Der Indianerlord
Pfeile aus ihren Köchern, ergriffen die Bögen. Schnell wie der Wind galoppierten sie hinter ihrer Jagdbeute her.
Kapitel 2O
Kurz nachdem die Männer davongeritten waren, ging Deer Woman zu Skylars Wigwam. Höflich klopfte sie an die Zeltklappe, wie eine Nachbarin in der Stadt an die Haustür. Sie brachte Büffelfleisch, Beeren und Maiskörner mit, die sie vermutlich einem fahrenden Händler abgekauft hatte. Hinter ihr schleppte -Little Rabbit einen. Wassereimer und einen schweren Kochtopf herein.
Skylar dankte der alten Frau und dem kleinen Mädchen. Sobald sie den Eindruck gewann, dass Deer Woman ihr die ganze Arbeit abnehmen wollte, schüttelte sie energisch den Kopf und bot den beiden Platz an.
Obwohl die Indianerinnen kein Wort verstanden, schwatzte sie unentwegt, in sanftem, freundlichem Ton. »Zu Hause habe ich immer gern gekocht, trotz der zahlreichen Dienstboten. Keine Sklaven, sondern Angestellte ... Eigentlich waren wir niemals richtige Südstaatler. Einige meiner Verwandten lebten allerdings in Virginia und kämpften für die Konföderation. In unserem Grenzstaat
Maryland spionierte einer dem anderen nach, und da passierten noch schlimmere Dinge. Aber das ist Schon lange her. Meine Schwester und ich spielten oft in der Küche. Als unsere Mutter krank war, halfen wir ihr, so gut wir konnten. Damit lenkten wir uns von unserem Kummer ab, vom Hass gegen unseren Stiefvater. Inzwischen hat er für sein Verbrechen bezahlt. Ich weiß nicht, ob er noch lebt ... Nein, sicher ist er noch am Leben. Deshalb muss Sabrina möglichst schnell vor ihm fliehen. Sie kommt hierher, und das verdanke ich Hawk. Sicher, es war albern von mir, ihn zu attackieren. Dazu hatte ich wirklich keinen Grund. Was für eine seltsame Ehe … «
Deer Woman und Little- Rabbit wechselten einen Blick. Offenbar fürchteten sie, Thunder Hawk hätte nicht nur eine weiße, sondern auch eine verrückte Frau geheiratet.
Während Skylar redete, arbeitete sie eifrig. Die Indianerinnen hatten ihr auch Tee und Kaffee mitgebracht. Und so servierte sie ihnen Tee, den sie mit Zucker aus Mayfair süßte. Skeptisch runzelte Deer Woman die Stirn. Aber die abenteuerlustige Little Rabbit kostete das Getränk, lächelte entzückt und ermunterte ihre Urgroßmutter, es ebenfalls zu versuchen. Zu ihrer Genugtuung beobachtete Skylar, wie gut ihrer Sioux-Verwandten der sÜße Tee schmeckte.
Von fröhlichem Gelächter angelockt, erschienen nun weitere Frauen, und Skylar kochte noch mehr Tee. Schließlich trat auch Earth Woman ins Zelt, und Skylar verbarg ihr Unbehagen. Die Besucherin überreichte ihr ein Kleid aus dunklerem Rehleder mit einer exquisiten Stickerei aus feinen Federn, das sie wohl oder übel annehmen musste.
Da sie die Sitten der Sioux allmählich kennenlernte, verschenkte sie ihre gesamte Reisegarderobe. Dabei redete sie unablässig. Kichernd probierten die Frauen lange Unterhosen und Korsetts an.
Aber Skylar ließ sich von der allgemeinen Heiterkeit nicht ablenken und bereitete zielstrebig das Dinner für die Männer vor. Obwohl sie alles allein erledigen wollte, halfen ihr die Indianerinnen.
Mittlerweile hatte sie weitere Zutaten für ihren Eintopf erhalten. Crazy Horses Krieger waren zwar mit der amerikanischen Regierung verfeindet und verachteten die Sioux, die den Behörden dienten, aber das hinderte sie nicht daran, ihnen diverse Waren abzukaufen. Außer den Gewürzen Salz und Pfeffer, die Skylar aus ihrer eigenen Satteltasche geholt hatte, konnte sie Zwiebel und anderes Gemüse in den Topf werfen.
Verlockende Düfte wehten durch den Wigwam, als sich die Frauen verabschiedeten, um das Abendessen für ihre Männer zu kochen. Nur Earth Woman blieb zurück. »Heute Morgen waren Sie mir böse, nicht wahr?«
O Gott, sie sprach englisch ... Bestürzt versuchte sich Skylar zu entsinnen, was sie im Lauf des Nachmittags gesagt hatte. Doch was nicht für fremde Ohren bestimmt war, hatte sie wohl schon vor der Ankunft des Mädchens erzählt. »O nein, ich war nicht böse. Ich ärgerte mich nur, weil ich dachte ... «
»... dass Ihr Mann eine Sioux-Geliebte hat.«
Lächelnd warf Earth Woman ihr langes schwarzes Haar ... in den Nacken. »Ich bin keine Sioux, sondern eine Cheyenne, und ich war noch sehr jung, als unsere Gemeinde am Sand Creek niedergemetzelt wurde -kurz nach meiner ersten Hochzeit. Mit meinem zweiten Mann begleitete ich Black Kettle, der das Sand Creek-Massaker ebenfalls überlebt hatte, auf seinen Reisen. Da tauchte
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