Der Indianerlord
ihren Handgelenken die roten Striemen, die der Lederriemen hinterlassen hatte.
»Tut's weh?«
»Nein. Und - die Kugel, die ich versehentlich auf dich abgefeuert habe?«
»Nur eine harmlose Fleischwunde.«
»Zeig sie mir.«
Resigniert öffnete er sein Hemd, und Skylar inspizierte An verletzten Arm. »Das sieht nicht gut aus.«
»Alles in Ordnung. Ich hab's mit Whiskey ausgewaschen.«
»Trotzdem möchte ich dich verbinden.« Sie nahm ein Taschentuch aus ihrem Bündel, tränkte es mit Wasser und schlang es um Hawks Arm. Dann wandte sie sich ab und wollte zum Lager zurückkehren.
Aber Hawk ergriff ihre Schulter, drehte sie zu sich herum und hob sie hoch. »Schmerzen deine Füße immer noch?«
Sie nickte.
»Also müssen wir möglichst schnell nach Hause reiten. Dort werden dich meine Tanten mit wirksamen Heilsalben behandeln.«
Nach Hause ...
Er trug sie zum Lager, breitete die Decken aus, und sie legten sich hin. Während er den Kopf auf seinen Sattel bettete, diente ihr seine Brust als Kissen. Trotz des Traumas, das sie erlitten hatte, schlief sie bald ein. Nach Hause, war ihr letzter Gedanke. Zu den Sioux ...
***
Am nächsten Tag ritt Sloan an ihrer Seite und schilderte ihr das Indianerleben. »Es gibt kaum bessere Eltern als die Sioux. Für die Alten, deren Weisheit sie schätzen und achten, sorgen sie genauso gut wie für die Kinder. Und sie sind sehr großzügig. Was sie besitzen, verschenken sie ohne Zögern, um notleidenden Stammesbrüdern zu helfen.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Darauf möchte ich Sie hinweisen, weil Sie gestern so entsetzt über unseren Kampf waren. Ihre Retter schienen Sie fast ebenso zu erschrecken wie Ihre Entführen«
»O nein, Sloan, das stimmt nicht. Es ist nur - ich habe nie zuvor ein so grässliches Blutvergießen beobachtet.«
»Ja, das Leben in der Prärie. ist manchmal sehr grausam.«
»Im Osten auch. Selbst wenn kein Blut fließt ... «
»War's so schlimm?«
»Wir reden über den Westen«, antwortete sie ausweichend.
»Aber wir sollten uns endlich über Ihre Heimat unterhalten. Zum Beispiel wüßte ich gern, wie Hawk zu seiner schönen Ehefrau aus dem Osten gekommen ist.«
»Wissen Sie das nicht?«
»Bis jetzt habe ich nur Gerüchte gehört«, erwiderte er grinsend, »von einer jungen Dame, die plötzlich auftauchte und behauptete, sie sei Lady Douglas und nicht ahnte, dass ihr Gemahl quicklebendig ist. Deshalb könnte man den Eindruck gewinnen, Sie wären eine verarmte Schönheit gewesen, die ihre Chance nützte.«
»Ah, ich verstehe. Also glauben auch Sie, ich hätte Lord David Douglas irgendwie hereingelegt.«
»Keineswegs.« Zu Skylars Überraschung klang dieser Protest aufrichtig. »David war wohl tatsächlich krank, und wir alle merkten nichts davon. Aber er besaß eine unbeugsame innere Kraft. Wenn er seine Schwächen verbergen wollte, gelang es ihm mühelos. Und er ließ sich niemals zum Narren halten. Keine junge Frau - mag sie auch noch ' so reizvoll sein - hätte es geschafft, ihn zu übervorteilen. «
»Danke.«
»Denkt Ihr Mann anders darüber?«
»Offensichtlich.«
»Nun, er liebte seinen Vater. Eine Zeitlang beurteilte er ihn falsch. Sobald er Davids wahren Charakter erkannte, versuchte er seinen Fehler wiedergutzumachen. In den letzten Jahren standen sieh die beiden sehr nahe. Und wenn Hawk Ihnen mißtraut - dann vielleicht nur, weil ihn seine tiefe Trauer um den Verstorbenen quält.« Sloan schwieg eine Weile. Dann bat er: »Würden Sie mir Ihre Geschichte erzählen, Lady Douglas?«
»Die ist lang und kompliziert. Für den Augenblick sollte es genügen, dass ich Lord David Douglas keinen Schaden zufügen wollte. Er war mein lieber Freund, und ich mochte ihn sehr gern.« Plötzlich errötete sie. »Nicht so, wie Sie vielleicht meinen ... «
Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Ich glaube, in Ihnen sah er die richtige Frau für seinen Sohn.«
»Aber das bin ich nicht, oder?«
»Oh, Sie passen besser zu ihm, als Sie ahnen. Bis jetzt sind Sie kein einziges Mal in Ohnmacht gefallen.«
»Doch, einmal.«
»Wann?«
»Nachdem Hawk mir mitgeteilt hatte, dass er Lord Douglas ist.«
Da brach er in schallendes Gelächter aus, und Hawk lenkte seinen Hengst an Nutmegs Seite.
»Du scheinst dich gut mit meinem Freund zu verstehen«, bemerkte er, während Sloan vorausritt. »Gefällt dir die Reise?«
»Diese Landschaft ist wundervoll.«
»Hier wohnt Wakantanka.«
»Das große Geheimnis?«
»Ja.«
»Glaubst du daran? Du
Weitere Kostenlose Bücher