Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
herumführen ließe er sich nicht. Jemand wie Bryce ist der allererste, an den man denkt, und wenn er smart genug ist, eine solche Operation durchzuführen, weiß er das auch. Er weiß, daß es für ihn dreißig Jahre Leavenworth bedeuten würde.«
Kendrick lächelte. »Wenn ich recht verstanden habe, hat Dennison Ihnen fünf Jahre in Aussicht gestellt?«
»Ich habe ihm gesagt, das sei ein Männergefängnis«, antwortete Adrienne und lachte.
»Von mir hat er dasselbe zu hören bekommen.«
»Und dann hab’ ich ihm gesagt, wenn er noch ein paar Leckerbissen von dieser Art für mich vorbereitet hätte, würde ich nicht einmal in ein Traumschiff einsteigen, geschweige denn in einen Regierungswagen.«
»Und warum sind Sie eingestiegen?«
»Aus reiner Neugier. Das ist die einzige Antwort, die ich Ihnen geben kann.«
»Ich akzeptiere sie. Also, wo stehen wir jetzt? Die sieben sind draußen, und ein blonder Europäer ist drin.«
»Ich weiß nicht.« Plötzlich legte Adrienne die Hand auf Kendricks Arm. »Ich muß Ihnen ein paar Fragen stellen, Evan...«
»Evan? Vielen Dank.«
»Tut mir leid, Herr Abgeordneter.«
»Es sollte ihnen aber nicht leid tun. Ich glaube, wir beide haben das Recht, uns beim Vornamen zu nennen.«
»Hören Sie bitte auf...«
»Aber haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie Kalaila nenne? Ich fühle mich wohler dabei.«
»Ich auch. Mein arabisches Ich hat die Adrienne immer abgelehnt.«
»Stellen Sie Ihre Fragen, Kalaila.«
»Nun gut. Wann haben Sie sich entschlossen, nach Maskat zu gehen? Bedenkt man die Umstände und was Sie fertiggebracht haben, kam Ihr Entschluß reichlich spät.«
Kendrick holte tief Atem. »Ich war beim Wildwasserfahren in Arizona und hörte in einem Basislager namens Lava Falls zum erstenmal nach Wochen Radio. Mir war sofort klar, daß ich nach Washington mußte...« Kendrick schilderte in allen Einzelheiten die hektischen sechzehn Stunden zwischen einem verhältnismäßig primitiven Camp in den Bergen und den Hallen des Außenministeriums und der unterirdischen Computerstation OHIO-Vier-Null. »Dort haben Frank und ich unsere Vereinbarung getroffen, und dann ging’s ab nach Maskat.«
»Gehen wir nochmals zurück«, sagte Kalaila und wandte erst jetzt den Blick von Kendricks Gesicht ab. »Sie haben ein Wasserflugzeug gechartert, das Sie nach Flagstaff brachte, und dort haben Sie versucht, einen Jet nach Washington zu chartern. Ist das richtig?«
»Ja, aber am Charterschalter sagte man mir, es sei zu spät.«
»Sie waren aufgeregt«, sagte Kalaila. »Vielleicht auch wütend. Wahrscheinlich haben Sie sich ein bißchen aufgespielt. Ein Kongreßabgeordneter aus dem großen Staat Colorado, et cetera. «
»Mehr als nur ein bißchen – und viel, viel mehr et cetera. «
»Sie sind nach Phoenix geflogen und haben dort die erste Linienmaschine nach Washington genommen. Wie haben Sie Ihren Flugschein bezahlt?«
»Mit Kreditkarte.«
»Das ist schon schlecht«, sagte Kalaila. »Doch Sie hatten keinen Grund, das zu vermuten. Woher wußten Sie, an wen Sie sich im Außenministerium wenden sollten?«
»Ich wußte es nicht, aber vergessen Sie nicht, daß ich jahrelang in Oman und in den Emiraten gearbeitet hatte und wußte, wie der Mann beschaffen sein mußte, mit dem ich sprechen wollte. Und da ich eine erfahrene Sekretärin geerbt habe, die den Instinkt einer streunenden Katze hat, sagte ich ihr, wonach
sie suchen sollte. Ich machte ihr klar, daß es vermutlich jemand von Consular Operations sein werde, der den Sektor Naher Osten oder Vorderasien >betreute<. Die meisten Amerikaner, die drüben gearbeitet haben, kennen diese Menschen sehr gut.«
»Also fing diese Sekretärin mit dem Instinkt einer streunenden Katze an, herumzutelefonieren und Fragen zu stellen. Das muß ein paar hochgezogene Brauen zur Folge gehabt haben. Hat sie zufällig eine Liste mit den Namen derjenigen aufgehoben, die sie damals anrief?«
»Keine Ahnung. Ich habe sie nie gefragt. Auf dem Flug von Phoenix blieb ich über Funktelefon mit ihr in Verbindung, und als ich landete, hatte sie alle Möglichkeiten ausgesondert, bis auf vier oder fünf Männer, aber nur einer galt als Experte für die Emirate, und er war außerdem stellvertretender Leiter von Consular Operations. Frank Swann.«
»Es wäre interessant zu erfahren, ob Ihre Sekretärin sich eine Liste angelegt hat«, sagte Kalaila, legte den Kopf in den Nacken und dachte nach.
»Ich ruf’ sie an.«
»Nicht von hier aus, nein. Außerdem bin
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