Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
ich noch nicht fertig. Sie sind also ins Außenministerium gegangen, um mit Swann zu sprechen, was bedeutet, daß Sie sich beim Sicherheitsdienst anmelden mußten.«
»Natürlich.«
»Und haben Sie sich auch wieder abgemeldet?«
»Nein. Nicht direkt, nicht in der Halle. Ich wurde zum Parkplatz gebracht und in einem Dienstwagen des Außenministeriums nach Hause gefahren.«
»Zu Ihrem Haus?«
»Ja, ich sollte gleich nach Oman fliegen und brauchte noch ein paar Sachen...«
»Und der Fahrer?« unterbrach Kalaila. »Hat er Sie mit Ihrem Namen angeredet?«
»Nein. Aber er sagte etwas, das mich ziemlich durcheinandergebracht hat. Ich fragte ihn, ob er mit hineinkommen und einen Bissen essen oder eine Tasse Kaffee trinken wolle, während ich packte, und er antwortete, daß er wahrscheinlich erschossen würde, wenn er aus dem Wagen steige – oder so was Ähnliches jedenfalls. Dann fügte er hinzu: ›Sie -damit meinte er mich – gehören zu OHIO-Vier-Null.‹«
»Was heißt, daß er nicht dazugehörte«, sagte Kalaila schnell. »Und Sie standen vor Ihrem Haus?«
»Ja. Dann stieg ich aus und sah etwa hundert Meter weiter hinten einen zweiten Wagen am Straßenrand parken. Er mußte uns gefolgt sein; es gibt auf diesem Straßenstück keine anderen Häuser.«
»Eine bewaffnete Eskorte.« Kalaila nickte. »Swann hat sie von Minute plus eins an abschirmen lassen, und das war richtig. Er hatte weder die Zeit noch die Möglichkeit, allem nachzuspüren, was Ihnen vor minus eins passiert war.«
Kendrick begriff nicht ganz. »Hätten Sie was dagegen, mir das zu erklären?«
»Minus eins ist die Zeit, bevor Sie zu Swann kamen. Ein reicher, wütender Kongreßabgeordneter, der mit einer Chartermaschine nach Flagstaff kommt, haut ordentlich auf den Putz, weil er nach Washington möchte. Er wird abgewiesen, also fliegt er nach Phoenix, wo er drauf besteht, in der ersten Linienmaschine nach Washington einen Platz zu bekommen. Er zahlt mit einer Kreditkarte und telefoniert mit seiner Sekretärin, die – wie haben Sie gesagt – die Instinkte einer streunenden Katze hat, und trägt ihr auf, einen Mann zu finden, den er nicht kennt, den es im Außenministerium aber bestimmt gibt. Sie erledigt die Anrufe im Eiltempo und setzt sich mit Leuten in Verbindung, die sich fragen müssen, was sie von ihnen will. Sie legt Ihnen eine auf vier bis fünf Namen eingegrenzte Liste vor, woraus man schließen kann, daß sie viele Kontaktpersonen erreicht hat, die ihr die Information geben konnten und sich ebenfalls fragen mußten, wozu sie sie brauchte. Und dann erscheinen Sie im Außenministerium und sprechen mit Frank Swann. Ist das richtig? Haben Sie in dem seelischen Ausnahmezustand, in dem Sie waren, kategorisch verlangt, mit ihm zu sprechen?«
»Ja. Man ließ mich zuerst auflaufen, sagte mir, er sei nicht da, doch ich wußte, daß er da war, das hatte mir meine Sekretärin bestätigt. Ich glaube, ich war ziemlich hartnäckig. Endlich ließen sie mich in sein Büro.«
»Und nachdem Sie mit ihm gesprochen hatten, faßte er den Entschluß, Sie nach Maskat zu schicken.«
»Und?«
»Der kleine, verschwiegene Kreis, von dem Sie sprachen, war weder sehr klein noch sehr verschwiegen, Evan. Sie haben
gehandelt, wie jeder unter diesen Umständen-unter dem Streß, unter dem Sie standen-handeln würde. In Ihrer Erregung haben Sie auf Ihrer Reise von Lava Falls nach Washington eine Fährte hinterlassen, so breit und so auffallend wie eine Autobahn. Man konnte sie sehr leicht über Phoenix nach Flagstaff zurückverfolgen. Dort mußten sich viele Leute an Ihren Namen und daran erinnern, daß Sie auf einem Platz in der ersten Maschine nach Washington bestanden hatten. Dann tauchen Sie in der Hauptstadt auf und schlagen noch mehr Krach – melden sich beim Sicherheitsdienst zwar an, aber nicht mehr ab – und erzwingen sich schließlich die Erlaubnis, mit Swann zu sprechen.«
»Ja, aber...«
»Lassen Sie mich bitte zu Ende reden«, unterbrach Kalaila wieder. »Ich möchte, daß wir beide ein vollständiges Bild bekommen... Sie und Swann sprechen miteinander, verständigen sich, kommen überein, daß Ihre Anonymität unbedingt gewahrt bleiben muß, und dann hauen Sie ab nach Maskat. Die erste Etappe zu Ihrem Haus legen Sie mit einem Fahrer zurück, der ebensowenig zu OHIO-Vier-Null gehört wie die Wachen in der Halle des Außenministeriums. Der Fahrer war einfach vom Fahrdienstleiter bestimmt worden, und die Wachen machten routinemäßig Dienst. Sie
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