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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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fügte Ippolit in lässigem Ton hinzu. »Sie halten also diese Leute doch nicht für fähig, einen Menschen unter der Bedingung aufzunehmen, daß er bestimmt und möglichst bald stirbt?«
    »Ich glaubte, sie hätten Sie mit anderen Absichten eingeladen hinzuziehen.«
    »Aha! Sie sind gar nicht so einfältig, wie man von Ihnen behauptet! Ich habe jetzt nur keine Zeit, sonst würde ich Ihnen über diesen Ganja und seine Hoffnung ein Licht aufstecken. Man miniert gegen Sie, Fürst, miniert gegen Sie erbarmungslos, und ... es ist außerordentlich zu bedauern, daß Sie dabei so ruhig sind. Aber das liegt leider in Ihrer Natur!«
    »Nun sehen Sie einmal an, weswegen Sie mich bedauern!« erwiderte der Fürst lachend. »Würde ich denn etwa nach Ihrer Meinung glücklicher sein, wenn ich unruhiger wäre?«
    »Es ist besser, unglücklich zu sein, aber zu wissen, als glücklich zu sein und in der Dummheit zu leben. Wie es scheint, wollen Sie durchaus nicht glauben, daß Sie eine Nebenbuhlerschaft zu fürchten haben ... und zwar von jener Seite?«
    »Was Sie da über Nebenbuhlerschaft sagen, ist etwas zynisch, Ippolit; es tut mir leid, daß ich kein Recht habe, Ihnen darauf zu antworten. Was Gawrila Ardalionowitsch anlangt, so kann er ja nach einem so großen Verlust, wie er ihn erlitten hat, unmöglich ruhig bleiben; das werden Sie selbst zugeben müssen, selbst wenn Sie von seinen Angelegenheiten nur wenig wissen. Es scheint mir, daß man die Sache am besten von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet. Er hat noch Zeit sich zu ändern; er hat noch ein langes Leben vor sich, und das Leben ist reich ... Übrigens ... übrigens« (hier geriet der Fürst in Verwirrung), »was das Minieren anlangt ... so verstehe ich nicht einmal, wovon Sie reden; wir wollen dieses Gespräch lieber lassen, Ippolit.«
    »Lassen wir es vorläufig; Sie bekommen es ja auch gar nicht fertig, sich anders als edelmütig zu benehmen. Ja, Fürst, Sie glauben so lange, bis Sie das Gegenteil mit eigenen Fingern fühlen, haha! Jetzt verachten Sie mich wohl sehr, nicht wahr?«
    »Weswegen sollte ich das tun? Weil Sie mehr gelitten haben und leiden als wir?«
    »Nein, weil ich meines Leidens nicht würdig bin.«
    »Wer mehr hat leiden können, muß auch würdig sein, mehr zu leiden. Als Aglaja Iwanowna Ihre Beichte gelesen hatte, wünschte sie, Sie zu sehen; aber ...«
    »Sie schiebt es auf ... sie darf es nicht, ich verstehe, ich verstehe ...«, unterbrach ihn Ippolit, wie wenn er bemüht wäre, das Gespräch möglichst bald von diesem Gegenstand abzulenken. »Apropos, man sagt, Sie selbst hätten ihr dieses ganze verrückte Zeug vorgelesen; es ist wirklich im Fieberwahn geschrieben und ... fabriziert worden. Und ich verstehe nicht, was für eine, ich will nicht sagen Grausamkeit (das wäre für mich erniedrigend), aber was für eine kindische Eitelkeit und Rachsucht dazu gehört, mir diese Beichte zum Vorwurf zu machen und sie als Waffe gegen mich zu benutzen! Beunruhigen Sie sich nicht; ich sage das nicht mit Bezug auf Sie ...«
    »Aber es tut mir leid, daß Sie sich von diesem Heft lossagen, Ippolit; es ist mit großer Aufrichtigkeit geschrieben, und, wissen Sie, selbst seine komischsten Stellen, und es gibt ihrer viele« (Ippolit runzelte heftig die Stirn), »sind mit Leiden erkauft; denn schon das darin Mitgeteilte zu bekennen war ebenfalls ein Leiden und ... vielleicht die größte Mannhaftigkeit. Der Gedanke, von dem Sie sich dabei leiten ließen, hatte jedenfalls eine edle Grundlage, trotz allen gegenteiligen Scheines. Ich versichere Sie: ich erkenne das um so klarer, aus je weiterer Entfernung ich es betrachte. Ich fälle über Sie kein Urteil; ich sage das nur, um mich auszusprechen, und bedaure, daß ich damals geschwiegen habe ...«
    Ippolit wurde dunkelrot. In seinem Kopf blitzte für einen Augenblick der Gedanke auf, daß der Fürst sich nur verstelle und ihm eine Schlinge lege; aber als er ihm genauer ins Gesicht sah, konnte er doch nicht umhin, an seine Aufrichtigkeit zu glauben, und seine eigene Miene hellte sich auf.
    »Aber sterben muß ich dennoch!« sagte er (und hätte beinah hinzugefügt: »Ein Mensch wie ich!«). »Und denken Sie sich nur, wie mich Ihr Ganja zurechtweist; er hat sich diese Entgegnung ausgedacht: es würden vielleicht von denen, die damals der Vorlesung meines Heftes beigewohnt hätten, drei oder vier am Ende noch früher sterben als ich! Was sagen Sie dazu? Er meint, das werde für mich ein Trost sein, haha! Erstens sind sie

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