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Der illustrierte Mann

Der illustrierte Mann

Titel: Der illustrierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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nie wissen, ob wir die Spürhunde überlistet und abgeschüttelt haben.
    Eine Menschenmenge sammelte sich, um den Aufnahmen zuzusehen. Und Susan beobachtete die Menschen und die Straßen.
    »Jemand Verdächtigen gesehen?«
    »Nein. Wie spät ist es?«
    »Drei Uhr. Der Wagen müßte beinahe fertig sein.«
    Die Probeaufnahmen waren um Viertel vor vier beendet. In reger Unterhaltung gingen sie alle zum Hotel zurück. William blieb bei der Garage stehen und ging hinein. »Der Wagen wird erst um sechs Uhr fertig sein«, sagte er, als er mit besorgtem Gesicht herauskam.
    »Bestimmt nicht später?«
    »Er wird fertig sein, mach dir keine Sorgen.«
    In der Hotelhalle sahen sie sich nach anderen allein reisenden Männern um, nach Männern, die an Simms erinnerten, Männern mit frischem Haarschnitt und zu viel Zigarettenrauch und Duft nach Eau de Cologne um sich; aber die Halle war leer.
    Als sie die Treppe hinaufstiegen, sagte Mr. Melton: »Das war ein langer, anstrengender Tag. Hätte jemand Lust, ihn ein wenig zu begießen?«
    »Ein Gläschen vielleicht.«
    Sie drängten sich alle in Mr. Meltons Zimmer, und das Gelage begann.
    »Achte auf die Zeit«, sagte William.
    Mr. Melton öffnete den Champagner.
    »Auf eine wunderschöne Dame, wie geschaffen für den Film«, sagte er, Susan zutrinkend. »Wenn Sie wollen, würde ich sogar Probeaufnahmen von Ihnen machen.«
    Sie lachte.
    »Ich meine es ernst«, behauptete Melton. »Sie gefallen mir sehr. Ich könnte einen Filmstar aus Ihnen machen.«
    »Und mich nach Hollywood bringen?« rief Susan aufgeregt.
    »Wie der Blitz verschwinden wir hier aus Mexiko, darauf können Sie sich verlassen!«
    Susan sah William an, der eine Augenbraue hob und zustimmend nickte. Sie würden ihre Umgebung, die Kleider, den Aufenthaltsort und vielleicht sogar den Namen wechseln; und sie würden zusammen mit acht anderen Leuten reisen, ein guter Schutz gegen jede Einmischung der Zukunft.
    »Das klingt wunderbar«, sagte Susan.
    Sie spürte bereits die Wirkung des Champagners. Der Nachmittag rauschte vorbei, die Gesellschaft wirbelte um sie herum. Sie fühlte sich gut und geborgen und zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich glücklich.
    »Für welch einen Filmstoff wäre meine Frau denn geeignet?« fragte William, sein Glas nachfüllend.
    Melton trank Susan zu. Die Gesellschaft hörte auf zu lachen und lauschte.
    »Hm, am liebsten würde ich eine spannende Geschichte mit ihr drehen«, meinte Melton. »Die Geschichte eines Ehepaares, wie Sie es sind.«
    »Weiter.«
    »Einen Film vielleicht, der vom Krieg handelt«, sagte der Regisseur, sein Glas prüfend gegen die Sonne haltend.
    Susan und William warteten.
    »Die Geschichte eines Mannes und einer Frau zum Beispiel die im Jahre 2155 in einem kleinen Haus in einer kleinen Straße leben«, sagte Melton. »Das ist natürlich erst einmal aus dem Stegreif, Sie verstehen schon. Und dieser Mann und seine Frau werden von einem schrecklichen Krieg bedroht, von Super-Wasserstoffbomben, Zensur, Tod im selben Jahr; aber – und hier liegt die Pointe – sie entfliehen in die Vergangenheit, verfolgt von einem Mann, den sie für grundschlecht halten, der ihnen aber nur ihre Pflichten klarmachen will.«
    William fiel das Glas aus der Hand.
    Mr. Melton fuhr fort: »Und dieses Ehepaar begibt sich in den Schutz einer Gruppe von Filmleuten, denen sie vertrauen zu können glauben. Sicherheit in der Menge, nennen sie das.«
    Susan spürte, wie sie in einen Stuhl fiel. Alle Augen waren auf den Regisseur gerichtet. Er nahm einen kleinen Schluck Wein. »Ah, dieser Wein ist gut. Also, dieser Mann und diese Frau scheinen nicht zu begreifen, wie wichtig sie für die Zukunft sind. Besonders der Mann, der den Schlüssel zu einer neuen Metallegierung für die Bombe besitzt. Daher sparen die Spürhunde wie wir sie einmal nennen wollen, weder Mühe noch Ausgaben, um den Mann und die Frau zu finden, sie zu fangen und nach Hause zu transportieren, nachdem sie die beiden ganz allein in ein Hotelzimmer gelockt haben, wo niemand zusehen kann. Kriegslist. Die Spürhunde arbeiten entweder allein oder in Gruppen zu acht. Mit dem einen oder dem anderen Trick schaffen sie's immer. Würde das nicht einen wunderbaren Film abgeben, Susan? Meinen Sie nicht auch, Bill?« Er leerte sein Glas.
    »Noch einen Schluck?« fragte Mr. Melton.
    William riß seine Pistole heraus und feuerte dreimal. Ein Mann stürzte, die anderen sprangen vorwärts. Susan schrie. Eine Hand verschloß ihr den Mund. Die Pistole

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