Der illustrierte Mann
Mahl zu verdauen. Und die Lungen atmeten noch die kühle blaue, weinige Luft des Mars, ein weich gefalteter Blasebalg, der nach ihm schrie, ein Teil von ihm, der nach dem Rest verlangte.
Und du befindest dich hier, ein getriebeloser, räderloser Automat, ein Leichnam, an dem die Staatsfunktionäre eine Obduktion vorgenommen und alles von dir, was zählte, dortbehalten und über das öde Meer und die dunklen Hügel gestreut haben. Hier bist du nun, ein leeres Gefäß, kalt und ausgebrannt, hast nur noch deine Hände, um den Erdmenschen den Tod zu bringen.
Hier liegst du nun in diesem furchtbaren Spinngewebe. Andere sind um dich herum, doch sie sind unversehrt – haben Herz und Körper beisammen. Aber alles von dir, das lebt, hast du zurückgelassen. Das hier, diese kalte Lehmpuppe, ist bereits tot.
»Klar zum Gefecht, klar zum Gefecht!«
»Fertigmachen!«
»Aus den Hängematten, schnell!«
Ettil bewegte sich. Irgendwo vor ihm regten sich seine zwei kalten Hände.
Wie rasch das alles gekommen ist, dachte er. Vor einem Jahr ist ein Raumschiff von der Erde auf dem Mars gelandet. Unsere Wissenschaftler haben es mit ihrem unglaublichen telepathischen Können kopiert; unsere Arbeiter haben es in unseren unglaublichen Fabriken hundertfach nachgebaut. Kein weiteres Raumschiff von der Erde hat seitdem den Mars erreicht, und doch beherrschen wir alle vollkommen ihre Sprache. Wir kennen ihre Kultur und ihre Logik. Und jetzt werden wir den Preis für unsere Intelligenz zahlen müssen ...
»Geschütze fertig machen!«
»Richten!«
»Entfernung?«
»Zehntausend Meilen!«
»Klar zum Angriff!«
Eine summende Stille. Ein Schwirren wie von Insekten erfüllte das Raumschiff. Das Surren winziger Rollen, Räder und Hebel.
»Bereithalten! Abwarten!«
Ettil klammerte sich mit seinen Fingernägeln an seinem Verstand fest, eine scheinbare Unendlichkeit lang.
Stille, Stille, Stille. Warten.
Tiiii-i-ii!
»Was ist das?«
»Erdfunk!«
»Stellt genau ein!«
»Sie versuchen uns zu erreichen, uns anzurufen. Stellt genau ein!«
Iii-i-ii!
»Wir haben sie! Hört!«
»Wir rufen die Invasionsflotte vom Mars!«
Angespannte Stille, alles horchte, selbst das Surren der Maschinen schien zu verstummen, um die knarrende Stimme von der Erde in die Ohren der wartenden Männer dringen zu lassen.
»Hier spricht die Erde. Hier spricht William Sommers, Präsident der Vereinigung amerikanischer Produzenten!«
Ettil hielt sich an seinem Gefechtsstand fest, vornübergebeugt, die Augen geschlossen.
»Willkommen auf der Erde!«
»Was?« schrien die Männer im Raumschiff. »Was hat er gesagt?«
»Ja, willkommen auf der Erde.«
»Das ist eine Falle!«
Ettil überlief ein Schauer; er öffnete die Augen und starrte verwirrt nach der Quelle der unsichtbaren Stimme, dem Lautsprecher unter der Decke.
»Willkommen auf der Erde! Willkommen auf der grünen, industriell erschlossenen Erde!« erklärte die freundliche Stimme. »Mit offenen Armen heißen wir euch willkommen, um eine blutige Invasion in eine Freundschaft zu verwandeln, die alle Zeiten überdauern wird.«
»Eine Falle!«
»Pst, hört zu!«
»Vor vielen Jahren haben wir auf der Erde den Krieg geächtet und unsere Atombomben zerstört. Ungerüstet, wie wir jetzt sind, können wir euch nur willkommen heißen. Der Planet gehört euch. Wir erbitten lediglich Gnade von euch gütigen und barmherzigen Invasoren.«
»Das kann nicht wahr sein!« sagte jemand im Flüsterton.
»Es muß eine Falle sein!«
»Landet und seid allesamt willkommen«, sagte Mr. Sommers von der Erde. »Landet, wo ihr wollt. Die Erde gehört euch. Wir sind alle Brüder!«
Ettil begann zu lachen. Alle im Raum drehten sich um und sahen ihn an. Sie schüttelten die Köpfe. »Er ist wahnsinnig geworden!«
Der kleine fette Mann im Zentrum der heißen Raumschiffpiste von Green Town, California, zerrte nervös ein weißes Taschentuch aus seiner Jacke und betupfte seine nasse Stirn. Er blinzelte geblendet von der neu errichteten hölzernen Plattform zu den fünfzigtausend Leuten hinüber, die von einer Kette Polizisten mit ineinandergehakten Armen zurückgehalten wurden. Alle starrten in den Himmel.
»Da kommen sie!«
Ein lauter Atemzug.
»Nein, es sind nur ein paar Seemöwen!«
Ein enttäuschtes Murren.
»Ich beginne zu glauben, es wäre besser gewesen, wir hätten ihnen den Krieg erklärt«, flüsterte der Bürgermeister. »Dann hätten wir alle zu Hause bleiben können.«
»Pst, pst!« flüsterte seine Frau
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