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Der Indianerlord

Der Indianerlord

Titel: Der Indianerlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Indianerstolz hinunterschluckte. Aber er rächte sich, indem er Custer an seiner verwundbarsten Stelle traf, während eines Jagdausflugs zum besten Schützen avancierte und bei einem Pferderennen den Sieg davontrug. Aber Custer hatte auch seine guten Seiten. Zum Beispiel bedauerte er zutiefst, dass er gegen seine Mitbürger kämpfen musste. In diesem Krieg kam es zum ersten ernsthaften Zusammenstoß zwischen den beiden wagemutigen Kavalleriekommandanten. Gelegentlich kreuzten sich ihre Wege - zum Beispiel an einem besonders ereignisreichen Tag. Custer ärgerte sich so maßlos über die Soldaten des SüdstaatenColonels Mosby, die das Shenandoah Valley geplündert hatten, dass er einige hängen ließ. Darüber war Hawk entsetzt. Custer betonte, man führe Krieg gegen die Südstaatler, die ihn gegebenenfalls ebenso hängen würden. In aller Entschiedenheit verwarf Hawk dieses Argument. Nach seiner Meinung durften tapfere Männer, die für ihre Überzeugung kämpften, nicht so schmählich sterben. Custer empfahl ihm höhnisch, sein Sioux-Blut zu bezähmen und die Feinde nicht zu skalpieren.
    Im Lauf der Jahre begegneten sie sich regelmäßig, und allmählich gewann Hawk den Eindruck, Custer wäre immer noch ein großer Junge und viel zu ehrgeizig. An seiner Courage gab es keinen Zweifel - nur an seiner Klugheit. Allerdings musste man ihm zugutehalten, dass er seinen Untergebenen nichts abverlangte, was ihnen misshagte. Und obwohl er - hartnäckig gegen die Indianer kämpfte und seine Frau Libby vergötterte, kursierte das Gerücht, er habe ein Kind von einer Cheyenne-Squaw. Angeblich war es an einer Krankheit gestorben.
    Er steckte voller Widersprüche. So sehr er seine Frau auch liebte, munkelte man, sie müsste mit seinen Jagdhunden um einen Platz im Ehebett kämpfen.
    Auf dem Schlachtfeld spielte das alles keine Rolle.
    »Custer beunruhigt mich, weil er so eifrig nach Ruhmeslorbeeren strebt«, erklärte Hawk.
    »Aber er könnte in politische Schwierigkeiten geraten«, bemerkte Sloan. »Bei einer Expedition in die Black Hills ließ er Präsident Grants Sohn wegen Trunkenheit festnehmen. Vielleicht war Custer im Recht. Auch in anderen Fällen legte er sich mit der Regierung an. Wenn der Feldzug gegen die Indianer ernsthaft beginnt, steht er womöglich ohne Kommando da.«
    »Wie auch immer, Autie ist ein Held, und die Leute lieben ihn trotz seiner Fehler. Ich fürchte ihn und ich bange um ihn.«
    »Könnte man denn Frieden schließen?« fragte Willow skeptisch. »Du wirst zwar mit Crazy Horse und Sitting Bull reden, Hawk. Aber es ist sinnlos.«
    »Das weiß ich. Trotzdem reite ich mit Sloan zu den Sioux.«
    Cougar-in-the-Night hob die Brauen. »Willst du dir gerade jetzt Zeit dafür nehmen?«
    Hawk nickte. »Wenn sie jemandem zuhören, dann nur mir. Dies war meine Vision«, fügte er lächelnd hinzu. »Erinnerst du dich? Ich überbringe den Adlern die Botschaft der Büffel. Dazu fühle ich mich verpflichtet, denn sie müssen einander verstehen lernen und dann ihre Entscheidung treffen. Warum sollte ich deiner Meinung nach nicht hinreiten?«
    »Bald müssten wir aufbrechen, spätestens in einer Woche.« Sloan zeigte mit seinem Cognacglas nach oben. »Wäre sie meine neue Frau, würde ich nicht verreisen.«
    »Ach ja«, murmelte Hawk und prostete ihm zu. »Auf meine neue Frau!«
    Auch Willow und Sloan hoben ihre Gläser. »Auf ihr Wohl!«
    »Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet ... « Hawk stellte seinen Schwenker ab. »Sloan, falls du heute nacht von der Army Urlaub bekommst - beide Gästezimmer stehen dir zur Verfügung. Such dir eins aus. Gute Nacht, Willow, und ich danke deiner Frau für ihre Hilfe.«
    »Oh, Lily hilft dir sehr gern«, versicherte Willow. »Gute Nacht, Hawk.«
    »Sollte ich hierbleiben, müsste ich schon sehr früh aus den Federn kriechen und unseren Proviant besorgen«, erklärte Sloan. »Übrigens, du hast immer noch Zeit, dich anders zu besinnen, Hawk.«
    »Nein, das habe ich nicht vor«, erwiderte Hawk, verließ die Bibliothek und ging ins Skylars Zimmer.
    Sie schlief, die Kerzen waren herab gebrannt, die Flammen im Kamin fast erloschen.
    Wegen der späten Stunde bezweifelte er, dass sie sich schlafend stellte. In dieser Nacht trug sie ein hellblaues, hochgeschlossenes Flanellhemd. Seufzend schüttelte er den Kopf. Mochte sie sich auch von Kopf bis Fuß verhüllen, er würde sich seine Wünsche erfüllen, wenn er es wollte. Wusste sie das noch immer nicht?
    Leise öffnete er den Schrank, griff

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