Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
Vom Netzwerk:
nicht wieder in Gang kriegen, sollten wir versuchen, wenigstens die Postschleuse zu reparieren. Wie es scheint, ist sie nur verklemmt.«
     
    Die Lorak näherte sich dem Kumosee. Der Junglotse hatte bereits mit dem Unikraft Verbindung aufgenommen.
    »Gibt es was Neues?« fragte Fredy den Cheflotsen.
    »Nichts von Bedeutung. Die Wassertemperatur beträgt inzwischen zweiundsiebzig Grad.«
    »Da werden die Leutchen in der Kapsel ganz schön am Schwitzen sein. Hast du erfahren können, ob einer von ihnen sich aufs Morsen versteht?«
    Boris verneinte. »Jedenfalls ist in der THERMOCHEMAK nichts davon bekannt. Der Leiter der Gewässerwarte meinte, ihr sollt notfalls den Takt eines bekannten Liedes klopfen.«
    »Eine gute Idee! Der Haken ist nur, daß Oskar ziemlich unmusikalisch ist. Melodien merkt er sich besser als eine Schallplatte. Aber von Takt hat er keine Ahnung.«
    »Ist er wenigstens wasserfest?«
    »Wie soll ich das wissen?« versetzte der Junglotse. »Bisher hat er nur Ölbäder genommen.«
    Die Lorak hatte jetzt die Westseite des Kumosees erreicht, und Boris kreiste, um sie einzuweisen, mit dem Unikraft über der Stelle, wo der Taucherkasten im Seeboden steckte. Von dort aus sollten Gustav und Fredy die Suche in südlicher Richtung aufnehmen.
    Boris nahm indessen erneut Verbindung mit der THERMOCHEMAK auf, um mit Professor Locks Arzt zu sprechen. Der Mann war soeben eingetroffen und eröffnete dem Cheflotsen, daß Lock seit Monaten unter starken psychoneurotischen Beschwerden leide. Nach der Ursache befragt, erklärte der Arzt, daß der Professor über lange Zeit keine nennenswerten wissenschaftlichen Leistungen mehr aufzuweisen gehabt habe. Alle Experimente seien Mißerfolge gewesen, was bei einem Manne mit dem Ehrgeiz von Professor Lock unvermeidlich zu psychischen Störungen führen mußte.
    »Und jetzt, wo er, wie es scheint, eine große Entdeckung gemacht hat«, fragte Boris, »wie könnte er da reagieren?«
    »Vermutlich fällt er ins andere Extrem«, meinte der Arzt, »in ein übersteigertes Ich-Bewußtsein.«
    »Auch in dem Falle, wo die Entdeckung mehr ein glücklicher Zufall denn ein Verdienst ist?«
    »Dann erst recht.«
    Boris hatte genug gehört und ließ sich jetzt den Direktor der THERMOCHEMAK geben. Er wollte wissen, ob die Entdeckung Professor Locks auch ohne ihn rekonstruierbar sei.
    »Das ist gänzlich ausgeschlossen«, erklärte der Direktor. »Da das Experiment nicht mit uns abgesprochen war, haben wir auch keine Unterlagen. Alle Aufzeichnungen des Professors, soweit er welche angefertigt hat, befinden sich in der Kapsel.«
    »Demnach wird die Welt, wenn die Kapsel nicht geborgen wird, niemals erfahren, was der Professor entdeckt hat«, stellte Borisfest. »Um mir auszumalen, was ein Mann wie Lock in dieser Situation anstellt, brauche ich keinen Arzt zu fragen.«

    Boris nahm sofort Verbindung mit dem Lotsenschiff auf, das bereits die Sandbank erreicht hatte.
    »Wir sind ihnen auf der Spur!« rief Fredy, noch bevor Boris zu Wort kam. »Die Kapsel hatte hier Bodenberührung; die Furche, die sie in die Sandbank gezogen hat, ist ziemlich tief. Danach kann sie nicht mehr weit gekommen sein.«
    »Hoffen wir’s«, sagte Boris und unterrichtete die beiden Lotsen von der psychischen Verfassung des Professors. »Wir müssen darauf gefaßt sein«, schloß er, »daß der Mann in seinen Handlungen unberechenbar ist.«
    »Keine Bange«, entgegnete Gustav gemütlich, »die physische Verfassung des Professors ist vermutlich nicht viel besser als seine psychische, also kann er kaum Unfug anrichten. Und überdies ist er ja nicht allein in der Kapsel.«
     
    Die Badegäste hatten, als die Lorak auf der gegenüberliegenden Seite des Sees am Horizont aufgetaucht war, die unterschiedlichsten Vermutungen über deren Aufgabe angestellt, noch dazu die meisten nicht genau wußten, was für ein Schiff die Lorak war. Der sehr dicke Mann erkundigte sich bei dem Fahrer des Jeeps. Und als er erfahren hatte, daß es sich um eine Raumlotsenrakete handele, nickte er vielsagend mit dem Kopf.
    »Als Junge«, bekannte er, »habe ich alle Geschichten gelesen, die es über Raumlotsen gab. Die Leute haben mir immer mächtig imponiert. Sind ein ganz eigenes Völkchen. Wollte auch mal einer von ihnen werden.«

    »Nur gab es keine passende Rakete für dich, wie?« frotzelte der Fahrer.
    Der sehr dicke Mann nahm die Anspielung nicht übel. Überdies wurde seine Aufmerksamkeit jetzt von den Flugzeugen in Anspruch genommen, die in

Weitere Kostenlose Bücher