Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Palm Springs.«
»Man darf eben einem Ginsäufer nicht trauen.«
»Über Gin sind wir hinaus, Agentin Raschad. Andrew Vanvlanderen ist einer von Langford Jennings’ nobelsten Spendern – eine wahre Goldader für die Schatztruhen des Präsidenten.«
»Interessant.«
»Oh, wir sind noch weiter gediehen. Ardisolda Wojak Montreaux Frazier-Pyke Vanvlanderen, eine zugegebenermaßen intelligente und offensichtlich talentierte Regierungsbeamtin, ist im Augenblick die Stabschefin unseres Vizepräsidenten Orson Bollinger.«
»Das ist faszinierend.«
»Ich glaube, die Situation erfordert einen ganz zwanglosen, aber dennoch offiziellen Besuch eines unserer Nahost-Spezialisten. Du fliegst nach Südwest-Colorado, das ist kaum eine Stunde von San Diego entfernt. Du wirst dir die Dame einmal ansehen.«
»Mein Gott, MJ, unter welchem Vorwand?«
»Bollinger soll bedroht worden sein, und das FBI hat ganz schnell eine Spezialeinheit hinuntergeschickt, die in der Sache ermitteln sollte. Was immer sie ermittelt haben, sie haben es geheimgehalten – zu geheim, meiner Meinung nach -, und plötzlich wird die Einheit nach Washington zurückgerufen und der Alarm abgeblasen...«
»Ganz zufällig gleichzeitig mit den Überfällen auf Fairfax und Mesa Verde?« fiel Kalaila ihm heftig ins Wort.
»Es klingt verrückt, ich weiß, aber die zeitliche Übereinstimmung läßt sich nicht wegdiskutieren. Schreib es der feinen Nase eines alten Profis zu, aber es stinkt aus San Diego bis hierher, als bemühte sich jemand auf amateurhafte Weise, Aas zu beseitigen.«
»Zusammen mit dem FBI?« fragte Kalaila erstaunt.
»Nein, das wurde nur benutzt. Ich beabsichtige, jedes einzelne Mitglied dieser Einheit zu verhören.«
»Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Was führt mich nach San Diego? Wir haben mit Innenpolitik nichts am Hut.«
»Du nimmst denselben Grund zum Vorwand, der mich veranlaßt, mich mit den Leuten von der Spezialeinheit zu befassen. Im Zusammenhang mit den Drohungen gegen Bollinger untersuchen
wir, ob vielleicht Terroristen dahinterstecken. Die Ereignisse von heute wären eine mehr als ausreichende Rechtfertigung, falls man uns je zwingen sollte, sie preiszugeben. Ich weiß nicht, wo, meine Liebe, aber irgendwo in diesem Wahnsinn gibt es einen Zusammenhang, eine Verbindung-und einen blonden Mann mit europäischem Akzent.«
Kalaila sah sich in der Kabine um, während sie sprach. Die beiden Stewards saßen auf ihren Plätzen und unterhielten sich leise, und Evan Kendrick schaute starr aus dem Fenster. »Ich tu’s natürlich«, sagte sie, »aber du machst mir das Leben damit nicht leichter. Es ist doch offensichtlich, daß mein Junge mit dieser Vanvlanderen eine Affäre hatte-nicht, daß es mich stört, aber es stört ihn.«
»Warum? Das ist eine seltsame Moral. Es ist doch schon eine Ewigkeit her.«
»Du verstehst nicht, worauf es ankommt, MJ. Es geht nicht um Sex. Er wurde betrogen und um ein Haar dazu verführt, ein internationaler Gauner zu werden, und das kann er nicht vergessen – oder sich möglicherweise selbst nicht verzeihen.«
»Dann kann ich dich vorläufig von deinen Sorgen befreien. Kendrick darf zu diesem kritischen Zeitpunkt noch nichts über San Diego erfahren. In seinem geistig-seelischen Zustand weiß nur Gott allein, was er anstellen würde, wenn er eine Ahnung von der Möglichkeit einer solchen Verbindung hätte. Wir können aber niemanden brauchen, der blindwütig auf eigene Faust handelt. Laß dir irgendeinen plausiblen Vorwand für deine Reise einfallen. Ich möchte, daß du dir diese überaus merkwürdige Dame gründlich vornimmst. Ich bereite bis morgen früh einen Schlachtplan für dich vor.«
»Ich komme schon zurecht.«
»Wir bewegen uns auf extrem dünnem Eis. Übrigens kennt dich keiner unserer Leute, noch kennst du sie. Wenn ich eine Nachricht für dich habe, lasse ich sie dir irgendwie durch Weingrass in Colorado zukommen... Sehr dünnes Eis.«
»Das weiß sogar Evan.«
»Darf ich fragen, wie die Dinge zwischen euch beiden stehen? Ich warne dich, ich habe ihn sehr, sehr gern.«
»Sagen wir so. Wir hatten eine bezaubernde Suite mit zwei Schlafzimmern im Cable Beach Hotel , und ich hörte ihn bis in die Puppen vor meiner Tür im Wohnzimmer hin und her marschieren.
Um ein Haar wäre ich rausgegangen und hätte ihn zu mir geholt.«
»Warum hast du’s nicht getan?«
»Weil alles so verwirrend für uns ist, so stressig für ihn – und heute abend so furchtbar. Ich glaube, wir
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