Der Idiot
aber du bist noch weit ärger. Von dem
Bukettschenker dort will ich gar nicht einmal reden ...«
»Sind Sie es wirklich, sind Sie es wirklich, Nastasja Filippowna?«
rief der General und schlug in aufrichtigem Schmerz die Hände zusammen.
»Sie, die Sie sonst so zartfühlend waren und so taktvoll redeten, und
nun auf einmal! Welche Sprache, welche Ausdrücke!«
»Ich bin jetzt betrunken, General«, erwiderte Nastasja Filippowna
lachend, »ich will fidel sein! Heute ist mein Tag, mein Fest- und
Feiertag; auf den habe ich schon lange gewartet. Darja Alexejewna,
siehst du da diesen Bukettschenker, diesen monsieur aux camélias? Da
sitzt er und lacht uns aus ...«
»Ich lache nicht, Nastasja Filippowna; ich höre nur mit der größten Aufmerksamkeit zu«, entgegnete Tozki mit würdiger Ruhe.
»Warum habe ich ihn eigentlich fünf volle Jahre lang gequält und
nicht von mir loskommen lassen? War er das denn wert? Er kann eben
nicht anders sein, als er ist ... Er wird noch behaupten, daß ich in
seiner Schuld stehe: er hat mich ja erziehen lassen und mich wie eine
Gräfin unterhalten; was ist da für Geld daraufgegangen; und dann hat er
schon dort einen anständigen Mann für mich ausgesucht und nun hier
diesen Ganja. Und solltest du es glauben: ich habe diese fünf Jahre
nicht mit ihm zusammengelebt, aber das Geld von ihm angenommen und im
Recht zu sein gemeint! Ich war ja ganz wirr im Kopf geworden! Ich
handelte nach deinem Grundsatz: ›Nimm die hunderttausend Rubel und jage
den Geber weg, wenn er dir zuwider ist!‹ Daß er mir zuwider ist, ist
richtig ... Ich hätte mich auch schon längst verheiraten können, und
nicht nur mit Ganja; aber auch das war mir schon zuwider. Und warum
habe ich meine fünf Jahre in dieser boshaften Stimmung verloren! Aber
ob du es nun glaubst oder nicht: vor vier Jahren habe ich manchmal
daran gedacht, ob ich nicht ganz einfach meinen Afanasi Iwanowitsch
heiraten sollte. Dieser Gedanke ging bei mir damals nur aus Bosheit
hervor; was ging mir damals nicht alles durch den Kopf; aber ich hätte
ihn dazu bringen können, wirklich! Er selbst hat es mir angeboten,
glaubst du es oder nicht? Er meinte es ja nicht ehrlich; aber er ist
gar zu lüstern und kann seine Begierden nicht unterdrücken. Aber dann
überlegte ich mir Gott sei Dank: ist er es denn wert, daß ich um
seinetwillen eine solche Schlechtigkeit begehe? Und er wurde mir damals
plötzlich so zuwider, daß ich seitdem, auch wenn er mir selbst seine
Hand antrüge, sie ablehnen würde. Und ganze fünf Jahre habe ich in
dieser gekünstelten Manier gelebt!
Nein, das beste ist schon, ich gehe auf die Straße, wo ich ja auch
hingehöre! Entweder will ich mit Rogoschin lustig leben oder gleich
morgen Wäscherin werden! Denn Eigentum habe ich ja keines; ich werfe
ihm alles hin; das letzte Läppchen lasse ich hier; und wenn ich so gar
nichts habe, wer nimmt mich dann zur Frau? Frag mal Ganja, ob er mich
nehmen würde! Nicht einmal Ferdyschtschenko würde mich nehmen ...!«
»Ferdyschtschenko würde Sie vielleicht nicht nehmen, Nastasja
Filippowna; ich bin ein offenherziger Mensch«, unterbrach sie
Ferdyschtschenko. »Aber dafür würde der Fürst Sie nehmen! Sie sitzen da
und klagen; sehen Sie doch einmal den Fürsten an! Ich beobachte ihn
schon lange ...«
Nastasja Filippowna wandte sich neugierig zum Fürsten hin.
»Ist das wahr?« fragte sie.
»Ja, es ist wahr«, flüsterte der Fürst.
»Sie nehmen mich so, wie ich da bin, ohne alles?«
»Ja, das tue ich, Nastasja Filippowna ...«
»Da haben wir ja eine neue Tollheit!« murmelte der General. »Das war zu erwarten!«
Der Fürst schaute Nastasja Filippowna traurig, ernst und durchdringend ins Gesicht, die ihrerseits fortfuhr, ihn anzusehen.
»Da hat sich doch einer gefunden!« sagte sie dann, indem sie sich
wieder zu Darja Alexejewna wandte. »Und er tut es rein aus gutem
Herzen; das weiß ich. Ich habe einen Wohltäter gefunden! Übrigens haben
die Leute vielleicht recht, wenn sie von ihm sagen, daß er ... hm, na
ja! Wovon wirst du denn leben, wenn du schon so verliebt bist, daß du,
ein Fürst, Rogoschins Geliebte heiraten willst?«
»Ich nehme Sie als eine ehrbare Frau, Nastasja Filippowna, und nicht als Rogoschins Geliebte«, antwortete der Fürst.
»Ich bin also eine ehrbare Frau?«
»Ja.«
»Nun, das hast du wohl aus Romanen! Das sind altmodische Torheiten,
liebster Fürst; aber jetzt ist die Welt klüger geworden, und all das
ist jetzt Unsinn! Und wie kannst du denn
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