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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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legen. Aber das Menschenherz ist ein sonderbares Ding: jetzt traf es sich, daß gerade eine verhältnismäßig so geringe Kränkung wie der Zweifel an Jeropegows Existenz das Gefäß zum Überlaufen bringen mußte. Der Alte wurde purpurrot, hob die Arme in die Höhe und schrie:
    »Genug! Mein Fluch ... hinaus aus diesem Haus! Nikolai, bring meine Reisetasche; ich gehe ... ich will fort!«
    Eilig, im höchsten Zorn, ging er hinaus. Nina Alexandrowna, Kolja und Ptizyn stürzten ihm nach.
    »Na, was hast du jetzt angerichtet!« sagte Warja zu ihrem Bruder. »Er wird am Ende wieder dorthin gehen. Welche Schande! Welche Schande!«
    »Er hätte nicht stehlen sollen!« schrie Ganja, der beinah vor Ingrimm erstickte; plötzlich begegnete sein Blick dem Blick Ippolits, und Ganja fing fast an zu zittern. »Sie aber, mein Herr«, schrie er, »sollten nicht vergessen, daß Sie hier in einem fremden Haus sind und ... Gastfreundschaft genießen, und sollten nicht einen alten Mann reizen, der offenbar den Verstand verloren hat ...«
    Ippolit war ebenfalls zusammengefahren, hatte aber sofort die Herrschaft über sich wiedergewonnen.
    »Ich kann Ihnen doch nicht ganz zustimmen, wenn Sie meinen, daß Ihr Papa den Verstand verloren hat«, antwortete er ruhig. »Es scheint mir im Gegenteil, daß sein Verstand in der letzten Zeit sogar zugenommen hat, wahrhaftig; glauben Sie es nicht? Er ist so vorsichtig und argwöhnisch geworden; immer sucht er einen auszuforschen; jedes Wort wägt er ab ... daß er mit mir von diesem Kapiton zu reden anfing, dabei hatte er eine besondere Absicht; stellen Sie sich nur vor: er wollte mich darauf bringen, daß ...«
    »Zum Teufel, was kümmert es mich, worauf er Sie bringen wollte! Ich bitte Sie, mir gegenüber keine listigen, schlauen Kunstgriffe zur Anwendung zu bringen, mein Herr!« knirschte Ganja. »Wenn Sie gleichfalls den wahren Grund kennen, weshalb der Alte sich in diesem Zustand befindet (und Sie haben in diesen fünf Tagen so um mich herumspioniert, daß Sie ihn wahrscheinlich kennen), so sollten Sie doch den Unglücklichen nicht reizen und meine Mutter nicht durch Übertreibung der Geschichte quälen; denn die ganze Geschichte ist dummes Zeug, nur Gerede Betrunkener, weiter nichts, Gerede, das durch nichts bewiesen ist, und aus dem ich mir nicht einen Pfifferling mache ... Aber Sie müssen immer spionieren und giftige Reden führen, weil Sie ... weil Sie ...«
    »Weil ich ein Bohrer bin«, fiel Ippolit lächelnd ein.
    »Weil Sie ein gemeines Subjekt sind. Eine halbe Stunde lang haben Sie die Gesellschaft gepeinigt, in der Meinung, Sie könnten sie dadurch erschrecken, daß Sie sich mit Ihrer ungeladenen Pistole erschössen, mit der Sie ein so schmachvolles Fiasko machten, Sie erfolgloser Selbstmörder, Sie übergelaufene Galle auf zwei Beinen. Ich habe Ihnen Gastfreundschaft gewährt, Sie sind hier dick geworden, haben aufgehört zu husten, und nun danken Sie es mir so ...«
    »Nur wenige Worte, wenn Sie erlauben; ich wohne bei Warwara Ardalionowna und nicht bei Ihnen; Sie haben mir keinerlei Gastfreundschaft erwiesen; ich glaube sogar, daß Sie selbst Herrn Ptizyns Gastfreundschaft genießen. Vor vier Tagen habe ich meine ich meine Mutter gebeten, in Pawlowsk eine Wohnung für mich zu suchen und selbst hierher überzusiedeln, weil ich mich hier tatsächlich wohler fühle, obgleich ich keineswegs dicker geworden bin und immer noch huste. Meine Mutter hat mich gestern abend benachrichtigt, daß die Wohnung bereit sei, und ich beeile mich meinerseits, Ihnen mitzuteilen, daß ich mich noch heute bei Ihrer Mama und bei Ihrer Schwester bedanken und in meine eigene Wohnung übersiedeln werde, wozu ich mich schon gestern abend entschlossen habe. Entschuldigen Sie, ich habe Sie unterbrochen; Sie wollten, wie es scheint, noch vieles sagen.«
    »Oh, wenn es so ist ...«, begann Ganja zitternd.
    »Wenn es so ist, so gestatten Sie, daß ich mich setze«, fügte Ippolit hinzu, indem er sich mit größter Seelenruhe auf den Stuhl niederließ, auf dem der General gesessen hatte. »Ich bin ja doch krank. Nun, jetzt bin ich bereit, Ihnen zuzuhören, um so mehr als dies unser letztes Gespräch und vielleicht sogar unser letztes Zusammensein sein wird.«
    Ganja fing auf einmal an, sich zu schämen.
    »Sie können mir glauben, daß ich mich nicht dazu erniedrigen werde, mit Ihnen gleichsam abzurechnen«, sagte er; »und wenn Sie ...«
    »Es hat keinen Zweck, daß Sie sich aufs hohe Pferd setzen«, unterbrach ihn

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