Der Idiot
Königin! Ich habe es erreicht!«
Er konnte vor Freude kaum atmen, er ging um Nastasja Filippowna herum und schrie allen zu: »Kommt ihr nicht zu nah!« Sein ganzes Gefolge war nun in den Salon eingedrungen. Die einen tranken, andere schrien und lachten, alle waren in höchst animierter, ungezwungener Stimmung. Ferdyschtschenko machte Versuche, sich ihnen anzuschließen. Der General und Tozkij schickten sich wieder an, möglichst bald zu verschwinden. Auch Ganja hatte den Hut in der Hand; aber er stand schweigend da und schien sich von dem Bild, das sich da vor seinen Augen entrollte, noch nicht losreißen zu können.
»Kommt ihr nicht zu nah!« schrie Rogoshin.
»Aber was brüllst du denn?« schalt ihn Nastasja Filippowna lachend. »Ich bin hier noch Gastgeber in meiner eigenen Wohnung; wenn ich will, kann ich dich immer noch mit Rippenstößen hinausjagen lassen. Noch habe ich das Geld von dir nicht angenommen, da liegt es; gib es her, das ganze Päckchen! Also in diesem Päckchen sind hunderttausend Rubel? Pfui, wie schmutzig es aussieht! Was hast du, Darja Alexejewna? Sollte ich ihn denn wirklich zugrunde richten?« (Sie wies auf den Fürsten.) »Wie kann er denn heiraten? Er braucht ja selbst noch eine Kinderfrau; der General dort, der wird nun seine Kinderfrau sein, sieh nur, wie er um ihn herumscharwenzelt! Schau her, Fürst, deine Braut hat das Geld genommen, weil sie eine Dirne ist, und du wolltest sie heiraten! Aber warum weinst du denn? Es ist dir wohl schmerzlich, wie? Aber meiner Ansicht nach solltest du lachen«, fuhr Nastasja Filippowna fort, der selbst zwei große Tränen auf den Wangen funkelten. »Vertraue auf die Zeit, es geht alles vorüber! Besser, man bedenkt das jetzt als später... Und warum weint ihr alle? Da, auch Katja weint! Was hast du, liebe Katja? Ich lasse dir und Pascha viel zurück, ich habe schon die nötigen Anordnungen getroffen, jetzt aber lebt wohl! Ich habe von dir, einem anständigen Mädchen, verlangt, daß du mich, eine Dirne, bedienen solltest ... Es ist besser so, Fürst, wirklich besser, du würdest mich später verachten, und es würde nicht unser Glück sein! Schwöre nicht! Ich glaube es nicht. Und wie dumm würde es auch sein! ... Nein, am besten scheiden wir voneinander als gute Freunde; auch ich bin ja eine Träumerin, es würde nichts Gutes dabei herauskommen! Habe ich nicht selbst von dir geträumt? Darin hast du recht, ich habe schon lange von dir geträumt, schon als ich bei ihm auf dem Dorfe fünf Jahre lang mutterseelenallein lebte; da denkt und denkt man manchmal und träumt und träumt, und da habe ich mir immer so einen Mann vorgestellt wie dich, einen guten, ehrenhaften, braven, ein bißchen dummen Mann, der auf einmal kommt und sagt: ›Sie tragen keine Schuld, Nastasja Filippowna, und ich vergöttere Sie!‹ Und ich versenkte mich manchmal so in meine Träumereien, daß ich fast den Verstand verlor ... Und da kam nun dieser Mensch hier: alle Jahre blieb er zwei Monate lang zu Besuch, entehrte, schändete, entflammte, verdarb mich und fuhr dann wieder davon. Tausendmal habe ich in den Teich springen wollen, aber ich war zu feige, mein Mut reichte dazu nicht aus. Nun, aber jetzt ... Rogoshin, bist du bereit?«
»Alles bereit! Kommt ihr nicht zu nah!«
»Alles bereit!« riefen mehrere Stimmen.
»Die Troikas warten, mit Schellen!«
Nastaja Filippowna nahm das Päckchen in die Hand.
»Ganja, mir ist ein Gedanke gekommen: ich will dich entschädigen, denn warum solltest du alles verlieren? Rogoshin, wird er für drei Rubel bis nach der Wassilij-Insel kriechen?«
»Jawohl, das wird er tun!«
»Nun denn, so höre, Ganja, ich will zum letztenmal einen Blick in deine Seele tun; du hast mich ganze drei Monate lang gequält, jetzt ist die Reihe an mir. Du siehst dieses Päckchen, darin sind hunderttausend Rubel! Ich werde es jetzt gleich in den Kamin werfen, ins Feuer, hier vor aller Augen, alle Anwesenden sind Zeugen! Sobald das Feuer »Ich habe Ihnen ja gesagt, daß sie ein originelles Weib ist«, murmelte Afanassij Iwanowitsch, der ebenfalls etwas blaß geworden war.
»Aber es sind ja doch hunderttausend Rubel! ...«
»Herr Gott, Herr Gott!« wurde ringsumher gerufen. Alle umdrängten den Kamin, alle wollten sehen, alle schrien ... Manche stiegen sogar auf die Stühle, um über die Köpfe der andern hinwegsehen zu können. Darja Alexejewna stürzte ins Nebenzimmer und redete dort in ängstlichem Flüstertone mit Katja und Pascha. Die schöne Deutsche
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