Der Indianerlord
Indianer, die für Regierungsstellen arbeiteten, Soldaten, weiße Siedler, Kaufleute und die Ehefrauen. Der alte Sam Haggerty und Riley saßen in der vordersten Stuhlreihe - zwei der ersten weißen Männer, die sich zusammen mit Lord David Douglas in der Dakota-Wildnis niedergelassen hatten. Am Kopfende des Sargs stand Reverend Mathews, sein zerfurchtes Gesicht war von dichtem weißen Haar umrahmt. Freundlich nickte er Hawk und Skylar zu. »Nun sollten wir beginnen.«
Zunächst sprach er das Vaterunser, dann las er einen Bibeltext vor und hielt eine Rede, in der er die Verdienste des Toten würdigte. David Douglas, ein einzigartiger Mann, habe erkannt, dass alle Kinder Gottes gleich seien und die glücklicheren den benachteiligten helfen müssen.
Zu Hawks Überraschung hörte Skylar aufmerksam zu und schien mit den Tränen zu kämpfen. Beinahe hätte er einen tröstlichen Arm um ihre Schultern gelegt. Doch dann entsann er sich, wie interessiert sie soeben nach ihrem Erbe gefragt hatte und presste zornig die Lippen zusammen.
Willow, Riley, Sam und Two Feathers trugen den Sarg zur hinteren Veranda hinaus. Von dort zog die Trauerprozession zu der alten Eiche, die den Rasen überschattete. Zu Füßen des Baums hatte Hawks Mutter ihre letzte Ruhe gefunden, und in den Grabstein waren ihre beiden Namen gemeißelt - Lady Kathryn Douglas und Flying Sparrow. Nun sollte David an ihrer Seite bestattet werden.
Langsam versenkten die Männer den Sarg in der dunklen Grube und Reverend Mathews streute Erde darauf. Sandra und Megan schmiegten sich aneinander, weinten leise, und Lily umarmte die beiden. Während die Trauergäste zum Haus zurückkehrten, blieb Skylar an Hawks Seite stehen. Nach einer Weile löste er ihre Hand von seinem Arm. »Geh hinein, ich komme gleich.«
Stockend begann sie zu sprechen. »Hawk - ich - ich wollte dir nur sagen - er wusste von seiner Krankheit, und er starb friedlich - im Einklang mit dem Allmächtigen und sich selbst. Glaub mir, er hat nicht gelitten.«
»Danke. « Allzu viel hatte sie nicht verraten, aber immerhin etwas. »Bitte, geh jetzt.« Seine Stimme klang schärfer als beabsichtigt, obwohl ihre Worte sein Herz erwärmten.
Schweigend wandte sie sich ab und ließ ihn allein.
Seine Mutter hatte er verloren, seinen Bruder, seine Ehefrau, seinen Sohn - und heute auch noch den Vater zu Grabe getragen. Wehmütig lächelte er und gab seinem Freund Dark Mountain recht. Ja, er brauchte Söhne, um ihnen zu vererben, was er von Lord David Douglas erhalten hatte.
Plötzlich hörte er ein leises Winseln. Wolf war heran gelaufen und trauerte mit ihm. »ja, alter Junge, er ist von uns gegangen«, flüsterte er und tätschelte den Kopf des Hundes. »Pa«, fuhr er mit sanfter Stimme fort, »hoffentlich wusstest du, wie sehr ich dich geliebt habe. Am Anfang lehnte ich dich ab, weil du kein Sioux warst. Und die anderen erkannten es früher als ich - in deiner Seele vereinten sich alle Tugenden der Sioux, Mut und Großzügigkeit und Weisheit. O ja, ich habe dich geliebt - obwohl ich noch immer nicht wen warum du diesen letzten Entschluss gefasst hast. Verdammt noch mal, wer ist diese Frau? Was hat sie dir angetan?« Tränen verschleierten seinen Blick. Wenn der weiße Mann behauptete, die Indianer hätten keine Gefühle, irrte er sich. Sie verbargen nur, was sie empfanden. »Immer werde ich dich lieben, Pa.«
Nur widerstrebend ging er zum Haus. Auf der Veranda war ein großes Buffet errichtet worden. Skylar hatte ihre Pflichten als Hausherrin und Gastgeberin untadelig erfüllt, das konnte er nicht bestreiten. Wie er von Willow wusste, hatte sie den ganzen Vormittag mit Megan in der Küche verbracht, Brot und Pasteten gebacken, die Arme bis zu den Ellbogen im Teig. Und dann hatte Sie Blumen arrangiert, Geschirr und Tafelsilber und Gläser bereitgestellt und die Gäste begrüßt.
Nun stand sie mit Sloan Trelawny neben einem der Tische und hörte ihm lächelnd zu. Gewiss, Sloan war ein charmanter Bursche und ein Frauenheld. Das Blut eines Sioux-Häuptlings, das in seinen Adern floss, störte die weißen Damen nicht. Doch er ließ niemanden allzu nahe an sich heran und bevorzugte das Leben eines Einzelgängers. Seit dem Sezessionskrieg mied er sogar seine alten Freunde. Was immer geschehen war, blieb sein Geheimnis.
Aber nun flirtete er fröhlich mit Skylar. Natürlich würde er die Frau seines Freundes niemals anfassen. Obwohl Hawk das wusste, ärgerte er sich, denn sie schien Sloans Gesellschaft zu
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