Der Indianerlord
Schultern und Arme.
Ohne die Krieger aus den Augen zu lassen, erhob sie sich. Spitze Steine gruben sich in ihre nackten Fußsohlen. Hätte sie doch niemals die Stiefel ausgezogen, um diesem verdammten Maultier in den Bach zu folgen ... Dann wäre sie ihrem Mann nicht voller Zorn davongelaufen. O Gott, sie hoffte inständig, er würde noch leben.
Auf Zehenspitzen schlich sie davon. Aber schon nach fünf Schritten versperrte ihr der Krieger mit dem schwarzbemalten Gesicht den Weg und lachte laut auf. Offenbar wollte er ihr nichts zuleide tun. Er amüsierte sich nur über sie. Als sie einen Blick über ihre Schulter warf, sah sie zwei andere Crow hinter sich stehen. Resigniert kehrte sie zu ihrem Felsblock zurück und setzte sich wieder. Die beiden Krieger gingen zum Lagerfeuer, während ihr der Anführer einen ausgehöhlten Kürbis an die Lippen hielt. Gierig trank sie das frische Quellwasser. Dann schleuderte er das Gefäß beiseite und musterte sie.
Mehrere Minuten verstrichen. Dann packte er plötzlich ihre Knöchel und zerrte daran, so dass sie auf den Rücken fiel. Um ihren Schreckensschrei zu ersticken, presste er ihr eine Hand auf den Mund. Immer noch gefesselt, war sie ihm wehrlos ausgeliefert. Er warf sich auf sie, schob ihre Röcke hoch, zerriss ihre Unterhose. Entsetzt wand sie sich umher. An seiner Absicht gab es keinen Zweifel.
Da er ihr den Mund zuhielt, bekam sie kaum noch Luft. Mit letzter Kraft biß sie in seine Finger, und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Er beschimpfte sie in seiner unverständlichen Sprache und presste seine grobe Hand noch fester auf ihre Lippen. Allmählich drohten ihre Sinne zu schwinden. Und dann sah sie Stahl funkeln, ein Messer an der Kehle des Crow. Die Hand glitt von ihrem Mund, und sie starrte in ein hartes, bronzebraunes, gnadenloses Gesicht.
»O Hawk ... « , würgte Skylar mühsam hervor, und ein namenloses Glück erwärmte ihr Herz - er lebte!
Ihr Angreifer wurde hochgerissen, fuhr zu Hawk herum und zog sein Messer aus einer Scheide an der Hüfte. Sekundenlang blitzten beide Waffen im Mondlicht, dann brach der Crow zusammen. Hawk hatte ihm eine faire Chance gegeben. Und nun lag das Mitglied des alten, traditionsreichen, feindlichen Stammes am Boden.
Hawk zog Skylar auf die Beine. Erst jetzt bemerkte er, dass sie gefesselt war und durchschnitt die Lederriemen. »Beinahe hättest du sie durchgewetzt«, bemerkte er erstaunt.
Ihre Knie drohten einzuknicken, und sie fürchtete Freudentränen würden ihr über die Wangen rollen.
»Alles in Ordnung?« fragte er, und Skylar nickte.
»Du bist wirklich im allerletzten Augenblick gekommen.«
»Oh, ich war die ganze Zeit hier. «
»Was?«
»Nicht so laut!« mahnte er und legte einen Finger an ihre Lippen. »Ich musste warten, bis ein paar Crow eingeschlafen waren. Hätte mich der Wachtposten erschossen, könnte ich dich nicht retten.«
»Der hat doch nur eine Enfield!«
»Auch Enfields können töten. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Aber heben wir uns diesen Streit für später auf. jetzt müssen wir verschwinden -, so leise wie möglich.«
Er zog sie mit sich, und als sie auf einen scharfkantigen Stein trat, stöhnte sie, obwohl sie es nicht wollte.
Ärgerlich drehte sich Hawk -zu ihr um. »Tut mir leid!« zischte sie. »Das hat verdammt weh getan.«
»Warum trägst du keine Stiefel?«
»Weil ich sie wegen dieses blöden Maultiers ausziehen musste. Erinnerst du dich?«
Plötzlich flog etwas an ihrer Schläfe vorbei, zu ihren Füßen grub sich ein Messer in die Erde.
»Um Himmels willen!« flüsterte Skylar. Blitzschnell zog Hawk seinen Colt aus der Hüfthalfter und feuerte mehrere Schüsse ab, die ohrenbetäubend krachten. Zumindest ein Crow wurde getroffen, das verriet ein schriller Schrei.
Hawk hob sie hoch, trug sie davon, und sie schluckte mühsam, als er über die Leiche des Wachtpostens hinwegstieg, der neben seiner Enfield lag.
Und dann erklang ein leiser Ruf. »Duckt euch!«
Dicht vor ihnen fiel Sloan auf die Knie und Hawk -folgte seinem Beispiel. Ein Pfeil sauste vorbei und blieb zitternd in einem Baumstamm stecken.
Wieder schrie ein Crow auf, von Sloans Kugel getroffen. Auch Hawk schoss in die Nacht und wehrte einen Krieger ab, der sich auf ihn stürzen wollte. Lautlos sank der Mann zu Boden. Aber ein anderer folgte ihm, mit erhobenem Tomahawk. Ein neuer Schuss knallte, und der Indianer brach über seinem toten Kameraden zusammen.
Mit zusammengekniffenen Augen unterdrückte
Weitere Kostenlose Bücher