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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michailowitsch Dostojewski
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besprach mit ihm eifrig eine wichtige und anscheinend
unaufschiebbare Sache.
    »Du hast das Spiel verloren, Ganja!« rief er ihm im Vorbeigehen zu.
    Ganja sah ihnen beunruhigt nach.

XI
    Der Fürst hatte den Salon verlassen und sich auf sein eigenes Zimmer
begeben. Unmittelbar darauf kam Kolja zu ihm gelaufen, um ihn zu
trösten. Der arme Junge schien sich jetzt gar nicht mehr von ihm
losreißen zu können.
    »Sie haben gut daran getan, daß Sie weggegangen sind«, sagte er. »Da
wird jetzt der Wirrwarr noch ärger werden, als er bisher war; jeden Tag
geht es bei uns so her, und all das hat uns diese Nastasja Filippowna
eingebrockt.«
    »Da bei euch hat sich viel Krankheitsstoff angesammelt, lieber Kolja!« bemerkte der Fürst.
    »Jawohl, viel Krankheitsstoff! Aber wir dürfen uns nicht einmal
darüber beklagen; wir sind selbst an allem schuld. Ich habe jedoch
einen sehr guten Freund; der ist noch unglücklicher. Ist es Ihnen
recht, daß ich Sie mit ihm bekannt mache?«
    »Sehr recht ist es mir. Ist er Ihr Schulkamerad?«
    »Ja, beinah mein Schulkamerad. Ich werde Ihnen das alles später
erklären ... Aber schön ist Nastasja Filippowna; meinen Sie nicht auch?
Ich hatte sie noch nie vorher gesehen, obwohl ich großes Verlangen
danach hatte. Sie hat mich geradezu geblendet. Ich würde meinem Bruder
alles verzeihen, wenn er sie aus Liebe nähme; aber daß er es um des
Geldes willen tut, das ist häßlich!« »Ja, Ihr Bruder gefällt mir nicht
sonderlich.«
    »Na, wie wäre das auch möglich! Wie sollte er Ihnen gefallen,
nachdem ... Wissen Sie, ich bin empört, daß die Leute über diese Dinge
so verschiedener Meinung sind. Irgendein Irrsinniger oder ein Dummkopf
oder ein Bösewicht gibt jemandem eine Ohrfeige, und da ist nun der
Betreffende für sein ganzes Leben entehrt und kann die Schmach nur
durch Blut abwaschen oder dadurch, daß der andre ihn auf den Knien um
Verzeihung bittet. Nach meiner Ansicht ist das abgeschmackt, ein
despotischer Zwang. Auf dieser Anschauung beruht Lermontows Drama ›Der
Maskenball‹, meiner Ansicht nach ein dummes Stück. Das heißt, ich will
sagen, ein unnatürliches Stück. Aber er war ja allerdings beinah noch
ein Kind, als er es schrieb.«
    »Sehr gut gefällt mir Ihre Schwester.«
    »Wie sie Ganja ins Gesicht gespuckt hat! Ja, Warja ist tapfer! Aber
Sie haben ihm nicht ins Gesicht gespuckt, und ich bin doch überzeugt,
daß Sie es nicht aus Mangel an Mut unterlassen haben. Aber da ist sie
selbst, der Wolf in der Fabel! Ich wußte, daß sie kommen würde; sie hat
einen anständigen Charakter, wenn sie auch ihre Fehler besitzt.«
    »Du hast hier nichts zu suchen!« fiel Warja zuerst über Kolja her. »Geh zum Vater! Belästigt er Sie, Fürst?«
    »Durchaus nicht, im Gegenteil.«
    »Na also, was redest du, verehrte ältere Schwester! Das ist gleich
so eine häßliche Eigenschaft an ihr. Übrigens dachte ich, der Vater
würde bestimmt mit Rogoschin weggehen. Wahrscheinlich bereut er jetzt
schon, es nicht getan zu haben. Ich will mal zusehen, wie es mit ihm
steht«, fügte Kolja hinzu und ging hinaus.
    »Gott sei Dank, ich habe Mama fortgebracht und veranlaßt, sich ins
Bett zu legen, und es ist nichts Weiteres vorgekommen. Ganja ist
verlegen und sehr nachdenklich. Und er hat auch allen Grund dazu. Was
hat er da für eine Lehre erhalten ...! Ich bin hergekommen, um Ihnen
noch einmal zu danken, Fürst, und Sie zu fragen: hatten Sie Nastasja
Filippowna vorher noch gar nicht gekannt?«
    »Nein, noch gar nicht.«
    »Wie kommen Sie dann dazu, ihr gerade ins Gesicht zu sagen, daß das
nicht ihr wahres Wesen sei? Und Sie haben, wie es scheint, damit das
Richtige getroffen. Sie ist vielleicht wirklich eine andere, als sie
scheinen wollte. Übrigens werde ich nicht aus ihr klug. Sie
beabsichtigte sicherlich, uns zu beleidigen; das ist klar. Ich habe
auch früher schon manches Seltsame über sie gehört. Aber wenn sie
hergekommen war, um uns einzuladen, wie konnte sie sich dann zuerst
gegen Mama so benehmen? Ptizyn kennt sie ganz genau; aber er sagt, er
habe ihr Verhalten vorhin auch nicht verstehen können. Und wie benahm
sie sich gegen Rogoschin? So darf man doch nicht reden, wenn man
irgendwelche Selbstachtung besitzt, noch dazu im Hause des eigenen ...
Mama ist ebenfalls um Sie sehr beunruhigt.«
    »Es hat nichts auf sich«, erwiderte der Fürst mit einer geringschätzigen Handbewegung.
    »Und wie sie Ihnen gehorchte ...«
    »Inwiefern gehorchte?«
    »Sie sagten ihr, sie solle sich schämen,

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