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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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gekommen.«
    »Das läßt sich noch nicht so genau sagen«, meinte der Direktor, »allerdings deutet das Erscheinungsbild darauf hin, daß Professor Lock eine verblüffend einfache Form der direkten Energieumwandlung gefunden hat, vermutlich für ihn selbst unerwartet.«
    Renner erkundigte sich, was in diesem Falle unter einer einfachen Form der Energieumwandlung zu verstehen sei, und der Direktor setzte ihm auseinander, daß Wasserstoff als die rationellste Energie jetzt auch auf die rationellste Art gewonnen werden kann, immer vorausgesetzt, daß die Vermutungen über Locks Entdeckung sich bestätigen.
    »Und da Wasserstoff«, fuhr der Direktor fort, »den Vorzug hat, nicht nur Energieträger, sondern Baustein aller Organismen zu sein, können wir mit ihm, sobald wir ihn auf rationelle Art gewinnen, die erstaunlichsten Dinge vollbringen, beispielsweise ist es uns dann ohne weiteres möglich, das ganze Sonnensystem bewohnbar zu machen.«
    »Oder die Erde so zu gestalten«, meinte der genügsamere Renner, »daß wir auf ihr ohne Sorge um unsere Zukunft leben können.«
    »Das ist richtig«, bestätigte der Direktor. »Da Wasserstoff unerschöpflich ist, können wir mit seiner Hilfe Nahrung, Kleidung und alles andere, was wir zum Leben brauchen, auf immer in genügender Menge herstellen. Und mehr als das.«
    »Das ist ja märchenhaft!« Renner zeigte sich geradezu begeistert. Das war ganz gegen seine Gewohnheit, und es war auch nur ein kurzer Augenblick. »Wir müssen die Kapsel so schnell wie möglich bergen«, sagte er in der gewohnt trockenen Art. »Nur wenn wir den Professor retten, retten wir auch seine Entdeckung. Und das sind wir ihm schuldig, das sind wir der Menschheit schuldig.«

    »Na endlich!« rief Gustav, als Fredy die Brustklappe des Roboters zuknallte, »und kann er jetzt wirklich morsen?«
    »Das ist keine Frage.«
    »Und was ist dann eine Frage? Ob die Insassen der Kapsel morsen können?«
    »Wir haben bis jetzt noch nicht ein einziges Lebenszeichen von ihnen erhalten«, sagte der Junglotse, »da frage ich mich, ob sie überhaupt noch zu etwas in der Lage sind.«
    »Und wem hilft die Frage? Ihnen? Oder uns?«
    Fredy nahm ohne ein weiteres Wort seinen Schutzanzug aus dem Spind, und die beiden stürmten, nachdem sie sich kurz von Sara verabschiedet hatten, davon. Der Roboter folgte ihnen, hatte jedoch Schwierigkeiten, Anschluß zu halten, da er nicht so gut zu Fuß war. Und als auf halbem Wege zum Hangar auch noch sein Bein stehen blieb, rief Fredy wütend über die Schulter: »Hau dir selber eins rein!« und rannte weiter. Oskar hieb sich mit der Faust in die Kniekehle, sagte sich selber vielen Dank und lief den beiden Lotsen hinterher.
     
    Die Kapsel war kugelförmig, bei einem Durchmesser von vier Metern. Die ungewöhnliche und noch immer zunehmende Hitze hatte die Insassen gezwungen, sich ihrer Kleidungsstücke weitgehend zu entledigen. Da die Kapsel in schräger Lage auf Grund gegangen war, hatte sich Professor Lock statt auf einen Stuhl auf den Boden gehockt, preßte ein Bündel Papiere an die Brust und blickte verängstigt um sich. Doktor Wedim bemühte sich, die Energieanlage in Gang zu bringen, aber bis jetzt ohne Erfolg. Er wandte sich zu Heli Anderson um, die ihm das Werkzeug reichte.
    »Wenn das kein Witz ist!« rief er mit beinahe tragischer Ironie. »Da haben wir eine Entdeckung gemacht, die der gesamten Menschheit auf ewig ausreichend Energie verschafft, und wir selber gehen an Energiemangel zugrunde!«
    Ein merkwürdiges Geräusch veranlaßte Heli, sich umzudrehen. Der Professor bebte an allen Gliedern und blickte wie ein gehetztes Tier umher. Plötzlich sprang er auf.
    »Ich will hinaus! Laßt mich aussteigen! Ich muß . . .«
    »Hinsetzen!« donnerte Wedim und hob drohend einen Schraubenschlüssel.
    Der Professor fuhr tatsächlich wie von einem Schlag getroffen zusammen und hockte sich wieder auf den Boden. Heli Anderson war blaß geworden. Sie blickte Doktor Wedim entsetzt an.
    »Du kannst doch den Professor nicht . . .«
    »Ein Eimer kaltes Wasser über den Kopf wär’ natürlich besser«, meinte Wedim, »aber da sowas im Moment nicht zu haben ist, müssen wir uns mit anderen Beruhigungsmitteln behelfen.«
    »Und ich dachte schon, du wolltest ihm wirklich . . .«
    »Wenn es nötig ist, dann auch das. Aber natürlich mit der gebotenen Vorsicht.« Der Doktor legte den Schraubenschlüssel in den Kasten zurück und nahm einige Schraubenzieher heraus. »Wenn wir die Energieanlage

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