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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Die sich schattenhaft abhebenden Baumkronen erinnerten an riesenhafte Hände...
    Ich versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, was mir nicht so recht gelingen wollte.
    "Soll ich dich ablösen, Linda?"
    "Schon gut, Josh. Es geht noch."
    "Soll ich das Radio laut machen, damit du nicht einschläfst?"
    "Ach, Josh! Braucht jemand, der mit dir zusammen im Wagen sitzt denn noch ein Radio?"
    "So gut bin ich? Naja, dann weiß ich ja zumindest, daß ich auch noch in einer anderen Branche eine Chance hätte. Ich meine, falls irgendwann einmal niemand mehr meine Bilder haben will..."
    Wir lachten beide.
    Josh war ein Spaßvogel, der immer einen Gag auf der Zunge hatte. Das machte es angenehm, mit ihm zusammenzuarbeiten.
    Ich verengte die Augen ein wenig, als die Straße eine ziemlich enge Kurve machte. Es wurde immer schwieriger, sich zu konzentrieren.
    Josh gähnte ziemlich ungeniert.
    "Wie alt ist die Carter eigenlich inzwischen?" meinte er.
    "Keine Ahnung. Ich habe zwar nachgeforscht, aber in verschiedenen Werken zur Filmgeschichte unterschiedliche Daten gefunden..."
    "Und die Dame macht wahrscheinlich ein Geheimnis daraus, was?"
    "So ist es. Aber immerhin dürfte feststehen, daß sie zum vierten Mal verheiratet ist."
    "Alle Achtung", staunte Josh.
    "Ihr letzter Film liegt aber schon zwanzig Jahre zurück.
    Danach kamen nur noch ein paar Gastauftritte in Seifenopern.
    Trotzdem hat das breite Publikum nie das Interesse an ihr verloren. Und je mehr sie sich zurückgezogen hat, desto größer wurde es..."
    "Ich hoffe, die alte Dame besteht nicht darauf, daß ich alle Falten herausretouschiere. Dann hätten wir nämlich gleich die Bilder aus dem Archiv nehmen können..."
    Ich seufzte.
    "Manchmal bist du geschmacklos, Josh!"
    Er hob die Augenbrauen.
    "Ach, ja?"
    "Ich habe Gillian Carters Filme immer sehr gemocht", bekannte ich. "Altmodische Melodramen fürs Herz - aber wenn sie im Fernsehen wiederholt werden, lasse ich sie mir nicht entgehen!"
    "Linda! Paß auf, da!"
    Nur einen Sekundenbruchteil später schlug der Puls mir bis zum Hals und schiere Verzweiflung erfaßte mich.
    Nein! schrie es in mir.
    Im Licht der Scheinwerfer erschien wie aus dem Nichts eine Gestalt, die mitten auf der Straße stand. Einen Augenblick später trat ich mit aller Kraft in die Bremsen. Mit quietschenden Reifen kam der Mercedes schließlich nur Zentimeter von der Gestalt zum Stehen.
    Ich zitterte.
    Der Schreck steckte mir noch in den Gliedern.
    Vor der Kühlerhaube des 190ers stand eine Frau in einem fließenden roten Gewand. Ihr Gesicht war sehr feingeschnitten und wirkte exotisch. Das lange dunkle Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Sie stand da und berührte mit der Hand leicht die Kühlerhaube.
    Ihr Blick schien seltsam entrückt zu sein.
    Ein merkwürdiges Lächeln umspielte ihre vollen Lippen. Ein Lächeln, daß mir unwillkürlich einen Schauder über den Rücken jagte.
    "Auch das noch!" hörte ich Josh neben mir sagen. "Eine Selbstmörderin! Sie muß wahnsinnig sein, sich mitten auf die Straße zu stellen."
    Er öffnete die Tür.
    "Josh!"
    Er sah mich erstaunt an.
    "Was ist los?"
    Ich konnte es nicht sagen.

    Da war nur ein Gefühl.
    Eine vage Ahnung, daß da draußen etwas Unheilvolles lauerte... Es war absurd, denn alles, was in der Finsternis zu sehen war, war eine offenbar verwirrte junge Frau, die beinahe vor meinen Wagen gelaufen war.
    "Nichts", murmelte ich.
    Wir stiegen aus.
    Die junge Frau sah uns mit ihren dunklen Augen an und wich etwas zurück.
    "Ist Ihnen etwas passiert?" fragte ich. "Sind Sie verletzt?"
    Sie reagierte nicht darauf.
    Stattdessen wich sie weiter zurück, drehte sich schließlich herum und ging in die Finsternis hinein.
    "Warten Sie!" rief ich. "Warum gehen Sie denn weg?"
    Sie antwortete nicht.
    Ich folgte ihr ein paar Schritte. Sie wandte sich seitwärts, so daß sie aus dem Scheinwerferkegel des Mercedes hinaustrat. Noch einmal rief ich hinter ihr her, dann sah ich ihre schattenhafte Gestalt in den Wald hineingehen, der sich rechts und links der Fahrbahn erstreckte. Ihre Schritte schienen völlig geräuschlos zu sein, während unter meinen Füßen die Äste nur so knackten, nachdem ich den Asphalt der Fahrbahn verlassen hatte.
    Wind strich durch die Baumkronen und ließ sie leicht hin-und herschwenken. Ein paar Schritte noch machte ich vorwärts und ließ den Blick umherschweifen. Knorrige, verwachsene Bäume wirkten wie die Umrisse alptraumhafter Ungeheuer.
    Blätter raschelten und von irgendwoher war der Ruf eines

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