Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
Vom Netzwerk:
achtzehn Meter ausfahren, und wir liegen bei hundert Meter!«
    »Ich gehe ja nur kurzzeitig unter Wasser«, ent-gegnete Boris, »da wird das Unikraft die Temperatur schon aushalten, jedenfalls eher als eure Schutzanzüge den da unten herrschenden Druck.«
    »Wir könnten andere anfordern.«
    »Dazu ist keine Zeit mehr.«
     
    Doktor Wedim hatte fieberhaft an der Postschleuse gearbeitet und schien auch endlich Erfolg zu haben. Heli Anderson dagegen kümmerte sich um den Professor. »Ich glaube«, sagte sie jetzt, »er kommt wieder zu sich.«

    Lock hatte kaum die Augen geöffnet, da drang Wedim heftig auf ihn ein.
    »Professor, die Formel! Du mußt uns die Formel sagen!«
    Lock blickte Wedim, wie es schien, verständnislos an und fingerte nervös am Hemdkragen. Heli schob ihm ein Kissen unter den Kopf und bedeutete Wedim, sich zurückzuhalten.
    »Man hat uns gefunden«, sagte sie, »also wird man uns auch retten. Wozu quälst du ihn noch?«
    »Weil wir noch immer mit allem rechnen müssen! Soll die Entdeckung verloren gehen, nur weil wir auf seinen verdammten Starrsinn Rücksicht nehmen?«
    Wedim wandte sich abermals Lock zu. »Gib uns die Formel! Wir schicken sie durch die Postschleuse nach oben. Das wichtigste ist jetzt, die Entdeckung zu retten!«
    Der Professor blickte mit fahrigen Augen umher, sprang plötzlich hoch und stürzte sich auf die neben der Postschleuse stehende Kassette.
    »Die Formel?« rief er, »die gehört mir, mir allein! Kein anderer als ich wird sie der Welt offenbaren!«
    Wedim gab nun alle Zurückhaltung auf. »Dann offenbar sie doch, du verdammter Narr!« schrie er. »Schreib sie auf und setz deinen Namen darunter! Aber schreib sie endlich auf!«
    »Aufschreiben?« Der Professor schlug ein irres Lachen an. »Das könnte euch so passen! Ich notiere die Formel, und ihr guckt sie euch ab und vernichtet die Notiz! Nein, nur ich persönlich werde die Formel offenbaren!«

    »Und wenn wir hier drin krepieren«, versetzte Wedim, »wie willst du dann etwas offenbaren?«
    »Ich krepiere nicht!« schrie Lock mit überschnappender Stimme, »ich nicht! Ich, ich . . .«
    Der Professor machte einen Schritt nach vorn, taumelte zurück und sackte kraftlos an der Wand herunter zu Boden. Heli Anderson sprang Lock bei. »Du bringst ihn noch um!«
    »Nicht ich«, entgegnete Wedim, »er selber bringt sich um. Sein schlechtes Gewissen bringt ihn um. Er weiß genau, daß er kein echtes Verdienst an der Entdeckung hat. Es war ein glücklicher Zufall. Als er das Programm des Experiments neu formulierte, war er lediglich auf eine andere Variante des üblichen Ablaufs aus. Der völlig andere Ablauf war absolut ungewollt und eher ein Irrtum als eine Entdeckung. Aber er hat nun einmal das Programm formuliert!«
     
    Ähnliche Überlegungen kamen zur Sprache, als die Oberste Raumbehörde eine weitere Analyse des Geschehens von der THERMOCHEMAK anforderte. Der Direktor und die Assistentin nahmen jetzt mit Sicherheit an, daß die Katastrophe im Kumosee durch eine direkte Energieumwandlung verursacht worden war. Und ebenso sicher waren sie sich darin, daß diese Umwandlung von Lock nicht beabsichtigt war.
    »Also ein ausgemachter Glückstreffer«, konstatierte Renner. »Und da Glückstreffer gewöhnlich unerwartet kommen, verursachen sie oft erst einmal eine Katastrophe.«

    »Diesen Preis«, meinte die Assistentin, »werden wir auch in Zukunft hin und wieder zahlen müssen.«
    »Soll das heißen, daß die zufällige Entdeckung im Wesen der Wissenschaft begründet ist?«
    »Sie ist im Wesen ihres Gegenstandes begründet«, erklärte die Assistentin. »Die Natur ist unerschöpflich. Das ist unser Vorteil, aber dieser Vorteil hat auch seinen Preis. Eben weil die Natur unerschöpflich ist, wird sie uns immer wieder mit unvorhergesehenen Reaktionen überraschen, nur hat das mit Zufall wenig zu tun. Sowenig wie die Entdeckung Amerikas ein Zufall war, sondern vielmehr fällig. Und Kolumbus gilt zu recht als sein Entdecker, obwohl er es nicht gesucht hatte. Wäre er nämlich, statt den kürzesten Seeweg nach Indien zu suchen, schön zu Hause geblieben, hätte er nichts entdeckt, jedenfalls nicht Amerika.«
    »Verstehe«, sagte Renner. »Auf unseren Fall angewandt heißt das: Die Entdeckung Professor Locks war fällig, weshalb sie ungewollt gemacht werden konnte, nicht aber unverdient.«
     
    Der Altlotse hatte die Lorak einige Male um die Kapsel herumgeführt, um den günstigsten Ansatzpunkt zu finden, während Fredy den Roboter

Weitere Kostenlose Bücher