucht des Vaters bei ihnen aktenkundig. Außerdem habe man vor drei Jahren sporadisch Kontakt zu seiner Tochter gehabt.
»Zur Tochter?«, fragte Joona skeptisch.
»Zu seiner älteren Tochter, Evelyn«, stellte Susanne Granat klar.
4.
Dienstagmorgen, der achte Dezember
Erik Maria Bark ist nach seinem nächtlichen Arbeitsbesuch im Karolinska-Krankenhaus, bei dem er Joona Linna begegnet ist, heimgekehrt. Der Polizist ist Erik sympathisch gewesen, obwohl er ihn dazu überreden wollte, seinen Schwur zu brechen, nie mehr zu hypnotisieren. Vielleicht hat die ganz unverhohlene und ehrliche Sorge um die ältere Schwester den Kommissar so sympathisch gemacht. Wahrscheinlich war ihr jemand in diesem Moment auf den Fersen.
Erik geht ins Schlafzimmer und betrachtet seine Frau Simone. Er ist sehr müde, die Tabletten wirken, seine Augen brennen und sind schwer, der Schlaf kündigt sich an. Das Licht liegt wie eine zerkratzte Glasscheibe auf Simone. Fast die ganze Nacht ist vergangen, seit er sie verlassen hat, um den verletzten Jungen zu untersuchen. In der Zwischenzeit hat Simone sich im Bett breitgemacht. Ihr Körper ruht schwer. Die Decke liegt bei den Füßen, das Nachthemd ist bis zur Taille hochgerutscht. Sie liegt schlaff auf dem Bauch, hat eine Gänsehaut auf Armen und Schultern. Erik deckt sie vorsichtig zu. Sie sagt kaum hörbar etwas und kauert sich zusammen. Er setzt sich, streichelt ihre Fesseln und sieht, dass die Zehen reagieren, sich bewegen.
»Ich gehe duschen«, sagt er und lehnt sich zurück.
»Wie hieß der Polizist?«, fragt sie undeutlich.
Aber noch ehe er ihr antworten kann, befindet er sich in dem Park am Observatorium. Er gräbt auf dem Spielplatz im Sand und findet einen gelben Stein, so rund wie ein Ei, so groß wie ein Kürbis. Er scharrt mit den Händen und erahnt an seiner Seite eine Reliefform, eine gezackte Zahnreihe. Als er den schweren Stein umdreht, erkennt er, dass es der Schädel eines Dinosauriers ist.
»Du kannst mich mal«, schreit Simone.
Er zuckt zusammen und begreift, dass er eingeschlafen ist und geträumt hat. Die starken Tabletten haben ihn mitten im Gespräch eingeschläfert. Er versucht zu lächeln und begegnet Simones kühlem Blick.
»Sixan? Was ist denn?«
»Hat es wieder angefangen?«, fragt sie.
»Was?«
»Was«, wiederholt sie gereizt. »Wer ist Daniella?«
»Daniella?«
»Du hast es versprochen, Erik, es war ein Versprechen«, sagt sie aufgebracht. »Ich habe mich auf dich verlassen, ich bin so bescheuert gewesen, mich tatsächlich auf dich …«
»Wovon redest du überhaupt?«, unterbricht er sie. »Daniella Richards ist eine Kollegin im Karolinska. Was ist mit ihr?«
»Lüg mich nicht an.«
»Das ist jetzt wirklich ein bisschen absurd«, sagt er lächelnd.
»Findest du das etwa komisch?«, fragt sie. »Manchmal habe ich gedacht … sogar geglaubt, dass ich vergessen kann, was damals passiert ist.«
Erik schläft für ein paar Sekunden ein, hört aber trotzdem, was sie sagt.
»Vielleicht ist es besser, wenn wir uns trennen«, flüstert Simone.
»Zwischen mir und Daniella ist nichts passiert.«
»Das spielt im Grunde auch keine Rolle«, sagt sie müde.
»Tut es nicht? Es spielt keine Rolle? Du willst dich wegen etwas von mir trennen, das ich vor zehn Jahren getan
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