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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michailowitsch Dostojewski
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Paragraphen der Gesetzsammlung, und namentlich an solche
ermutigenden und beruhigenden Inhalts, zu erinnern.
    Auf Rogoschin machte Nastasja Filippownas Salon den
entgegengesetzten Eindruck wie auf alle seine Gefährten. Kaum hatte er
die Portiere zurückgeschlagen und Nastasja Filippowna erblickt, als
alles übrige für ihn zu existieren aufhörte, gerade wie am Tage, sogar
in noch höherem Grade als vorher. Er wurde blaß und blieb einen
Augenblick stehen; man konnte erraten, daß sein Herz furchtbar klopfte.
Schüchtern und fassungslos sah er einige Sekunden lang Nastasja
Filippowna mit unverwandten Augen an. Auf einmal ging er, als ob ihm
alle Kraft abhanden gekommen wäre, beinah schwankend an den Tisch
heran; unterwegs stieß er an Ptizyns Stuhl und trat mit seinen
schmutzigen Stiefeln auf den Spitzenbesatz des prachtvollen
himmelblauen Kleides der schweigsamen schönen Deutschen; aber er
entschuldigte sich nicht und hatte es gar nicht bemerkt. Als er zum
Tisch gelangt war, legte er einen sonderbaren Gegenstand darauf nieder,
den er beim Betreten des Salons in beiden Händen vor sich hingehalten
hatte. Es war ein großes Päckchen, dreizehn Zentimeter hoch und
achtzehn Zentimeter lang, dicht und fest in eine Nummer der
Börsennachrichten eingeschlagen und straff von allen Seiten und zweimal
über Kreuz mit einem Bindfaden zusammengebunden, von der Art, wie man
ihn zum Umschnüren von Zuckerhüten gebraucht. Dann stand er, ohne ein
Wort zu sagen, mit herabhängenden Armen da, wie wenn er sein Urteil
erwartete. Sein Anzug war ganz derselbe wie am Tage; nur hatte er jetzt
ein ganz neues seidenes Tuch um den Hals, hellgrün mit rot; ferner trug
er eine große Brillantnadel, die einen Käfer darstellte, und an dem
schmutzigen Ringfinger der rechten Hand einen massiven Brillantring.
Lebedew ging nicht bis an den Tisch heran, sondern blieb in einer
Entfernung von drei oder vier Schritten stehen; die übrigen, wie schon
gesagt, sammelten sich allmählich im Salon. Katja und Pascha, die
beiden Stubenmädchen Nastasja Filippownas, waren auch herbeigelaufen,
um hinter den ein wenig aufgehobenen Portieren hervor mit tiefem
Erstaunen und großer Angst zuzusehen.
    »Was ist das«? fragte Nastasja Filippowna, indem sie ihre Blicke
unverwandt und neugierig auf Rogoschin richtete und mit den Augen auf
das Päckchen hinwies.
    »Hunderttausend Rubel«, antwortete dieser fast flüsternd.
    »Ah, er hat also Wort gehalten! Na, so ein Mensch. Setzen Sie sich,
bitte; da, auf diesen Stuhl; ich werde Ihnen nachher etwas sagen. Wen
haben Sie da bei sich? Das ist wohl die ganze Gesellschaft von vorhin?
Nun, sie sollen hereinkommen und Platz nehmen; dort auf dem Sofa ist
noch Platz; und da ist noch ein anderes Sofa. Da sind zwei Lehnsessel
... Was haben die Leute denn nur? Sie wollen wohl nicht?«
    Manche waren in der Tat ganz verlegen geworden, zogen sich zurück
und setzten sich im anstoßenden Zimmer hin, um dort zu warten; manche
aber blieben da und nahmen auf die Einladung hin Platz, aber möglichst
fern vom Tisch und möglichst in den Ecken; die einen wünschten immer
noch gewissermaßen zu verschwinden; die andern aber gewannen, je ferner
sie saßen, um so mehr Mut, und zwar mit überraschender Geschwindigkeit.
Rogoschin setzte sich ebenfalls auf den ihm angewiesenen Sessel, blieb
aber nicht lange sitzen; er stand bald wieder auf und setzte sich dann
nicht mehr hin. Allmählich begann er die Gäste zu unterscheiden und
deutlicher zu sehen. Als er Ganja erblickte, lächelte er boshaft und
flüsterte vor sich hin: »Sieh mal an!« Den General und Afanasi
Iwanowitsch betrachtete er ohne Verlegenheit und sogar ohne besonderes
Interesse. Aber als er neben Nastasja Filippowna den Fürsten bemerkte,
vermochte er längere Zeit nicht, seinen Blick von ihm loszureißen; er
war äußerst erstaunt und anscheinend nicht imstande, sich das
Zusammensein dieser beiden zu erklären. Man konnte vermuten, daß er
sich zeitweilig in einem Zustand wirklicher Geistesverwirrung befand.
Abgesehen von allen Erschütterungen, die ihm dieser Tag gebracht hatte,
hatte er die ganze vorhergehende Nacht im Waggon zugebracht und schon
fast seit achtundvierzig Stunden nicht geschlafen.
    »Das sind hunderttausend Rubel, meine Herrschaften«, sagte Nastasja
Filippowna, indem sie sich mit fieberhafter Ungeduld laut an alle
Anwesenden wandte, »hier in diesem schmutzigen Päckchen. Heute am Tage
schrie er wie ein Wahnsinniger, er werde mir am Abend hunderttausend
Rubel

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