Der indiskrete Roboter
dieser grundlosen Verdächtigung erschüttert, bemerkten die beiden nicht, daß die Kapsel zu schaukeln aufgehört hatte.
Da Oskar sie weder nach der einen noch nach der anderen Seite aus ihrer Lage bringen konnte, hatte er die Versuche aufgegeben und stapfte zur Lorak zurück. Fredy beobachtete, wie ihm auf halbem Wege wieder einmal das Bein einschnappte. Der Roboter schlug sich selber mit der Faust in die Kniekehle, machte eine Verbeugung und stapfte weiter zur Schleuse.
»Berichte!« forderte Gustav den Roboter auf, sobald er in der Lorak war.
»Ich bekomme die Krampe nicht frei«, sagte Oskar. »Die Kapsel liegt zu tief in der Kuhle.«
»Und wie ist es um die Insassen bestellt? Du hast doch Morsekontakt mit ihnen aufgenommen?«
»Sie leben.«
»Und was haben sie gesagt?«
»Ich drehe die Kapsel.«
Gustav sah den Junglotsen fragend an. Der hob die Schultern.
»Wie es scheint, hat der arme Kerl im Wasser Schaden genommen. Ich habe ja gleich gesagt, daß er darauf nicht eingerichtet ist.«
Gustav wandte sich wieder dem Roboter zu. »Oskar!«
»Ich höre.«
»Paß jetzt genau auf! Du behauptest, die Leute haben gesagt: Ich drehe die Kapsel. Und was hast du ihnen vorher an die Kapsel geklopft?«
»Ich drehe die Kapsel.«
»Da hast du’s!« rief Fredy, »er ist tatsächlich durchgedreht.«
Gustav winkte ab. »Demnach«, fragte er den Roboter, »haben die Leute genau das wiederholt, was du ihnen vorher gesagt hattest?«
»Ja.«
»Dann ist alles klar. Von den Insassen der Kapsel kann keiner morsen, und da haben sie, ohne den Sinn zu verstehen die Zeichen von Oskar einfach wiederholt.«
»Das ist eine logische Erklärung«, stimmte Fredy zu, »und sie befreit Oskar von dem Verdacht, es am Kopfe abgekriegt zu haben. Bleibt nur noch die Frage, wie wir die Krampe frei bekommen.«
»Vielleicht hat Oskar eine Idee.«
»Wir müssen die Kapsel mit . . . mi . . . i . . .» Der Roboter verstummte.
Fredy sah seinen eisernen Freund erschrocken an.
»Der arme Kerl«, sagte er mit belegter Stimme und schluckte, »nun ist es wohl doch aus mit ihm.«
Gustav war nicht minder betroffen, er hing wie Fredy an dem Roboter. Im Augenblick aber galt es, den Insassen der Kapsel zu helfen.
»Hast du keine Ahnung«, fragte er Fredy, »was Oskar uns sagen wollte?«
Der Junglotse wandte sich zögernd von dem Roboter ab. »Ahnen kann man viel, aber was er tatsächlich sagen wollte . . .«
»Vielleicht, daß wir die Kapsel mit der Lorak . . .«
In dem Moment stampfte der Roboter kräftig mit dem Fuß auf. Die beiden Lotsen fuhren herum. Jetzt nickte Oskar ihnen zu.
»Er ist nur stumm, aber nicht taub!« rief Fredy. »Er nickt, um uns zu zeigen, daß er uns verstehen kann.«
»Oder weil ich mit meiner Vermutung auf dem richtigen Wege war«, meinte der Altlotse. »Hör mal, Oskar, wolltest du uns sagen, daß wir die Kapsel mit der Lorak aus der Kuhle stoßen sollen?«
Der Roboter nickte abermals.
Fredy war hell begeistert. »Das ist es! Oskar, du bist ein As! Und sprechen wirst du auch bald wieder, da mach dir nur keine Sorge, das kriege ich schon hin!«
Gustav hatte indessen Verbindung mit dem Unikraft aufgenommen, um Boris zu informieren. Der Cheflotse hatte jedoch Bedenken.
»Wenn ihr die Kapsel mit der Lorak aus der Kuhle drückt, schabt die Krampe am Seeboden entlang und reißt womöglich ab.«
»Dann machen wir es eben anders«, erwiderte Gustav, »ich hab’ da noch eine sanftere Idee.«
»Und die wäre?«
»Wir setzen die Lorak auf der Kapsel auf und gleiten mit einem leichten Andruck über sie hin.«
»Wie im Zirkus«, meinte Boris lachend, »der Elefant auf der rollenden Kugel.«
»So ähnlich«, bestätigte Gustav. »Bleibt nur die Frage, wie wir die Trosse anbringen, wenn wir auf die Art die Krampe frei haben.«
»Du rechnest damit, daß es Fredy nicht gelingt, den Roboter wieder völlig in Ordnung zu bringen?«
»Damit muß ich rechnen.«
»Dann müssen wir es umgekehrt machen. Sag Fredy, er soll das Sprechzentrum nicht reparieren sondern ausbauen und den Roboter über Funk leiten. Da arbeitet er zwar ohne Eigen Steuerung, aber auch ohne die störanfälligen Elemente.«
Der Altlotse war skeptisch. »Es kann auch sein, daß er dann überhaupt nicht arbeitet. Wir haben noch nie ausprobiert, ob er ohne Eigensteuerung überhaupt funktioniert.«
»Wenn nicht«, versetzte Boris kurz angebunden, »übernehme ich den Abtransport der Kapsel.«
»Aber der Greifer des Unikraft läßt sich doch nur
Weitere Kostenlose Bücher