Der Indianerlord
er meint es gut mit uns.«
Dark Mountain nickte. »Obwohl die Army ihn für sich gewonnen hat, vergisst er nicht, dass er mit ehrlichen Menschen aufgewachsen ist.«
»Niemals wird er versuchen, die Sioux zu beeinflussen, sondern ihnen nur erklären, wie sie am besten verhandeln müssen.«
»Vielleicht ist ein Krieg doch die beste Methode.«
»Das muss jeder Mann für sich entscheiden.«
»Allerdings«, stimmte Dark Mountain zu. Dann wechselte er das Thema. »Wie ich höre, bist du wieder verheiratet. «
»Ja.«
»Auch ich habe eine neue Frau. «
»Hast du die alte etwa davongejagt?« scherzte Hawk.
Grinsend schüttelte Dark Mountain den Kopf.
»Ich nahm Little Doe, Blue Ravens Schwester, als zweite Frau zu mir, und sie schenkte mir einen Sohn.«
»Also wächst die Familie. Du darfst dich glücklich schätzen.«
»Wärst du doch meinem Beispiel gefolgt! Wenn du damals eine zweite Frau geheiratet hättest, wäre sie dir ein Trost in deiner Trauer um die erste gewesen, die du so sehr liebtest. «
»In der Welt meines Vaters herrschten andere Sitten. Da kann man nicht zweimal heiraten, zumindest nicht gleichzeitig. Und da manche Ehefrauen etwas schwierig sind, ist es wohl besser, man hat immer nur eine.«
Dark Mountain lachte. »Inzwischen haben mir Blade und Ice Raven einige Geschichten über deine neue Frau erzählt. Offenbar muss ein Mann seine ganze Kraft aufbieten, um sie zu unterwerfen. Aber für eine Weiße soll sie sehr schön sein, mit Haaren wie Sonnenstrahlen. Und dafür lohnt sich die Mühe.«
»Ja, sie ist ziemlich angriffslustig«, bemerkte Hawk trocken.
»Obwohl sie dich ärgert, bin ich froh, dass du nicht mehr allein bist. Du hast zu viel verloren, zu viel gelitten. Vielleicht wird Wakantanka dich mit vielen Kindern segnen. Wenn du zu uns kommst, werden wir die richtigen Zeremonien vornehmen. Du bist ein Krieger, der sein Erbe in Ehren hält. Deshalb wird Wakantanka dir Söhne schenken, und du sollst alles an sie weitergeben, was du von deinem Vater erhalten hast.«
Hawk nickte lächelnd und freute sich, Dark Mountain wiederzusehen. Wenn sich ihre Wege seit der Jugendzeit auch getrennt hatten, waren sie Freunde geblieben. Und daran würde sich nichts ändern, was immer zwischen den Weißen und den Indianern geschehen mochte.
***
Einige Stunden später saß er an seinem Schreibtisch und rieb sich die Schläfen.
»Herein!« rief er müde, als es an der Bürotür klopfte. Vor kurzem hatte er gemeinsam mit Henry Pierpont das Testament seines Vaters mitsamt dem neuen Zusatz studiert und nichts Neues erfahren. Skylar würde Mayfair und die Sioux-Ländereien erben, falls Hawk die Ehe annullieren ließ. Eine offizielle Testamentsvollstreckung war überflüssig, da er als Alleinerbe feststand, solange er die Wünsche seines Vaters erfüllte. Sein Heim gehörte ihm ebenso wie seiner Frau.
Zögernd öffnete Skylar die Tür, in schwarzem Samt und Seide gekleidet. Die düstere Farbe betonte den goldenen Glanz ihres Haars, ihre elfenbeinweiße Haut. Seit dem Morgen war sie ihm aus dem Weg gegangen. Aber wie er wusste, hatte sie das Zepter in einem Haushalt voller fremder Leute übernommen und ein bewundernswertes Organisationstalent bewiesen.
»Ja?« fragte er.
»Soeben ist Reverend Mathews angekommen, und er möchte das Begräbnis noch vor Einbruch der Dunkelheit vornehmen.«
Hawk nickte und erwartete, sie würde das Büro wieder verlassen. Aber sie blieb stehen.
»War Mr. Pierpont der Anwalt deines Vaters?«
»Allerdings. Vermutlich möchtest du erfahren, ob du im Testament erwähnt wirst.« Sie zuckte zusammen, und er fuhr in grimmigem Ton fort: »Tut mir leid, teure Gemahlin. Mein Vater hat alles mir hinterlassen.«
»Daran habe ich nie gezweifelt. Aber es würde mich interessieren, wie meine Zukunft aussieht.«
»Natürlich bleibst du hier.«
»Da wären gewisse Dinge ... «
»Wenn du irgendetwas brauchst, musst du mir's nur sagen.« .
Wortlos senkte sie den Blick. Was bedrückte sie? Aus unerklärlichen Gründen krampfte sich sein Herz zusammen. Doch dann erinnerte er sich an das Begräbnis seines Vaters - den Skylar in der Hoffnung geheiratet hatte, er würde sie schon bald zur reichen Witwe machen. Bei diesem Gedanken erlosch das seltsame Gefühl in Hawks Brust. Von neuem Zorn erfasst, den er sorgsam verbarg, stand er auf, trat hinter dem Schreibtisch hervor und bot ihr den Arm. »Wollen wir gehen?«
Im Salon hatte sich eine ziemlich gemischte Gästeschar eingefunden -
Weitere Kostenlose Bücher