Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
sind nicht nur ein Amateur, Sie sind unerträglich.«
»Es ist immerhin möglich, daß Sie einen Fehler gemacht haben!« rief Kendrick aufgebracht. »Ich war fast bereit, bei Ihnen den Grundsatz >Im Zweifel für den Angeklagten ‹anzuwenden, das habe ich auch Dennison erklärt. Und ich habe ihm gesagt, ich werde nicht dulden, daß er Sie dafür hängt.«
»Oh, Sie sind zu gütig, Sir.«
»Nein, ich habe es ernst gemeint. Sie haben mir das Leben gerettet, und wenn Sie irgendwo aus Versehen meinen Namen genannt haben...«
»Ihre Dummheit nimmt ungeahnte Ausmaße an«, unterbrach Adrienne. »Es ist viel, viel wahrscheinlicher, daß einem von den fünf anderen Ihr Name rausgerutscht ist. Grayson oder mir könnte so was nie passieren. Wir leben draußen, im ›Feld‹, solche Fehler können wir uns nicht leisten.«
»Gehen wir weiter«, sagte Kendrick. Zwar waren keine Wachen in Sicht, doch seine Zweifel und seine Verwirrung machten ihn unruhig. Sein Problem war, daß er ihr glaubte, daß er glaubte, was Manny Weingrass über sie gesagt hatte: »Sie hat nichts damit zu tun, dafür leg’ ich meine Hand ins Feuer...« Sie kamen zu einem Weg, der durch die Bäume zu der Steinmauer zu führen schien, die den Besitz einfriedete. »Sollen wir uns ein bißchen umsehen?« fragte Kendrick.
»Warum nicht?« erwiderte Adrienne kühl.
»Hören Sie«, fuhr er fort, während sie Seite an Seite den bewaldeten Abhang hinaufstiegen, »sagen wir mal, ich glaube Ihnen...«
»Meinen innigsten Dank!«
»Nun gut, ich glaube Ihnen – ohne Einschränkung. Und weil ich das tue, werde ich Ihnen jetzt etwas sagen, was meiner Meinung nach nur Swann und Dennison wissen.«
»Sind Sie sicher, daß Sie das tun sollten?«
»Ich brauche Hilfe, und die beiden können mir nicht helfen. Vielleicht können Sie’s. Sie waren dort-waren mit mir dort und wissen so vieles, das ich nicht weiß. Wie man Vorgänge geheimhält, wie geheime Informationen an die weitergegeben werden, für die sie bestimmt sind, solche Dinge möchte ich von Ihnen wissen.«
»Ich weiß natürlich einiges, aber alles auch nicht. Schließlich bin ich in Kairo stationiert, nicht hier. Aber fahren Sie fort.«
»Vor einiger Zeit kam ein Mann zu Swann, ein blonder Mann mit europäischem Akzent, der bestens über mich informiert war. Er wußte Dinge über mich – Frank nannte sie VD...
»Vorzugsdaten«, unterbrach Adrienne. »Solche Informationen stammen gewöhnlich aus den Gewölben.«
»Aus welchen Gewölben?«
»In unserem Jargon das Archiv für streng geheime Akten und Dokumente. Weiter!«
»Nachdem er Frank mit seinem Wissen beeindruckt – wirklich beeindruckt hatte, sagte er ihm auf den Kopf zu, er sei zu dem Schluß gekommen, daß mich das Außenministerium während der Geiselkrise nach Maskat geschickt hatte.«
»Was?« explodierte Adrienne. »Wer war das?«
»Das weiß keiner. Und keiner kann ihn finden. Er benutzte eine falsche Identität, um zu Frank zu gelangen.«
»Gütiger Himmel!« flüsterte Adrienne, den Blick auf den ansteigenden Pfad gerichtet; strahlendes Sonnenlicht brach durch die Baumkronen über ihnen. »Wir bleiben einen Moment hier«, sagte sie ruhig und eindringlich. »Setzen wir uns.« Sie ließen sich auf dem von dicken Stämmen und dichtem Laub geschützten Pfad nieder. »Und?« drängte Adrienne.
»Nun, Swann versuchte ihn von der Fährte abzubringen. Er zeigte ihm sogar eine Aktennotiz an den Außenminister, in der es hieß, er habe meinen Vorschlag abgelehnt. Der Mann glaubte Frank offensichtlich nicht und bohrte weiter, bohrte so lange, bis er alles beisammenhatte. Was gestern früh veröffentlicht wurde, war so präzise, daß es nur aus dem Oman-Dossier stammen kann – aus dem Gewölbe, wie Sie es nennen.«
»Das weiß ich«, flüsterte Adrienne, und ihr Zorn mischte sich mit Angst. »Mein Gott, da hat wirklich jemand nicht dichtgehalten!«
»Einer von sieben – sechs?« korrigierte er sich schnell.
»Und diese sechs – wer waren sie? Ich meine weder Swann noch seinen OHIO-Vier-Null-Computermann, aber alle außer Dennison, Grayson und mir.«
»Der Außenminister, der Verteidigungsminister und der Vorsitzende der Joint Chiefs.«
»An keinen von ihnen käme man heran.«
»Und was ist mit dem Computermann? Er heißt Bryce, Gerald Bryce, und er ist sehr jung. Frank schwört zwar auf ihn, doch das ist nur seine persönliche Meinung.«
»Ich bezweifle, daß er sich irrt. Frank Swann ist ein Mistkerl, aber so an der Nase
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