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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michailowitsch Dostojewski
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heftige Bewegung nach dem Fürsten hin.
    »Natürlich ist Ihnen nicht alles bekannt«, sagte er. »Warum würde ich denn sonst diese ganze Bürde auf mich nehmen?«
    »Ich meine, es ist ein sehr häufiger Vorgang, daß jemand um des
Geldes willen heiratet und das Geld in den Händen der Frau bleibt.«
    »N-nein, bei uns wird es anders sein ... Hier ... hier liegen
Umstände vor ...«, murmelte Ganja, in unruhigem Nachdenken befangen.
»Und was ihre Antwort anlangt, so ist an der kein Zweifel mehr
möglich«, fügte er schnell hinzu. »Woraus schließen Sie, daß sie mir
einen Korb geben wird?«
    »Ich weiß nichts als das, was ich gesehen habe. Aber auch Warwara Ardalionowna hat soeben gesagt ...«
    »Bah, das reden die Weiber so hin, ohne zu wissen, was sie sagen.
Aber über Rogoschin hat sie sich lustig gemacht; das können Sie
glauben; das ist mir klargeworden. Das war deutlich zu merken. Ich
hatte vorhin meine Besorgnisse; aber jetzt ist mir die Sache
klargeworden. Oder meinen Sie vielleicht, wie sie sich gegen die
Mutter, den Vater und Warja benommen hat?«
    »Und gegen Sie.«
    »Es mag sein; aber das war nur die gewöhnliche weibliche Rachsucht,
weiter nichts. Sie ist ein schrecklich reizbares, argwöhnisches, eitles
Weib. Wie ein bei der Beförderung übergangener Beamter! Sie wollte sich
zeigen und ihnen ihre ganze Geringschätzung beweisen ... na, und mir
auch; das ist ja richtig, das bestreite ich nicht ... Aber trotzdem
wird sie mich heiraten. Sie ahnen gar nicht, welchen Täuschungen die
menschliche Eitelkeit unterworfen ist: da hält sie mich nun für einen
Schuft, weil ich sie, die Geliebte eines andern, so offen ihres Geldes
wegen nehme, und weiß nicht, daß ein anderer sie in noch gemeinerer
Weise betrügen würde: er würde sich an sie heranmachen und sie mit
liberalen, fortschrittlichen Redereien überschütten und allerlei
Frauenfragen erörtern, so daß sie ihm schließlich wie ein Faden durchs
Nadelöhr geht. Er würde der eitlen Närrin einreden (und das ist so
leicht!), daß er sie nur ›wegen ihres edlen Herzens und wegen ihres
Unglücks‹ nehme, würde sie aber dabei doch um des Geldes willen
heiraten. Ich gefalle ihr nicht, weil ich zum Schwanzwedeln keine Lust
habe, was doch nützlich wäre. Aber was tut sie denn selbst? Tut sie
nicht ganz dasselbe? Also, wenn dem so ist, warum verachtet sie mich
dann und treibt ein solches Spiel mit mir? Deswegen, weil ich selbst
mich nicht unterwerfe, sondern meinen Stolz herauskehre. Nun, wir
werden ja sehen!«
    »Haben Sie sie denn früher wirklich geliebt?«
    »Anfangs habe ich sie geliebt. Aber genug davon ... Es gibt eben
Frauen, die nur zu Geliebten taugen und zu weiter nichts. Ich sage
nicht, daß sie meine Geliebte gewesen wäre. Wenn sie friedfertig leben
will, werde ich auch friedfertig leben; aber wenn sie sich auflehnt,
werde ich mich sofort von ihr lossagen und das Geld für mich behalten.
Lächerlich will ich mich nicht machen; das am allerwenigsten.«
    »Es will mir doch scheinen«, bemerkte der Fürst vorsichtig, »daß
Nastasja Filippowna ein ganz kluges Weib ist. Wozu sollte sie, wenn sie
solche Marter voraussieht, in die Falle gehen? Sie könnte ja doch auch
einen andern heiraten. Ich wundere mich, daß Sie diese Möglichkeit
nicht in Betracht ziehen.«
    »Das hat schon seine Gründe! Sie wissen in dieser Angelegenheit
nicht alles, Fürst ..., und außerdem glaubt sie fest, daß ich sie
wahnsinnig liebe; das schwöre ich Ihnen. Und wissen Sie, ich vermute
stark, daß auch sie mich liebt, das heißt, auf ihre Art; Sie kennen die
Redensart: ›Wen ich liebe, den prügle ich‹. Sie wird mich ihr ganzes
Leben lang für einen Gauner halten (und darin hat sie ja auch
vielleicht recht) und mich doch auf ihre Art lieben; sie trifft dazu
schon ihre Anstalten; das liegt einmal so in ihrem Wesen. Sie ist eine
echte Russin, kann ich Ihnen sagen; na, und ich bereite eine
Überraschung für sie vor. Die Szene von vorhin mit Warja ereignete sich
ja ganz zufällig; aber sie wird mir von Vorteil sein: sie hat jetzt
gesehen und sich überzeugt, daß ich ihr treuer Anhänger bin und um
ihretwillen alle Bande zerreiße. Ich bin nämlich auch gerade kein
Dummkopf, das können Sie mir glauben. Apropos, Sie denken doch
hoffentlich nicht, daß ich ein arger Schwätzer bin? Ich habe vielleicht
tatsächlich übel daran getan, liebster Fürst, daß ich mich Ihnen so
ganz decouvriere. Aber das kommt daher, daß Sie der erste anständige
Mensch sind, auf den

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