Der Indianerlord
Hier im Haus habe ich alles, was ich benötige.«
»Und sobald ich verschwunden bin, wirst du dich sehr wohl auf Mayfair fühlen.«
»Unsinn, ich habe nicht gesagt ... «
»Das wäre auch überflüssig.« Abrupt sprang er aus dem Bett, ergriff das seidene Nachthemd, das am Boden lag, und gab es ihr. »Du solltest dich anziehen, bevor du in dein Zimmer zurückkehrst.« Während sie aufstand und gehorchte, schlüpfte er in seine Hose. »Jetzt kannst du gehen. Du hast dein Ziel erreicht.«
Brennend stieg ihr das Blut in die Wangen. »Wie kannst du nur so grausam sein!«
»Und warum steckst du voller Rätsel?«
»Für mich bist du ein Fremder ... «
»... den du geheiratet hast, um Mayfair an dich zu reißen.«
»Was mir misslungen ist!« zischte sie. »Nur gut, dass du morgen verreisen wirst! In deiner Abwesenheit kann ich wenigstens die Freuden einer Hausherrin genießen.«
Lachend schüttelte er den Kopf. »Darauf musst du leider verzichten, denn du wirst mich begleiten.«
Fassungslos starrte sie ihn an. »Aber - du reitest doch in das Indianergebiet, zu den Sioux.«
»Allerdings. Ich bin nicht nur Lord Douglas, sondern auch ein Sioux. Und du bist ebenso Thunder Hawks Frau wie Lady Douglas. Nachdem du ein paar Tage auf Mayfair verbracht hast, wirst du die andere Hälfte deines Ehelebens kennenlernen.«
»O Gott, ich ... «
»Geh jetzt schlafen«, unterbrach er sie, legte die Hände auf ihre Schultern und schob sie zur Tür. »Morgen früh müssen wir zeitig aufbrechen.«
Ach würde lieber hierbleiben ... «
»Das weiß ich.«
»Jetzt bist du schon wieder grausam.«
»Keineswegs. Aber ich kann dich leider nicht auf Mayfair zurücklassen,. weil ich dir misstraue.«
»Dazu hast du keinen Grund.«
»Skylar, mein Entschluss steht fest.«
Wütend stampfte sie mit ihrem nackten Fuß auf den Boden. »Und wenn ich mich weigere, dich zu begleiten?«
»Fürchtest du dich vor den Indianern?«
»Zumindest lege ich keinen Wert auf ihre Gesellschaft. «
»Aber du bist mit einem Indianer verheiratet. Geh endlich ins Bett. Wenn das Geld morgen früh abgeschickt werden soll, musst du sehr zeitig aus den Federn kriechen. «
»Versuchst du mich zu bestechen?«
»Das habe ich gar nicht nötig.«
»Also gut«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wohl oder übel muss ich in die Wildnis reiten - mit einem Wilden!«
»Heute Abend warst du auch ziemlich wild«, bemerkte er lächelnd.
Erbost versuchte sie, nach seinem Schienbein zu treten, doch er wich ihr blitzschnell aus.
»Verdammter Schuft!« kreischte sie, rannte aus dem Zimmer und schlug krachend die Tür hinter sich zu.
Kapitel 13
Alles in bester Ordnung, dachte sie. Trotz der wenig verlockenden Aussicht, mit Hawk in ein völlig unzivilisiertes Land zu reiten ... Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Dakota durfte sie auf einen erholsamen Schlaf hoffen.
Morgen früh wollte Hawk das Geld telegrafisch abschicken. Jimmy Pike würde es in seinem Gasthaus entgegennehmen und Sabrina verständigen. Dann konnte auch sie endlich in Freiheit leben.
Vielleicht war es dieser Gedanke, der die Vergangenheit in Skylars Träume zurückholte.
Dillman. Unverändert. Nach so vielen Jahren. Groß und imposant, in einem eleganten dunklen Anzug. Jede Woche verbrachte er mehrere Stunden in seinem Club, wo er boxte, focht und Schießübungen absolvierte. Und er war ein erfolgreicher Politiker.
Als Kind wusste Skylar nur, dass er ihren Vater getötet hatte. Aber während sie in dem Haus heranwuchs, das nun ihm gehörte, erkannte sie seine Beweggründe.
Er hatte den Besitz ihres Vaters gesehen - nicht nur die materiellen Güter, sondern auch das Heim, die Familie, die exklusive Position in der Gesellschaft von Baltimore.
Nach dem Mord an seinem Freund eroberte er dessen Frau Jill, die Enkelin eines Freiheitskriegshelden, und eignete sich alles an, was dem Toten gehört hatte - Reichtum, Macht und Prestige. Skylar und Sabrina bewegten sich in den richtigen Kreisen, besuchten Bälle und Partys. Durch diese gesellschaftlichen Pflichten wurde die Spannung im Haus ein wenig gelockert.
Skylar hatte viele liebenswerte Verehrer, war aber froh, dass man sie nicht zur Heirat drängte. Die meisten jungen Männer mussten im Sezessionskrieg kämpfen. Und Dillman war nicht bereit, die Stieftöchter zu vermählen, da ihm seine Familie eine attraktive politische Bühne bot.
Aber Jills Tod änderte sie Situation. Skylar litt unter dem schmerzlichen Verlust, doch
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