Der Indianerlord
nass. Von der Seite betrachtet, sah er wie Hawk aus - genauso groß und kräftig gebaut.
Als er sich zu Skylar wandte, erkannte sie ihn. Sloan.
Belustigt hob er die Brauen, und erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, dass sie splitternackt war. Ein starker Arm packte sie von hinten. Unbemerkt war Hawk durch den Fluss zu ihr gewatet.
Die Indianerin drehte sich lächelnd um und winkte ihnen zu, ihre vollen Brüste wippten in den Wellen. Am liebsten wäre Skylar im Erdboden versunken. O Gott, vorhin hatte sie Sloan mit ihrem Mann verwechselt.
»Lauf nie wieder nackt davon, Lady Douglas!« fauchte Hawk in ihr Ohr. »Oder du verbringst eine ganze Nacht am Marterpfahl!« Gnadenlos zerrte er sie ins eisige Wasser zurück.
Nun bereute sie ihre unbegründete Eifersucht. Sie hatte sich idiotisch benommen, und sie wusste nicht, wie sie sich entschuldigen sollte. Am anderen Ufer angekommen, schlüpfte sie zitternd in ihr Kleid. Hawk packte ihr Haar, riß ihren Kopf nach hinten und zwang sie, ihn anzuschauen. »Heute abend wirst du dich wie die beste Sioux-Squaw aller Zeiten benehmen, verstanden?<<
Der Schmerz trieb ihr beinahe Tränen in die Augen. »Zum Teufel mit dir ... «
»Nein, Skylar, diesmal bist du im Unrecht. Ich habe dir einen Wunsch erfüllt und das Geld nach Osten geschickt. Trotzdem bist du nicht bereit, mir auch nur ein bisschen entgegenzukommen.«
Als er sie abrupt losließ, stolperte sie nach hinten und stieß gegen einen breiten Ast. Sie kniff die Augen zusammen, klammerte sich an den letzten Rest ihres Stolzes, ihrer Würde. So sehr es ihr auch widerstrebte, sie musste ihrem Mann zustimmen. Vor der Abreise hatte er das Geld abgeschickt, und sie war ihm etwas schuldig.
Natürlich konnte sie sich nicht in eine vollkommene Sioux-Squaw verwandeln. Irgend jemand musste ihr helfen, das Abendessen für Crazy Horse vorzubereiten.
***
Bedrückt kehrte sie ins Dorf zurück. Dort scharten sich mehrere Indianer um eine Kriegergruppe, die offenbar losreiten wollte.
Ehe sie auf ihre Ponys stiegen, vervollständigten einige Männer ihre Kriegsbemalung. Niemand schien Skylar zu bemerken.
Plötzlich begegnete sie dem Blick eines großen Sioux, und er kam mit schnellen Schritten zu ihr. Ein roter Farbstreifen verdeckte eine Narbe in seinem markanten Gesicht. Die Arme vor der Brust verschränkt, musterte er sie ungeniert. Nie zuvor hatte sie einen so bedrohlichen Indianer gesehen, und sie wich angstvoll zurück. Aber da trat Hawk an ihre Seite und legte einen Arm um ihre Schultern.
»Crazy Horse«, begann er und fügte einige Worte in der Sioux-Sprache hinzu. Dann sagte er auf Englisch: »Skylar, ich habe dich mit Crazy Horse bekannt gemacht. Nun musst du ihn begrüßen.«
Wie gern hätte sie ihrem Mann die Ellbogen in die Rippen gestoßen ... Aber sie beherrschte sich mühsam und nickte dem furchteinflößenden Krieger zu. Zu ihrer Überraschung verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, das ihm fast liebenswerte Züge verlieh.
Auch Skylar lächelte, wenn auch etwas gezwungen. Dann kehrte er mit Hawk zu den anderen Kriegern zurück. Blitzschnell schwangen sie sich auf ihre Pferde, und der Häuptling hob sein Gewehr. Als er einen gellenden Schrei ausstieß, zuckte Skylar erschrocken zusammen.
Sloan winkte ihr zu. Vor kurzem hatte er ihren nackten Körper gesehen, und diese Erinnerung trieb ihr das Blut in die Wangen. Trotzdem hob sie eine Hand, um seinen Gruß zu erwidern. In ihm hätte sie einen wahren Freund gefunden, der bereit war, sie bedingungslos zu akzeptieren - im Gegensatz zu ihrem Ehemann.
Sie beobachtete, wie er Hawks bronzebraunen Arm berührte und mit ihm sprach. Offenbar stellte er eine Frage und erhielt eine zustimmende Antwort.
Ohne Skylar einen Blick zu gönnen, sprengte Hawk davon. Aber Sloan ritt zu ihr.
»Was haben Sie vor?« fragte sie besorgt.
»Wir wollen jagen.«
Erleichtert atmete sie auf. Also würden sie sich nicht auf den Kriegspfad begeben.
Sie musterte seine bronzebraune bemalte Brust, die einzelne Feder, die in seinem Haar steckte. »Wenn Sie einer Army-Truppe begegnen, wird man Sie erschießen.«
»Heute treffen wir sicher keine Weißen. Wir reiten nach Westen.«
»Ins Crow-Gebiet?«
»Wahrscheinlich nicht ganz so weit ... «
»Diese Jagd ist nur ein Vorwand, nicht wahr? In Wirklichkeit wollen Sie sich vergewissern, dass keine Crow in der Nähe sind.«
»Wir jagen, weil sich die Jahreszeit dafür eignet. Und vielleicht halten wir nach ein paar Crow-Krieger
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