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Der indigoblaue Schleier

Der indigoblaue Schleier

Titel: Der indigoblaue Schleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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ist etwas anderes, wenn über die Köpfe der Brautleute hinweg entschieden wird.«
    »Ach, Kindchen«, sagte Dona Juliana, »hört doch endlich auf mit diesem leidigen Thema. Eure Eltern sind nicht nur älter, sondern auch klüger und erfahrener als Ihr, und ganz bestimmt werden sie sich nicht leichtfertig für einen Kandidaten entscheiden. Sie haben doch bei alldem immer nur Euer Wohl im Blick. Im Übrigen vergesst Ihr Eure Manieren. Wir alle wissen, dass der Auserwählte unser lieber Senhor Miguel hier ist, und er scheint mir doch ein durchaus akzeptabler, um nicht zu sagen: sehr passender Kandidat zu sein. Ich jedenfalls würde ihn mit Kusshand nehmen.«
    »Juliana!«, schritt Senhor Afonso ein und rückte das Weinglas ein wenig von seiner Frau ab.
    Miguel amüsierte sich köstlich. »Ich danke Euch, liebe Dona Juliana, für diese vorteilhafte Einschätzung meiner Person. Wäre ich in einem Alter, in dem ich Eurer Weisheit und Erfahrung gewachsen wäre, würde auch ich Euch mit Kusshand nehmen.«
    Isabel verdrehte die Augen. Aha, dachte sie, da kam er schließlich durch, der unverbesserliche Weiberheld.
     
    Die Gäste blieben insgesamt eine Woche auf dem Solar das Mangueiras. Genau wie ihr Gastgeber benötigten sie vor allem Ruhe und Behaglichkeit, so dass die Zeit ihnen nicht lang wurde. Miguel unterhielt sie mit ein paar Kartentricks, Panjo unterhielt sie einfach nur mit seiner Gegenwart. Alle drei Neuankömmlinge waren Hundefreunde, so dass auch Panjo eine schöne Zeit hatte. Er wurde auf Schritt und Tritt gestreichelt und gehätschelt, und die vielen Leckereien, die Dona Juliana ihm heimlich zusteckte, ließen ihn kugelrund werden. Miguel unternahm nichts dagegen. Auch sein Hund hatte Erholung verdient, und der angefutterte Speck auf seinen Rippen würde in kürzester Zeit verschwinden, wenn das Wetter sich erst besserte und sie sich mehr im Freien aufhielten.
    Dann endlich zeigte sich wieder die Sonne, und zwar gleich mehrere Tage hintereinander. Die Wege waren noch immer schlammig, aber das Fortkommen war nicht mehr allzu schwierig. Die Eheleute Queiroz und Isabel de Matos entschlossen sich zur Abfahrt.
    »Wir haben Euch lange genug belästigt«, sagte Senhor Afonso.
    »Sollte ich je den Eindruck vermittelt haben, Ihr wäret eine Last für mich gewesen, dann bitte ich Euch dafür um Verzeihung. Ich habe Euren Besuch sehr genossen und würde mich freuen, wenn Ihr noch länger bleiben könntet.«
    »Ach, mein lieber Junge«, sagte Dona Juliana seufzend, »das ist entzückend von Euch. Uns gefällt es bei Euch auch sehr gut. Aber wir sind natürlich begierig darauf zu erfahren, wohin es unsere Freunde verschlagen hat und ob sie wohlauf sind. Inzwischen dürfte sich die Nachricht von der Ankunft unseres Schiffes ja auch herumgesprochen haben, so dass wir die Ärmsten nicht länger im Unklaren über unseren Verbleib lassen dürfen. Sie machen sich gewiss große Sorgen.«
    »Außerdem«, gab nun auch Isabel ihren Kommentar dazu ab, »wollen wir ja auch einmal etwas anderes von Indien sehen als Euer zweifellos sehr schönes Solar das Mangueiras. Und da wir nun alle gut erholt und wieder frohen Mutes sind, kann nicht einmal Euer Charme uns länger hier halten. Oder der niedliche Panjo.« Der Hund fühlte sich, als er seinen Namen hörte, sofort aufgefordert, zu Isabel zu laufen und sich an sie zu schmiegen.
    »Aber die Zeit, mit mir noch einmal unter vier Augen zu reden, habt Ihr noch, nicht wahr?«, fragte Miguel sie. Und an die Queiroz gewandt, fügte er hinzu: »Auf der Veranda, versteht sich, so dass Ihr vom Salon ein wachsames Auge auf uns haben könnt. Wir wollen doch schließlich keinen haltlosen Gerüchten Vorschub leisten.«
    Dona Juliana errötete leicht und zog sich auf ihr Zimmer zurück, um mit dem Packen zu beginnen. Senhor Afonso, der sich, seit seine Rippen nicht mehr so stark schmerzten, als schulterklopfender Witzbold entpuppt hatte, der nie mit nutzlosem Rat sparte, meinte: »Aber wir werden uns keinen Moment von dem entgehen lassen, was das junge Glück da so treiben mag. Also seid vorsichtig, Senhor Miguel.« Der ältere Herr brach in schmutziges Gelächter aus. Isabel und Miguel warfen sich Blicke stillschweigenden Einverständnisses zu: Der Mann war lästig, und ja, sie würden sich nun nach draußen begeben, um ein paar Dinge zu besprechen, die die anderen nichts angingen.
    Zwei schmiedeeiserne Stühle und ein Tisch wurden nach draußen gestellt und von drei Dienern trocken gerieben. Govind

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