Der Indianerlord
kennenlernen und später selbst entscheiden, welcher sie angehören wollte.
Von Anfang an hatte sie sich wohl in Mayfair gefühlt und war wie ein Familienmitglied herangewachsen. Dankbar erwiderte sie die Liebe, die David Douglas, und sein Sohn ihr schenkten.
Aber nun fürchtete Hawk, ihre Zuneigung könnte in falsche Bahnen geraten. »Skylar ist meine Frau, und sie wird nicht ... «
»Aber du wolltest sie nicht. Dein Vater schickte sie zu dir, weil sie eine Weiße ist, und du darfst ihr nicht trauen.«
Das stimmte. Er misstraute ihr - der Frau, die er unwissentlich und gegen seinen Willen geheiratet hatte, von der er besessen war. Irgendwie musste er die Barriere niederreißen, die zwischen ihnen stand, ihre Vergangenheit erforschen und herausfinden, was sie im Schilde führte.
»Sandra, sie ist meine Frau«, erklärte er noch einmal.
»Trotzdem hast du eine Nacht in deinem eigenen Bett verbracht.«
»Viele weiße Ehepaare schlafen getrennt.«
»Weil die meisten weißen Männer ihrer Frauen müde werden.«
»Da irrst du dich.«
Entschieden schüttelte sie den Kopf. »Wie auch immer, ich werde ihr nicht gestatten, dich zu verletzen. Und ich bin froh, dass du dein eigenes Zimmer behältst.«
Ehe er antworten konnte, verließ sie das Büro. Seufzend lehnte er sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Wie sollte er Skylars Geheimnis ergründen? Jetzt fehlte ihm die Zeit dafür. Er musste noch ein paar Sachen für die Reise packen.
Und so ging er in sein Zimmer. Während er sein zusammengerolltes Bettzeug und die Toilettenartikel bereitlegte, fragte er sich, wie er seine Frau allein lassen konnte ... Nach allem, was er von Sandra erfahren hatte. Nein, unmöglich. Skylar musste ihn begleiten.
Sobald er diesen Entschluss gefasst hatte, klopfte es an der Tür. Er öffnete sie, und bei Skylars Anblick hielt er verblüfft den Atem an. Sie trug ein Nachthemd - diesmal nicht aus Flanell, sondern aus dunkelblauer Seide, tief ausgeschnitten. Verlockend schmiegte sich der dünne Stoff an ihren Körper, zeichnete alle wohlgeformten Rundungen nach. In weichen Wellen fiel ihr das goldblonde Haar auf die Schultern. Aber ihre zitternden Lippen, straften das verführerische Lächeln Lügen.
Zweifellos war sie gekommen, weil sie etwas von ihm wollte. Wie weit würde sie gehen, um ihr Ziel zu erreichen?
Kapitel 12
Welch eine unerträgliche Situation ... Am liebsten wäre Skylar im Erdboden versunken. Und sie fürchtete, es könnte nun zu spät sein, ihren Mann zu umgarnen. Vielleicht reizte sie ihn nicht mehr.
Letzte Nacht hatte er in seinem eigenen Zimmer geschlafen - vielleicht mit einer anderen Frau, die er auch jetzt erwartete?
»Ja?« fragte er höflich.
»Darf ich meinen Fuß in diese geheiligte Domäne setzen. Sofort bereute sie ihre spöttischen Worte.
»Aber selbstverständlich!« erwiderte er und trat lächelnd beiseite. »Dein Besuch ehrt mich.«
Nervös ging sie an ihm vorbei, verschränkte die Arme und ließ sie wieder sinken, als ihr bewußt wurde, dass dies eine defensive Geste war und wohl kaum verführerisch wirkte. »Ein schönes Zimmer ... «
»Was willst du, Skylar?«
Sie biss die Zähne zusammen, zwang sich aber zu einem Lächeln.
Nachdem sie sich mühsam dazu aufgerafft hatte, hierherzukommen, machte er ihr alles noch schwerer. »Heute abend erfuhr ich von Meggie, du würdest morgen abreisen.«
»Ja.«
Ihre zitternden Finger umklammerten einen Bettpfosten. »Das hast du mir nicht mitgeteilt.«
Langsam ging er zu ihr, hob ihr Haar hoch, küsste ihren Nacken und ihre Schulter. Sein warmer Atem streifte ihr Ohr. »Sicher hättest du meine Abwesenheit bemerkt.«
»Zweifellos.«
Da er hinter ihr stand, sah sie sein Gesicht nicht. Ihr Puls raste, und sie hoffte richtig zu, handeln.
Gewiss, ihr Stolz wurde dadurch tödlich verletzt. Doch das durfte keine Rolle spielen. Ehe Hawk davonritt, musste sie nur diese eine grässliche Nacht ertragen und ihm das Geld entlocken, das sie brauchte. Dann würde er für eine Weile aus ihrem Leben verschwinden, und sie konnte sich in aller Ruhe auf den nächsten Kampf vorbereiten.
»Möchtest du etwas trinken?« Gemächlich schlenderte er zu einem Sideboard und ergriff eine Karaffe.
»Wenn du mit mir anstößt ... « , entgegnete sie in sanftem, verlockendem Ton.
»Sehr gern. Feiern wir deinen Besuch, der mir eine außerordentliche Freude bereitet.«
»Oh, du freust dich kein bisschen. Wenn du mich wirklich hättest sehen wollen, wärst
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